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# taz.de -- Grüne Lunge und schwarzes Gold: Brasiliens Klimapolitik zwischen H…
> Mit Belém im Amazonas-Gebiet hat Brasilien einen symbolträchtigen Ort für
> die COP30 ausgewählt. Doch was passiert dort politisch für den
> Klimaschutz?
Bild: Abholzung im Amazonas-Gebiet: Ein Lastwagen steht in einem gerodeten Gebi…
afp | Mit Belém im Amazonas-Gebiet hat die brasilianische Regierung einen
symbolträchtigen Ort für die UN-Klimakonferenz (COP30) ausgewählt. Der
riesige Amazonas-Urwald ist einer der Faktoren, die Brasilien bei den
internationalen Klimaschutzbemühungen besonderes Gewicht verleihen.
Zugleich belasten die mächtige Agrarlobby und die umfangreiche Ölförderung
die brasilianische Klimabilanz. Es folgt ein Überblick der Klimapolitik
Brasiliens.
## Klimaschutz-Comeback unter Lula
Beim internationalen Klimaschutz spielt Brasilien traditionell eine
wichtige Rolle. 1992 wurde beim sogenannten Erd-Gipfel in der
brasilianischen Metropole Rio de Janeiro das Rahmenübereinkommen der
Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) unterzeichnet. Außerdem
ist das riesige Schwellenland mit seinem als grüne Lunge der Erde bekannten
Amazonas-Regenwald ein wichtiger Akteur bei der Bekämpfung der Klimakrise
und „extrem gut vernetzt in der internationalen Klimadiplomatie“, wie die
Misereor-Klimareferentin Anika Schroeder sagt.
[1][Unter dem vorherigen rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro trieben
die Agrar- und Bergbaulobby in den Jahren 2019 bis 2022 allerdings den
Raubbau im Amazonas voran.] Nachfolger Luiz Inácio Lula da Silva steuerte
nach seiner Rückkehr in den Präsidentenpalast um. Kurz nach seinem Wahlsieg
verkündete der Linkspolitiker bei der damaligen Weltklimakonferenz in
Scharm el-Scheich, dass Brasilien „zurück“ sei in der internationalen
Klimadiplomatie und die übernächste COP im Amazonas-Gebiet ausrichten
wolle.
Nach seinem Amtsantritt 2023 holte Lula erneut [2][Marina Silva als
Umweltministerin] in sein Kabinett, die bereits während seiner ersten
beiden Amtszeiten die Waldzerstörung wirksam bekämpft hatte. Die überzeugte
Klimaschützerin reaktivierte sofort den unter Bolsonaro ausgesetzten
Amazonas-Fonds für den Urwaldschutz.
## Schutz des Waldes und der Indigenen
Lula bekennt sich zu dem Ziel zahlreicher Staaten, die Waldzerstörung bis
2030 zu stoppen. Tatsächlich fuhr Brasiliens Staatschef trotz der mächtigen
Agrar- und Wirtschaftslobby die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes
deutlich zurück: Wurden dort in Bolsonaros letztem Amtsjahr mehr als 10.000
Quadratkilometer Wald vernichtet, war es 2023 und 2024 immerhin jeweils
weniger als die Hälfte. Auch in anderen Gebieten wie der artenreichen
Feuchtsavanne Cerrado wurden nicht mehr so viele Bäume abgeholzt oder
niedergebrannt.
Eng mit dem Waldschutz hängt der Schutz indigener Völker zusammen. Lula hat
ein Ministerium für sie geschaffen. Seit [3][Beginn seiner dritten
Amtszeit] hat er 16 Indigenen-Schutzgebiete staatlich anerkannt und damit
den Schutz dieser Gebiete vor Abholzung und Brandrodung verbessert.
Laut Marcio Astrini von der Klimabeobachtungsstelle, einem Zusammenschluss
brasilianischer NGOs, ist dies besonders nachhaltiger Waldschutz. Denn
sollte bei der nächsten Präsidentschaftswahl 2026 ein Klimaskeptiker
gewinnen, könnte dieser zwar Mittel für den Klimaschutz streichen. „Aber er
kann nicht ein geschütztes Indigenen-Gebiet abschaffen“, sagt Astrini.
Um den Waldschutz fest zu verankern, hat Lula am Donnerstag beim
Klimagipfel in Belém eine internationale Initiative gestartet. Der Fonds
Tropical Forest Forever Facility (TFFF) soll künftig den Schutz bedrohter
Wälder in verschiedenen Weltregionen finanzieren.
Den Plänen zufolge sollen dafür 25 Milliarden Dollar (21,7 Milliarden Euro)
an staatlichen und 100 Milliarden Dollar an privaten Mitteln bereitgestellt
werden. Bislang gingen Zusagen von rund 5,5 Milliarden Dollar ein, auch
Deutschland will sich mit einem „namhaften“ Betrag beteiligen.
## Umstrittene Ölförderung
In der Klimawissenschaft besteht Einigkeit, dass die Nutzung fossiler
Energieträger die Hauptursache für die fortschreitende Erderwärmung ist.
Dennoch will Lula absehbar nicht auf die Ölförderung in Brasilien
verzichten. „Die Welt ist noch nicht bereit, ohne Erdöl zu leben“, sagte er
jüngst. Aus seiner Sicht werden die Öleinnahmen etwa gebraucht, um in die
Entwicklung klimafreundlicher Kraftstoffe für die Energiewende zu
investieren.
Brasilien ist derzeit der achtgrößte Erdölförderer der Welt. Lula will den
staatlichen Ölkonzern Petrobras gar zum „größten Erdöl-Unternehmen der
Welt“ machen. Ausgerechnet im Jahr der COP30 hat Petrobras eine
entscheidende Hürde genommen, um Offshore-Ölbohrungen an der
Amazonas-Mündung vorzunehmen, und rechnet nach eigenen Angaben damit, bald
die Förderlizenz zu bekommen.
Suely Araújo von der brasilianischen Klimabeobachtungsstelle hält dieses
Vorhaben für einen „historischen Fehler“. „Nachhaltiges Erdöl existiert
einfach nicht – Punkt“, sagt sie.
Dass Brasilien zu den größten Treibhausgas-Emittenten der Welt gehört,
liegt aber nicht vorwiegend an der Ölförderung. Laut Felipe Barcellos e
Silva von der brasilianischen Denkfabrik Institut für Energie und Umwelt
(Iema) entfallen 50 Prozent von Brasiliens Emissionen auf die
Waldzerstörung und 25 Prozent auf die Landwirtschaft.
9 Nov 2025
## LINKS
[1] /Umweltpolitik-der-Bolsonaro-Regierung/!5746331
[2] /Brasiliens-Umweltministerin-im-Gespraech/!6121548
[3] /Bolsonaro-zu-27-Jahren-Haft-verurteilt/!6113548
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