| # taz.de -- Stahlgipfel im Kanzleramt: Deutschland braucht Stahl – aber in Gr… | |
| > Die Bundesregierung setzt auf Maßnahmen, die maximal den Status quo | |
| > konservieren – statt auf eine Politik, die die Stahlindustrie langfristig | |
| > sichert. | |
| Bild: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Lars Klingbeil (SPD), Bundesminist… | |
| Der [1][Stahlgipfel im Kanzleramt] war ein Gipfel des Scheiterns. Da reicht | |
| es nicht aus, dass alle Teilnehmenden betonten, wie wichtig die | |
| Stahlindustrie für Deutschland sei. Die Bundesregierung hat einmal mehr | |
| gezeigt, wie kurzsichtig sie Wirtschaftspolitik betreibt. Sie setzt auf | |
| Maßnahmen wie EU-Schutzzölle oder den Industriestrompreis, die maximal den | |
| Status quo konservieren. Eine Sache hat hingegen bei der Diskussion über | |
| die Überwindung der Stahlkrise keine wirkliche Rolle gespielt: [2][die | |
| Dekarbonisierung der Industrie.] | |
| Beim Stahl zeigt sich, dass der Markt nicht alles regelt, dass es eine | |
| Wirtschaftspolitik braucht, die sich nicht in bloßen Steuersenkungen und | |
| Reduzierung der Bürokratie erschöpft. Es braucht eine Politik, die aktiv | |
| gestalten will, die eine Vision hat, wie die Wirtschaft von morgen aussehen | |
| soll, und deswegen bestimmte Bereiche gezielt fördert. Nichtstun aus | |
| ideologischen Gründen, weil Klimaschutz angeblich die Industrie belaste, | |
| wird fatale Folgen haben. | |
| Will Deutschland Industrieland bleiben, dann ist eine hiesige | |
| Stahlproduktion auch in Zukunft notwendig. Die Branche ist eine | |
| Schlüsselindustrie, Stahl Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von | |
| Industriegüter. Hauptabnehmer der hiesigen Produktion sind neben der | |
| Bauwirtschaft vor allem der Maschinenbau und die Automobilindustrie, die | |
| beiden wichtigsten deutschen Exportbranchen. | |
| ## Es geht um Resilienz | |
| Dabei geht es nicht nur um eine möglichst wettbewerbsfähige Produktion. Es | |
| geht vor allem auch um Resilienz. Wie wichtig diese ist, zeigt der | |
| Handelsstreit um den Hersteller Nexperia. Weil dieser derzeit keine Chips | |
| liefert, musste der Automobilzulieferer Bosch bereits Kurzarbeit anmelden. | |
| Gäbe es hierzulande eine eigenständige Chipindustrie, wäre dies vermutlich | |
| nicht nötig. Soll es nicht nur in 5, sondern in 25 Jahren noch eine | |
| Stahlproduktion geben, reichen Maßnahmen wie ein EU-Schutzzoll, ein | |
| Industriestrompreis oder Buy-Local-Vorgaben nicht aus. | |
| Die Branche muss gezielt [3][bei der Transformation hin zu einer | |
| klimaneutralen Produktion unterstützt werden]. Etwa in Form einer | |
| garantierten Abnahme von grünem Stahl beim Ausbau der öffentlichen | |
| Infrastruktur. Doch dies spielte beim Stahlgipfel kaum eine Rolle. | |
| Dabei wäre die Gelegenheit für Merz durchaus gut gewesen, zu zeigen, dass | |
| er auch Klimaschutz kann. Im Anschluss an den Stahlgipfel machte er sich zu | |
| internationalen Klimaberatungen nach Brasilien auf. Mit konkreten Maßnahmen | |
| zur Dekarbonisierung der Industrie im Gepäck hätte er sich dort feiern | |
| können. So weit kann Merz nicht denken. | |
| 7 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simon Poelchau | |
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