| # taz.de -- Folgen nach Stadtbild-Debatte: Strafanzeige wegen Volksverhetzung | |
| > Nach den „Stadtbild“-Äußerungen des Bundeskanzlers protestierten | |
| > bundesweit viele Menschen auf der Straße. Nun folgen auch Strafanzeigen | |
| > gegen Merz. | |
| Bild: Kundgebung am 23. Oktober 2025 in Köln nach der umstrittenen Äußerung … | |
| Essen Auch an diesem Wochenende haben wieder tausende Menschen in | |
| Deutschland gegen die „Stadtbild“-Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich | |
| Merz (CDU) protestiert. Unter anderem in Hamburg, Potsdam, Berlin, Essen, | |
| Bonn oder Münster wurde gegen Rassismus und Spaltung der Gesellschaft | |
| demonstriert. Auch im Wohnort des Kanzlers, dem sauerländischen Arnsberg, | |
| gingen am Samstag rund 150 Menschen auf die Straße. | |
| Neben diesen Unmutsbekundungen muss sich der CDU-Chef nun auch auf mögliche | |
| juristischen Konsequenzen einstellen. Die Kreisverbände der Linkspartei aus | |
| Bochum und Essen haben sich einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft | |
| Berlin wegen Volksverhetzung gegen Merz (CDU) angeschlossen. Eine Juristin | |
| aus Berlin hatte zuvor Strafanzeige gestellt und dazu aufgerufen, möglichst | |
| viele Strafanzeigen mit dem selben Wortlaut bei der Staatsanwaltschaft | |
| eintreffen zu lassen. | |
| „Wir haben diese Anzeige nach Paragraf 130 Strafgesetzbuch gestellt, weil | |
| rassistische Hetze nicht einfach hingenommen werden darf“, begründet der | |
| Kreissprecher der Essener Linken Tobias Umbreit gegenüber der taz den | |
| Schritt. Wenn ein Bundeskanzler Menschen mit Migrationsgeschichte | |
| öffentlich als ‚Problem im Stadtbild‘ bezeichne, sei das keine politische | |
| Meinung mehr, sondern eine gefährliche Grenzüberschreitung, so Umbreit: | |
| „Solche Worte spalten unsere Gesellschaft, machen Menschen Angst und | |
| bereiten den Boden für Gewalt“. Das dürfe in Deutschland nie wieder normal | |
| werden. | |
| In der Strafanzeige, die der taz vorliegt, heißt es wörtlich: „Politisch | |
| erfahrene Sprecher müssen mit einschlägigen Wirkungen öffentlicher | |
| Schlagworte rechnen“. Mit seiner Aussage nehme Merz billigend in Kauf, dass | |
| Migration mit Angst und Kriminalität konnotiert werde, was nicht der | |
| Wahrheit entspreche. Die Strafanzeige sei deshalb ein notwendiger Schritt, | |
| um Friedrich Merz zur Verantwortung zu ziehen. Schließlich seien Merz’ | |
| menschenverachtenden Äußerungen kein Ausrutscher, sondern der „vorläufige | |
| Höhepunkt einer langen Reihe rassistischer Ausfälle“, so Tobias Umbreit. | |
| CDU-Chef Merz hatte wiederholt davon gesprochen, dass „migrantische | |
| Menschen ein Problem im Stadtbild“ seien, und forderte auch in der | |
| vergangenen Woche erneut verstärkte Abschiebungen. Seine Wortwahl wurde zum | |
| Teil heftig kritisiert – [1][auch bei seinem Koalitionspartner SPD] und | |
| teils selbst aus den eigenen Reihen. Zuvor hatte Merz immer wieder mit | |
| ähnlich abwertenden Formulierungen irritiert, etwa als er sich über „kleine | |
| Paschas“ in Berlin ausließ oder behauptete, [2][Flüchtlinge würden | |
| Zahnarzttermine blockieren]. | |
| ## Vermutlich keine Aussicht auf Erfolg | |
| Aus Sicht der Linken in Bochum und Essen hat Merz den Bogen mit seinen | |
| jüngsten Entgleisungen überspannt: „Nach juristischer Prüfung sind wir der | |
| Auffassung, dass der Bundeskanzler nun endgültig den Tatbestand der | |
| Volksverhetzung erfüllt.“ | |
| Der Linken in Essen und Bochum wird bewusst sein, dass die Strafanzeige | |
| kaum Aussicht auf Erfolg haben dürfte. Dennoch halten sie die rechtlichen | |
| Schritte für ein wichtiges Signal: „Die Normalisierung von Rassismus aus | |
| dem Kanzleramt muss gestoppt werden und wir fordern Konsequenzen für eine | |
| Rhetorik, die in der Vergangenheit das sofortige Ende jeder politischen | |
| Karriere bedeutet hätte“, so der Linkenpolitiker Tobias Umbreit. Menschen | |
| mit Migrationsgeschichte seien kein Problem, sondern sie seien „Teil | |
| unserer Stadt, Teil unseres Lebens, Teil unseres Miteinanders“. | |
| Offenbar scheinen das aber nicht alle so kritisch zu sehen. Wie das [3][ZDF | |
| berichtete], stimmen 63 Prozent der deutschen Bundesbürger den neuen | |
| Aussagen von Merz zu, die der Kanzler zur Erklärung seiner | |
| Stadtbild-Aussage nachgeschoben hat: Demnach gebe es Probleme mit Menschen, | |
| „die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus haben, die nicht arbeiten und | |
| sich nicht an unsere Regeln halten“. Auffällig ist hier der | |
| Altersunterscheid: Bei den unter 35-Jährigen stimmten dem nur 42 Prozent | |
| zu, ab 35 jedoch zwei Drittel und mehr. | |
| Transparenzhinweis: Anders als zunächst dargestellt hatte [4][die Umfrage | |
| der Forschungsgruppe Wahlen] nicht allgemein nach der Zustimmung zu Merz' | |
| Stadtbild-Aussage gefragt. Wir haben das präzisiert. | |
| 26 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Koalitions-Kritik-an-Merz/!6122244 | |
| [2] /CDU-und-Zahnbehandlungen-fuer-Gefluechtete/!5959412 | |
| [3] https://presseportal.zdf.de/pressemitteilung/zdf-politbarometer-oktober-ii-… | |
| [4] https://www.forschungsgruppe.de/Aktuelles/Politbarometer/FraboPB_KW43_2025_… | |
| ## AUTOREN | |
| David Bieber | |
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