| # taz.de -- Direktorin der UN-Klimakonferenz: Die Frau für gute Stimmung – u… | |
| > Über Erfolg und Misserfolg der UN-Klimakonferenz wird auch das Geschick | |
| > ihrer Direktorin Ana Toni entscheiden. Leichtfallen wird Toni das nicht. | |
| Bild: Ana Toni ist Ex-Aktivistin und Geschäftsführerin der COP30 in Brasilien | |
| Ob die UN-Klimakonferenz in Belém zum Erfolg wird, hängt maßgeblich von | |
| zwei Brasilianer*innen ab, die unterschiedlicher kaum sein könnten: | |
| André Correa do Lago ist über zwei Meter groß und war als Karrierediplomat | |
| sowohl unter dem rechtsextremen Präsidenten Joel Bolsonaro Botschafter in | |
| Indien als auch unter dessen Nachfolger, dem linken Lula da Silva. | |
| Seine Kollegin Ana Toni ist 1,60 Meter und ist über den Aktivismus in die | |
| Politik gelangt: Die studierte Ökonomin hat schon für Greenpeace erste | |
| Amazonas-Initiativen erarbeitet, im Vorstand der Wikimedia-Stiftung | |
| gesessen und zuletzt den ThinkTank Instituto Clima e Sociedade geleitet, | |
| bevor sie zu Lulas Klimaschutz-Beauftragter wurde. | |
| Während Correa do Lago die Delegierten antreiben, Konflikte ausräumen und | |
| um einzelne Verben in Abschlusstexten feilschen muss, hat Toni als | |
| Exekutivdirektorin der COP eine womöglich noch undankbarere Aufgabe: Sie | |
| muss gute Stimmung verbreiten auf einer Konferenz, die in der | |
| Millionenstadt [1][Belém am Rande des verfallenden Regenwaldes] | |
| stattfindet. | |
| „Diese Klimakonferenz zum Erfolg zu führen, wird kompliziert, weil Erfolg | |
| diesmal so schwer zu kommunizieren ist“, sagt Christina Figueres, von 2010 | |
| bis 2016 Klima-Chefin der Vereinten Nationen. Einfacher wäre es, wenn es | |
| eine Entweder-oder-Situation wäre: Entweder die Staaten verabschieden einen | |
| völkerrechtlichen Beschluss oder sie tun es nicht. In Kopenhagen 2009 | |
| scheiterte der Klimagipfel, weil die Delegierten sich nicht auf einen Text | |
| einigen konnten. Paris war ein Erfolg, weil das Pariser Klimaschutzabkommen | |
| verabschiedet wurde. | |
| In Belém hat sich die Konferenzleitung ein anderes Ziel gesetzt: Neben | |
| konkreten Verhandlungstexten soll vor allem die sogenannte Action Agenda im | |
| Zentrum stehen: eine Unzahl von Initiativen, Projekten, Bündnissen und | |
| Versprechen, die Staaten, Städte, Unternehmen, Aktivist*innen, NGOs und | |
| Investor*innen in den letzten 15 Jahren angekündigt oder versprochen | |
| haben. | |
| ## Tag eins lief schon mal gut | |
| Diese Action Agenda soll am Ende der kommenden zwei Wochen zu etwas werden, | |
| das übersichtlich und nachvollziehbar ist. An Versprechen soll erinnert und | |
| Erfolge tatsächlich überprüfbar werden. „Was für eine mutige | |
| Konferenzleitung!“, lobt Figueres. Das sei genau das, was an diesem Punkt | |
| der diplomatischen Klimaschutzanstrengungen nötig ist. „Sie werden | |
| herausfinden müssen, wie sie beweisen können, dass sie Erfolg hatten.“ | |
| Man sieht Ana Toni am Abend des ersten Tages bei ihrer Pressekonferenz an, | |
| dass sie als ehemalige Aktivistin gewohnt ist, anzutreiben, statt gute | |
| Stimmung zu machen: Sie schlendert nicht in Richtung der Mikrofone, sondern | |
| sprintet fast. Ihr Blick ist kämpferisch, ihr Lächeln schmal. Sie kündigt | |
| an, dass es auf den täglichen Pressekonferenzen zwar auch um den | |
| Verhandlungsfortschritt des offiziellen Prozesses gehen wird. Aber mehr | |
| noch sollen die Erfolge außerhalb der Textfeilscherei Thema sein. | |
| An Tag eins: Der Fonds für Schäden und Verluste beginnt schon zwei Jahre | |
| nach dem Gründungsbeschluss damit, Anträge abzuarbeiten. Und die | |
| [2][Gates-Stiftung] sowie Dänemark und noch einige andere Geldgeber haben | |
| angekündigt, 2,8 Milliarden US-Dollar in Klimaanpassung zu stecken. Für den | |
| Anfang eine gute Bilanz, die Toni stolz vorträgt. | |
| Im Vorfeld der Klimakonferenz hat Toni vor allem gewarnt und gemahnt: Die | |
| Klimakrise sei „unser größter Krieg“, andere Kriege dürften die | |
| Aufmerksamkeit nicht ablenken, sagte sie dem britischen Guardian. Solch | |
| drastische Worte wählte sie, um die Weltgemeinschaft an ihre Verantwortung | |
| zu erinnern. Aber es sind auch die Worte, die Toni seit Jahrzehnten | |
| vertraut sind. Ihren selbst gesetzten Ansprüchen kann Toni nur gerecht | |
| werden, wenn sie einen neuen Ton anschlägt: den der Optimistin. | |
| 11 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Klimakonferenz-COP30/!6124351 | |
| [2] /Hat-Bill-Gates-ploetzlich-etwas-gegen-Klimapolitik/!6125311 | |
| ## AUTOREN | |
| Jonas Waack | |
| ## TAGS | |
| Weltklimakonferenz | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Brasilien | |
| Klimaschutzziele | |
| Amazonas | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Reden wir darüber | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Weltklimakonferenz | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Klimarisiko-Index 2024: Vom Klimawandel angeheizte Tropenstürme verwüsteten I… | |
| Zwei Karibikinseln liegen auf dem Klimarisiko-Index vorn, der bei der | |
| Klimakonferenz vorgestellt wurde. Die Erderhitzung setzt sie immer größeren | |
| Gefahren aus. | |
| Krise der Klimabewegung: Ja, wir haben enttäuscht | |
| Fridays for Future hat ihr Potenzial nicht ausgeschöpft. Es ist zentral, | |
| die Klimakrise nicht nur als physikalisches Ereignis zu begreifen. | |
| Eröffnung der UN-Klimakonferenz: Noch ist gute Stimmung | |
| Der UN-Klimagipfel begann versöhnlich. Aber Ankündigungen Deutschlands und | |
| der ärmsten Staaten deuten an, wo die Streitpunkte liegen werden. | |
| Fluchtgrund Klimakrise: 250 Millionen Binnenflüchtlinge wegen des Klimas | |
| Im vergangenen Jahrzehnt haben Extremwetterereignisse wie Fluten oder | |
| Dürren viele Menschen vertrieben. Oft blieben sie nah an ihrem Heimatort. |