| # taz.de -- Erinnerungskultur am 9. November: Wie geht Gedenken heute? | |
| > Die Erinnerung an den Holocaust droht zu verblassen. Wie KZ-Gedenkstätten | |
| > das mithilfe von TikTok, neuen Perspektiven und Workshops verhindern | |
| > wollen. | |
| Bild: Margitta Steinbach hat einen Teil ihrer Vorfahren im Holocaust verloren. … | |
| Daniel Molchanov steht vor 22 Schülerinnen und Schülern. „Wann wurde das | |
| erste KZ in Deutschland eröffnet?“, fragt der Guide die Jugendlichen, bevor | |
| er sie über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen | |
| führt. „1920“, sagt ein Schüler, „1939“ vermutet eine Mitschülerin. … | |
| war im März 1933 in Oranienburg“, stellt Molchanov klar. Ein Jahr später | |
| wurde es geschlossen, 1936 entstand dann am Ortsrand das KZ Sachsenhausen. | |
| „Was machte man im KZ?“, will Molchanov weiter wissen. „Arbeiten“, | |
| antwortet ein Schüler. „Es war Zwangsarbeit“, präzisiert der Guide, „un… | |
| mörderischen, oft tödlichen Bedingungen.“ | |
| Vier zehnte Klassen einer weiterführenden Schule aus einer | |
| brandenburgischen Kleinstadt sind an diesem Vormittag mit dem Bus | |
| angereist. Die Namen der etwa 15-Jährigen bleiben anonym wie auch der | |
| Schulort. So ist es mit der Direktorin vereinbart. Es ist Ende September, | |
| das Wetter ungemütlich, immerhin regnet es nicht. An dieser Schule ist der | |
| Besuch der [1][Gedenkstätte] Sachsenhausen Teil des Fachs Politische | |
| Bildung und damit verpflichtend. Pro Klasse steht ein Guide bereit. | |
| Wie vermittelt man Jugendlichen, die nicht viel mehr wissen, als dass | |
| Hitler und seine Gefolgsleute Verbrecher waren, etwas von der Perfidie und | |
| Grausamkeit eines komplexen Lagersystems, das Andersdenkende, | |
| Andersaussehende, Andersliebende, Andersglaubende als „unwertes Leben“ | |
| kategorisierte Menschen einsperrte, quälte, umbrachte? | |
| Guide Daniel Molchanov zeigt ihnen, was nach der Ankunft im Lager | |
| passierte: die Ausgabe von Häftlingskleidung und -nummer; er erklärt die | |
| interne Hierarchie anhand der verschiedenfarbigen Winkel, je nach | |
| politischer, religiöser, nationaler, sozialer oder rassifizierender | |
| Zuschreibung. Zwei Stunden dauert seine Führung, die ausgewählte Stationen | |
| ansteuert: die Station Z mit Gaskammer und Krematorium, die als Messlatte | |
| getarnte Genickschussanlage, Krankenrevier, Bordell. Molchanov weist auf | |
| die von Neonazis im Jahr 1992 in Brand gesteckte Baracke jüdischer | |
| Häftlinge, die als Mahnzeichen stehenblieb. | |
| Wie bei den KZ Dachau oder Auschwitz steht in Sachsenhausen der Schriftzug | |
| „Arbeit macht frei“ im schmiedeeisernen Torgatter, das Zutritt zum | |
| ehemaligen Häftlingslager gewährt. Nur zwei der Originalbaracken aus Holz | |
| sowie zwei weitere teilrekonstruierte sind erhalten geblieben, einige | |
| Wirtschaftsgebäude, Wachtürme und die Lagermauer. Das eigentliche | |
| KZ-Gelände wirkt karg, fast kahl. Außerhalb waren die Kommandantur mit | |
| kleinem Privatzoo, das SS-Truppenlager und die „Inspektion der | |
| Konzentrationslager“ untergebracht. Wer die 20 Minuten vom Bahnhof zur | |
| Gedenkstätte läuft, kommt vorher an kleinen Einfamilienhäusern vorbei, in | |
| denen die SS-Offiziere des Kommandanturstabes und der KZ-Inspektion mit | |
| ihren Familien wohnten. | |
| Sachsenhausen war kein Massenvernichtungslager wie Auschwitz oder | |
| Treblinka. Als KZ nahe Berlin, das als erstes vollständig neu errichtet | |
| wurde, hatte es Modellcharakter. Von hier aus gründete die SS neue | |
| Konzentrationslager, probierte, was aus menschlicher Arbeitskraft | |
| rauszuholen war, feilte am Lagersystem. Mehr als 200.000 Menschen waren in | |
| den Jahren 1936 bis 1945 in Sachsenhausen inhaftiert. Sie wurden ermordet, | |
| misshandelt, versklavt, für medizinische Experimente missbraucht, zu | |
| Sexarbeit gezwungen, von hier in die Vernichtungslager deportiert. | |
| Zehntausende starben in Sachsenhausen. | |
| Lässt sich 80 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus Heranwachsenden noch | |
| vermitteln, was hier Ungeheuerliches geschehen ist? Wo knüpft man an, was | |
| für neue Formate braucht es, die sich jenseits der bekannten | |
| ikonografischen Bilder und Narrative bewegen? Es gibt fast keine Zeitzeugen | |
| oder -zeuginnen mehr, die in Schulen von ihrem Schicksal berichten können. | |
| Ist das ein Bruch in der deutschen Gedenkkultur? Muss sie sich anders, neu | |
| aufstellen? | |
| „Noch während meines Studiums wurde uns als gesichertes Wissen vermittelt, | |
| dass mit dem Ende der Zeitzeugenschaft das Interesse am Nationalsozialismus | |
| stirbt“, sagt Axel Drecoll, der seit 2018 die Gedenkstätte Sachsenhausen | |
| leitet. „Das Gegenteil ist richtig.“ Der Historiker, Jahrgang 1974, | |
| empfängt in seinem Büro, das in der ehemaligen „Inspektion der | |
| Konzentrationslager“ untergebracht ist. Heute befindet sich in dem | |
| Verwaltungsbau neben der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten auch das | |
| Oranienburger Finanzamt. | |
| Wider Erwarten sei „ein neues Interesse an der NS-Geschichte“ zu bemerken, | |
| sagt Axel Drecoll, was damit zu tun haben könnte, dass die dritte und | |
| vierte Generation sich unbefangener der Vergangenheit nähern kann. In der | |
| praktischen Arbeit der Gedenkstätte aber sei ein Großteil der Gäste ohnehin | |
| nie mit Zeitzeug:innen in Berührung gekommen. „Die Gedenkstätte hat in | |
| den vergangenen Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, die | |
| Erfahrungen der Überlebenden mit musealen Mitteln wie Zeitzeugeninterviews | |
| und biografischen Darstellungen lebendig zu halten.“ | |
| Vor drei Jahren beschloss die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, zu | |
| der neben Sachsenhausen auch das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück | |
| gehört, eine umfassende Modernisierung der Gedenkstätte und die | |
| Überarbeitung der Dauerausstellung. Sie wird als nicht mehr zeitgemäß | |
| empfunden. Das ist neuen Ansätzen bei der Aufarbeitung der NS-Zeit | |
| geschuldet, aber auch den Möglichkeiten der Digitalisierung und nicht | |
| zuletzt den drängenden politischen Problemen unserer Zeit. „Bei | |
| rechtsextremen Narrativen sind wir gefragt, um kritisches Nachdenken | |
| anzuregen“, sagt Gedenkstättenleiter Axel Drecoll. „Kuratorisch sollten wir | |
| mehr Gegenwartsbezug herstellen. Damit retten wir die Demokratie nicht, | |
| aber wir können ein lautes und vernehmliches Nein von uns geben.“ | |
| KZ-Gedenkstätten als Orte der Gewalt, der Willkür, des Todes, kommt in der | |
| Aufarbeitung eine besondere Bedeutung zu. Sie bewahren die Erinnerung, | |
| dokumentieren die Verbrechen, helfen zu kontextualisieren. Sie sind | |
| zugleich Orte der Begegnung, des Austauschs, auch der internationalen | |
| Forschung, geben Überlebenden und ihren Nachfahren die Möglichkeit zu | |
| trauern. Und den Regierenden die Möglichkeit, bei offiziellen Anlässen und | |
| Gedenktagen Kränze niederzulegen. Ob sie mit dem Herzen dabei sind, weiß | |
| man nicht. | |
| „Wir dürfen nicht vergessen, dass zu den Gedenkveranstaltungen nach wie vor | |
| Angehörige kommen“, sagt Axel Drecoll, der bei diesen Anlässen Reden halten | |
| muss. „Gedenken ist Ritual, das lebt vom Ritus, von der Wiederkehr. Ich | |
| erlebe das nicht als erstarrt, sondern als etwas sehr Lebendiges.“ | |
| ## Verbockte Entnazifizierung | |
| Es hat bis in die 1980er Jahre hinein gedauert, dass Gedenkfeiern zur | |
| Staatssache wurden. Die Nachkriegsgesellschaft der BRD verbockte die | |
| Entnazifizierung, verschleppte die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, | |
| entzog sich dem offiziellen Gedenken. Es waren die Überlebenden und | |
| Angehörigen der Ermordeten, die in ehemaligen KZ für erste Mahnmale und | |
| Ausstellungen sorgten. Erst in den 1990er Jahren wurden aus Gedenkstätten | |
| auch Dokumentationszentren und Forschungsstätten. | |
| Mit der deutschen Einheit stellte sich die Frage, was mit den ehemaligen | |
| Konzentrationslagern auf DDR-Gebiet geschehen sollte, die zwischen 1945 und | |
| 1950 zu sowjetischen Speziallagern wurden. Buchenwald und Sachsenhausen | |
| zählen zu diesen Einrichtungen mit einer doppelten Gewaltgeschichte. Ab | |
| Ende der 1950er Jahre wurden sie zu nationalen Mahn- und Gedenkstätten | |
| erklärt, die vorrangig den kommunistischen Widerstand würdigten. Jüdisches | |
| Leid wurde ignoriert. In der Bundesrepublik wurde 1999 vom Bund ein | |
| offizielles Gedenkstättenkonzept beschlossen, das 2008 erneuert wurde und | |
| das Erinnern an die Opfer des Stalinismus und der SED-Diktatur mitumfasst. | |
| Beim derzeitigen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) ist nun ein | |
| neues Konzept in Arbeit. Weimer hat angekündigt, dass er die Idee seiner | |
| Amtsvorgängerin Claudia Roth (Grüne), den deutschen Kolonialismus und die | |
| Geschichte der Einwanderungsgesellschaft inhaltlich in eine Neukonzeption | |
| einzubeziehen, ablehnt. Roths Vorschlag hatte für Aufregung gesorgt, in der | |
| Politik, in den Feuilletons, in den Gedenkstätten: Stellt man damit nicht | |
| die Präzedenzlosigkeit des Holocaust in Frage? Oder sollte man gerade | |
| historische Kontinuitäten und Brüche herausarbeiten? Roths Konzept fiel | |
| durch, wurde überarbeitet und nach dem Bruch der Ampelkoalition nicht mehr | |
| verabschiedet. | |
| „Der Kolonialismus ist ein Verbrechen gewesen, das dringend mehr | |
| Aufmerksamkeit braucht“, sagt Axel Drecoll dazu. „Nur ist es ein Thema | |
| eigenen Rechts. Es hat andere Voraussetzungen als die Aufarbeitung der | |
| nationalsozialistischen Diktatur.“ Dazu gehöre, dass es kaum Tatorte in | |
| Deutschland gebe, das verbrecherische System nicht von einer Diktatur im | |
| Inland ausgeübt worden sei und zeitlich bis ins preußische Königreich | |
| zurückreiche. „Man muss mit Nachdruck dafür Sorge tragen, dass der | |
| Kolonialismus aufgearbeitet wird. Wenn es dafür ein eigenes Konzept gibt, | |
| fände ich das sinnvoll.“ | |
| Die Konzeption aus dem Hause Weimer, so viel weiß man schon, spricht sich | |
| für den Erhalt der historischen Orte, einen Ausbau der Digitalisierung und | |
| des pädagogischen Bereichs aus. Eine Kabinettsbefassung im November sei | |
| „angestrebt“, lässt seine Pressestelle mitteilen. | |
| ## 52 „Vorfälle“ und knappe Ressourcen | |
| Die 1961 am Ort des ehemaligen KZ Sachsenhausen eröffnete Gedenkstätte | |
| (damals DDR) gehört seit 1993 zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, | |
| die halb vom Bund und halb vom Land Brandenburg finanziert wird. „Ich will | |
| nicht verhehlen, dass wir in einer Zeit der politischen Verunsicherung und | |
| knappen Ressourcen leben“, sagt Stiftungsdirektor Axel Drecoll. Durch die | |
| Zunahme von Rechtsextremismus, Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus | |
| seien für die Gedenkstätten finanzielle und personelle Ressourcen | |
| erforderlich, mit denen sie adäquat auf die neuen Herausforderungen | |
| reagieren können. | |
| 52 „Vorfälle“ wurden laut Pressestelle 2024 in der Gedenkstätte | |
| Sachsenhausen und Umfeld registriert. Dazu gehören Karten, die die | |
| Besucher:innen nicht mit ihrem Feedback, sondern mit antisemitischen, | |
| israelfeindlichen oder rechtsextremen Inhalten beschrieben haben. Außerdem: | |
| Sachbeschädigung, rassistische Beleidigungen, Propagandadelikte, Schmäh- | |
| und Hassmails. Im Jahr davor waren es 21 „Vorfälle“ weniger. Selten lässt | |
| sich verfolgen, wer dahintersteckt. Das Gästebuch einer Sonderausstellung | |
| wurde deswegen 2024 aus dem Verkehr gezogen. Für 2025 sind 32 „Vorfälle“ | |
| registriert worden. Stand: Anfang Oktober. | |
| Vertreter*innen der AfD werden von der brandenburgischen Stiftung nicht | |
| zu Gedenkveranstaltungen eingeladen. | |
| „Angriffe und Pöbeleien treffen nicht alle Gedenkstätten gleichermaßen“, | |
| sagt Drecolls Kollege Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte | |
| [2][Neuengamme] bei Hamburg. Auch in Neuengamme verzeichnet man seit zwei | |
| Jahren verstärkt israelfeindliche und antisemitische Schmierereien sowie | |
| Äußerungen, die vor allem als Einträge in den Besucherbüchern zu finden | |
| waren. Diese ließen sich nicht eindeutig einer bestimmten Gruppe zuordnen. | |
| Dennoch blieben die rechtsextremen oder neonazistischen Vorfälle dominant, | |
| sagt von Wrochem. | |
| Der Historiker ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten. | |
| „Erschreckend ist das Ausmaß an Übergriffen und Schmierereien vor allem in | |
| Ostdeutschland“, sagt er. Besonders betroffen ist die Gedenkstätte | |
| Buchenwald in Thüringen, wo die AfD bei der Landtagswahl stärkste Kraft | |
| wurde. Doch seit der Pandemie sind laut von Wrochem auch westdeutsche | |
| Gedenkstätten verstärkt betroffen. Eine gemeinsame Kriminalstatistik gibt | |
| es nicht. | |
| Wäre es unter diesen Umständen nicht eine gute Idee, Pflichtbesuche für | |
| Schulen in KZ-Gedenkstätten zu fordern? Axel Drecoll von der Gedenkstätte | |
| Sachsenhausen ist skeptisch. „Zum einen könnten wir eine intensive | |
| pädagogische Betreuung personell wie strukturell gar nicht leisten, zum | |
| anderen finde ich, dass Zwang eine schlechte Überschrift für eine | |
| freiheitliche Form der Geschichtsvermittlung ist.“ | |
| Innovative Konzepte haben sie in Sachsenhausen viele in der Schublade. Vor | |
| allem [3][Mitmachformate] kommen gut an, gerade bei jungen Leuten. Wie der | |
| musikpädagogische Workshop „Musik macht Geschichte“, in dem sich unter | |
| anderem mit Liedern beschäftigt wird, die im KZ entstanden sind. Oder | |
| Digitales wie der Tiktok-Kanal oder die [4][App] „Den Dingen auf der Spur“, | |
| die die Gedenkstätte Sachsenhausen gemeinsam mit Buchenwald konzipiert hat. | |
| Erkundet werden können darin einzelne Objekte: Ein Holzschuh, eine | |
| Armbinde, eine Häftlingsmarke, die etwas über den Alltag im Lager verraten | |
| und die Schüler:innen so spielerisch auf den Besuch der Gedenkstätte | |
| vorbereiten. | |
| Das Problem ist, dass gerade die innovativen und digitalen Formate meist | |
| drittmittelfinanziert und auf drei Jahre begrenzt sind, berichten die | |
| Mitarbeiter:innen aus der pädagogischen Abteilung. So gelingt die | |
| Neuausrichtung einer großen Institution wie der Gedenkstätte nur sehr | |
| langsam. 43 festangestellte Mitarbeiter:innen arbeiten in | |
| Sachsenhausen, viele davon nur in Teilzeit oder auf limitierten | |
| Projektstellen. Hinzu kommen die vielen Freien wie Daniel Molchanov. | |
| Und es gibt hohe Kosten. Allein der Erhalt der Bausubstanz verschlingt viel | |
| Geld und verlangt weitere Investitionen. 60 historische Bauwerke verteilen | |
| sich auf dem Gelände. Aber auch die Personal-, Dienstleistungs- und | |
| Energiekosten sind enorm gestiegen. „Ohne dass unsere Infrastrukturprobleme | |
| gelöst werden, können wir die Antworten, die wir in Bezug auf die Gegenwart | |
| und Zukunft vielleicht schon haben, nicht umsetzen“, sagt Axel Drecoll. | |
| Der Gedenkstättenleiter sieht gerade im Bereich des Digitalen große | |
| Chancen, junge Leute zu erreichen und mit ihnen zu interagieren. „Wir | |
| wollen die Korrespondenz von virtuellem Raum und topografischem Ort | |
| stärken“, erklärt er. „Wir haben zum Beispiel einen Medientisch in der | |
| Ausstellung zur Geschichte der KZ-Inspektion, die mit großem bürokratischen | |
| Aufwand das KZ-System steuerte. Dort kann ich mir Fallakten angucken, die | |
| Täterhandeln beschreiben, und ich kann Signaturen entschlüsseln.“ So ließe | |
| sich ein sprödes Dokument spannend analysieren: Was steckt hinter der | |
| grünen Unterschrift und was hinter dem kleinen Kreuz eines sogenannten | |
| „Euthanasiearztes“? „Man kann das selbst erforschen“, sagt Drecoll fast | |
| enthusiastisch. „So lernt man: Spurenlesen.“ | |
| Ein Dokument zeigt etwa, dass die Bestrafung eines Häftlings in der | |
| KZ-Inspektion beantragt werden musste, durch zahlreiche Hände ging und mit | |
| Unterschriften versehen wurde, bis am Schluss ein SS-Arzt bestätigte, dass | |
| die angeordneten 25 oder 50 Stockschläge ordnungsgemäß erteilt wurden. | |
| 493.000 Menschen haben die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen im vergangenen | |
| Jahr besucht, davon kamen etwa 32 Prozent aus dem Ausland. An diesem | |
| Herbsttag wandern deutsche Schulklassen sowie japanische, italienische und | |
| spanische Touristengruppen über das Gelände. Es gibt nicht eine große | |
| Ausstellung, sondern 13 dezentral angeordnete Einzelausstellungen, die bei | |
| den jeweiligen Stationen angedockt sind. | |
| In zwei Stunden ist das nicht zu schaffen. Daniel Molchanov steht mit | |
| seiner Schulgruppe auf dem einstigen Appellplatz und zieht ein historisches | |
| Foto aus seinem Jutebeutel. Darauf zu sehen sind endlose Reihen von | |
| Häftlingen in Sträflingskleidung beim Appell. Es liegt Schnee, sie tragen | |
| Stiefel, Wintermäntel. Vom Wachturm, aus der Zentralperspektive | |
| aufgenommen, suggeriert das Foto Macht, Überwachung, Ordnung, aber auch | |
| Ordentlichkeit. Ob den Schüler:innen etwas auffalle? | |
| „Ein Propagandafoto“, erklärt Molchanov. Dieser Punkt ist ihm wichtig. Die | |
| meisten Fotos, die das Leben im KZ dokumentieren, stammten von SS-Leuten, | |
| seien aus Täterperspektive aufgenommen. Sie beschönigen oder sie | |
| erniedrigen bewusst. Wintermäntel hätten die Lagerinsassen keine besessen. | |
| Molchanov hält eine Zeichnung hoch, die abgemagerte, zerlumpte Gestalten | |
| vor einer Barackenwand zeigt. Ein Häftling hat sie angefertigt. | |
| Die Bilddokumentation ist in den letzten Jahren in den Fokus der | |
| Ausstellungsmachenden geraten. Schließlich haben bestimmte Bildnarrative | |
| unser kollektives Bewusstsein tief geprägt: Das Lagertor von Auschwitz, die | |
| halbtoten Menschen bei der Befreiung der Lager, das Zusammentreiben von | |
| Gruppen im Ghetto wie Vieh, die Massengräber. Ging es lange Zeit darum, die | |
| Gräueltaten der Nationalsozialisten zu dokumentieren, ist man heute dazu | |
| übergegangen, mit weniger Bildern und anderen Quellen zu arbeiten. | |
| Häftlinge besaßen keinen Fotoapparat, an Stift und Papier zu gelangen, war | |
| schwer. Trotzdem gibt es sie: die Lieder oder Gedichte aus den Lagern. | |
| Wer aber hat das Recht an den Aufnahmen? Wer darf die Propagandabilder der | |
| NS-Leute zeigen und was lösen sie bei Angehörigen oder Nachfahren aus? | |
| Bei Margitta Steinbach waren es: Bestürzung, Schock, Wut, Trauer. Die | |
| 50-jährige Sintiza aus Berlin erzählt, wie sie sich vor ein paar Jahren das | |
| erste Mal in einer Ausstellung in Halle zum Schicksal der mitteldeutschen | |
| Sinti und Roma dem Bild einer Tante gegenübersah, die sie großgezogen | |
| hatte. Sie begann zu recherchieren, sich zu engagieren, gründete den Verein | |
| [5][Menda Yek], der die Geschichte ihrer Vorfahren aufarbeitet. | |
| „Wie waren die Ausstellungsmacher an diese Fotos gekommen“, habe sie sich | |
| gefragt, erzählt Steinbach. „Wie kann das sein, dass mir nicht bekannte | |
| Menschen im Namen der Wissenschaft Zugriff auf unsere Daten oder Bilder | |
| haben, ohne dass wir davon wissen? Unsere Familien haben nie etwas | |
| zurückbekommen. Wir besitzen keine Fotos unserer Angehörigen, die im | |
| Nationalsozialismus ermordet wurden.“ | |
| ## Hinterbliebene überarbeiten Ausstellung | |
| Erst 1982 erkannte die Bundesrepublik Sinti und Roma als Verfolgte des | |
| NS-Regimes an. Etwa 500.000 Menschen, von den Nationalsozialisten als | |
| „Zigeuner“ bezeichnet, wurden ermordet. Im KZ trugen sie einen schwarzen | |
| Winkel. Finanzielle Entschädigung und moralische Wiedergutmachung mussten | |
| sich ihre Hinterbliebenen hart erkämpfen, die gesellschaftliche Ausgrenzung | |
| und amtliche Diskriminierung hielt nach 1945 an. | |
| Als 2004 die Ausstellung „Sinti und Roma im Konzentrationslager | |
| Sachsenhausen“ eröffnet wurde, war dies die erste große Ausstellung in | |
| einer deutschen KZ-Gedenkstätte. Sie richtete ihr Augenmerk auf die | |
| Praktiken der „Rassenhygienischen und kriminalbiologischen | |
| Forschungsstelle“ (RHF), die zwischen 1938 und 1945 auch in Sachsenhausen | |
| ihre pseudoanthropologischen Forschungen an Sinti und Roma betrieb. Es sind | |
| drastische Ausstellungsstücke, darunter Polizeifotos, | |
| Haarbestimmungstafeln, Vermessungsdaten und Gesichtsabdrücke, die man den | |
| Verfolgten unter Zwang abnahm. | |
| Und es sind Objekte mit einer besonderen Geschichte. Sie befanden sich | |
| jahrzehntelang im Archiv der Universität Tübingen, weil eine | |
| Wissenschaftlerin des RHF ihre Karriere dort nach Kriegsende ungehindert | |
| fortsetzen konnte. Erst die Besetzung des Archivs im Jahr 1981, organisiert | |
| von der Bürgerrechtsbewegung unter Romani Rose, erzwang die Überführung der | |
| „NS-Rasseakten“ ins Bundesarchiv. | |
| An einem Freitag im Oktober treffen wir Margitta Steinbach vor dem Eingang | |
| zu einer der zwei Holzbaracken, wo groß und mit gelber Schrift ein Plakat | |
| verkündet: „[6][Wir intervenieren]: Kritische Perspektiven auf die | |
| Ausstellung Sinti und Roma im Konzentrationslager Sachsenhausen.“ Die | |
| Intervention ist Teil der Dauerausstellung zum Themenkomplex „Medizin und | |
| Verbrechen“ im ehemaligen Krankenrevier. Steinbach hat an der Intervention | |
| mitgewirkt. Auch Mareike Otters und Katja Anders, Mitarbeiterinnen der | |
| Gedenkstätte, sind vor Ort, da am Nachmittag eine Führung durch die | |
| Ausstellung stattfindet. Die Frauen umarmen sich, der Kontakt ist herzlich. | |
| Otters und Anders haben in der Gedenkstätte die Intervention mit initiiert. | |
| Otters ist Historikerin, Anders Erziehungswissenschaftlerin, sie arbeiten | |
| in der Ausstellungs- beziehungsweise Pädagogikabteilung. „Wir spürten das | |
| Bedürfnis nach einer anderen kuratorischen Praxis“, sagen sie. Zu dieser | |
| neuen kuratorischen Praxis gehört, dass in Zusammenarbeit mit dem | |
| „Bildungsforum gegen Antiziganismus“ Workshops stattfanden, in denen | |
| Wissenschaftler:innen sich mit Aktivist:innen zusammengesetzt | |
| haben und die Ausstellung auf ihre Sprache, ihre Exponate und auf das, was | |
| nach 1945 geschah, abgeklopft haben. | |
| 2004, als die Ursprungsausstellung entstand, ging es der Gedenkstätte | |
| darum, Öffentlichkeit herzustellen, Präsenz zu zeigen. Doch jede | |
| Ausstellung kommt in die Jahre, auch diese. „Heute gibt es neue | |
| Erkenntnisse und Ansätze der Vermittlung“, sagt Margitta Steinbach. Die | |
| Auseinandersetzung mit belasteten Begriffen ist intensiver, sensibler | |
| geworden. | |
| Das „Z-Wort“ taucht überraschend oft auf und ist deswegen mit gelben | |
| Streifen überklebt. „Muss man es so oft benutzen?“, fragt Steinbach, | |
| während wir durch die Gänge laufen. Neue Bild-Text-Tafeln liefern | |
| historische Kontextualisierung, verfolgen die Karrieren der NS-Täter:innen, | |
| beschreiben die prekäre wirtschaftliche Situation der Überlebenden nach dem | |
| Krieg. Mit einem Teil der Fotos hat Steinbach nach wie vor Probleme. | |
| „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass es keine selbstbestimmten Fotos | |
| waren“, sagt sie. | |
| Die „Intervention“ ist ein Pilotprojekt, das partizipative Format für die | |
| Gedenkstätte erstmalig –und von großer Bedeutung. Denn nicht nur im Umgang | |
| mit neuen Generationen braucht es frische Konzepte, sondern auch im Umgang | |
| mit den betroffenen Gruppen, ihren bis in die vierte Generation | |
| traumatisierten Nachfahren. Margitta Steinbach hat die Gedenkstätte lange | |
| gemieden. „Das war ein Spuk für mich“, sagt sie. „Wir haben in unserer | |
| Kindheit nicht viel darüber gesprochen. Es war immer ein Schmerz spürbar.“ | |
| Auf Klassenfahrt nach Bergen-Belsen ließ ihre Mutter sie nicht mitfahren. | |
| Steinbach ist dankbar, dass die Gedenkstätte diesen Prozess zugelassen hat. | |
| „Die Gedenkstätten sind für die Mehrheitsgesellschaft geschaffen worden, | |
| nicht für uns Angehörige und Nachfahren. Wir wünschen uns Zugang zu | |
| Forschung und Wissenschaft.“ Es gab anfangs unterschiedliche Perspektiven | |
| bei der Zusammenarbeit, sagen alle und betonen: „Wir haben uns angenähert.“ | |
| Für die Pädagogin Katja Anders bleiben solche Ausstellungen eine schwierige | |
| Gratwanderung: „Wie kann man die Objekte als Zeugnisse rassistischer | |
| Verfolgung zeigen, ohne den ihnen innewohnenden Rassismus zu | |
| reproduzieren“, fragt sie. „Wie vermeide ich, dass die Opfer erneut | |
| entwürdigt werden?“ | |
| Im Fall der Masken, die man den inhaftierten Sinti und Roma mit | |
| Flüssigkunststoff abgenommen hat, entschied sich die Interventionsgruppe | |
| nur in den Fällen, wo die Nachfahren ausfindig gemacht und befragt werden | |
| konnten, diese zu zeigen. Und zwar hinter einem weißen Vorhang verborgen. | |
| Wer will, kann diesen geschützten Raum betreten. Margitta Steinbach will | |
| nicht. „Es erschüttert mich jedes Mal bis ins Mark“, sagt sie. „Für mich | |
| ist das eine Konfrontation mit dem Trauma, das der Völkermord in unseren | |
| Familien hinterlassen hat und das bis heute auch in mir wirkt.“ | |
| Guide Daniel Molchanov steuert diesen Teil der Ausstellung mit den | |
| Schüler:innen nicht an. Dafür reicht der vorgegebene Zeitrahmen nicht. | |
| Es geht um die Basics des Nationalsozialismus. „Was war die SS?“, fragt | |
| Molchanov, als die Gruppe auf dem ehemaligen Appellplatz steht. Schweigen, | |
| Kopfschütteln. „Das wissen sie nicht“, sagt die Lehrerin. „SS steht für | |
| Schutzstaffel“, erklärt der Guide. 1925 von Hitler als Leibgarde gegründet, | |
| wurde sie zur mächtigsten Organisation des NS-Regimes ausgebaut. | |
| Das KZ Sachsenhausen war ein Modell- und Schulungslager für die SS, sie | |
| unterhielt eigene Wirtschaftsbetriebe, herrschte über Leben und Tod. | |
| „Dort“, zeigt Molchanov, „stand der Galgen“, wo demonstrativ Hinrichtun… | |
| durchgeführt wurden. Er zeigt auch die „Schuhprüfstrecke“, auf der die | |
| Inhaftierten für die Schuh- und Ersatzstoffindustrie rund um den | |
| Appellplatz auf unterschiedlichem Grund Materialien probelaufen mussten. | |
| Das Schuhläufer-Kommando war ein Todeskommando, viele überlebten die Tortur | |
| nicht. | |
| Eine Schülerin sagt hinterher: „Ich finde gut, dass der Besuch der | |
| Gedenkstätte für uns eine Pflichtveranstaltung ist.“ | |
| „Der Alltag im Lager weckt das Interesse der Jugendlichen am ehesten“, sagt | |
| Daniel Molchanov im Nachgespräch. Mit seinen 23 Jahren ist der Student der | |
| Politikwissenschaft nicht so viel älter als die Brandenburger | |
| Schüler:innen. Molchanov wuchs in Moskau auf, wanderte 2022 nach Israel aus | |
| und absolvierte in Sachsenhausen 2023 ein Freiwilliges Soziales Jahr. | |
| Seither studiert er in Berlin und ist zertifizierter Guide. | |
| „Ich erlebe viel Unwissen, auch Gleichgültigkeit“, sagt er. Krasse negative | |
| Vorfälle habe er bisher „nicht viel“ mitbekommen. „Nur dumme Fragen.“ | |
| Manche Jugendliche seien auch interessiert. „Jede Führung ist anders. Es | |
| hängt oft von der Vorbereitung und dem Engagement der Lehrkräfte ab.“ | |
| Ob diese ihren Schüler:innen den [7][Instagram]- oder Tiktok-Kanal | |
| (@keine.erinnerungskultur) von Susanne Siegert ans Herz legen würden? | |
| „Alles was du in der Schule nicht über Naziverbrechen lernst“ steht | |
| provozierend über Siegerts Accounts. Passen Tiktok und Naziverbrechen | |
| überhaupt zusammen, lassen sich in kurzen und schnellen Videos | |
| Informationen über NS-Gräueltaten aufbereiten? | |
| Es geht erstaunlich gut. Unter den Schlagworten „Opferzahlen“, „Arbeit | |
| macht frei“, „Deserteure“, „Mein Uropa“ oder auch „Merz’ Nazigro�… | |
| erläutert sie in schneller Bild- und Wortfolge Hintergründe, zeigt | |
| historische Fotos, Dokumente, Interviewausschnitte, benennt Quellen und | |
| ihre eigenen Zugänge. Sie führt Politiker vor, die schräge historische | |
| Vergleiche machen, und bezieht Position gegen die Vereinnahmung der | |
| Gedenkkultur durch die Politik bei offiziellen Anlässen. Oder von Margot | |
| Friedländer, als sich anlässlich ihres Todes viele Promis mit der | |
| Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugin zeigten. | |
| Siegert ist keine studierte Historikerin, das betont sie, sie produziert | |
| ihre Videos und moderiert ihren Account selbst. Dabei ist sie so | |
| erfolgreich, dass sie zum Erscheinen ihres erstes Buchs Anfang November | |
| ihren Job aufgegeben hat, um auf Lesetour zu gehen. In „Gedenken neu | |
| denken“ stellt sie Überlegungen an, wie man dem offiziellen | |
| „Gedächtnistheater“ entgeht, ein Begriff, den sie „dankbar“ von dem | |
| Soziologen Y. Michal Bodemann übernommen hat. Gedenkfeiern wie am 8. Mai | |
| oder 9. November seien für viele Deutsche zu einem hohl gewordenen Ritual | |
| und einer moralischen Entlastung von Schuld geworden. Für Siegert ist | |
| dagegen „die Aufarbeitung des Nationalsozialismus kein abgeschlossenes | |
| Kapitel“. Es gelte, neue Formate finden, die konkret nach der deutschen | |
| Täterschaft fragen. | |
| Was sie damit meint, erklärt die 33-Jährige der taz im Videocall nach | |
| Leipzig. So habe sie vor Kurzem ein Video über die Bücherverbrennung | |
| gemacht. „Da hatte ich dann diesen Satz im Skript: Die Nazis haben Bücher | |
| verbrannt – und das stimmt ja auch“, erzählt sie. „Aber das ist halt sup… | |
| abstrakt und im Grunde eine Leerformel. Was man stattdessen sagen kann, | |
| ist, dass die deutsche Studentenschaft die Bücher verbrannt hat. Es waren | |
| Studierende, die so begeistert waren vom Nationalsozialismus und die dann | |
| auch vom Regime unterstützt wurden. Darum geht es: klare Worte zu finden.“ | |
| Siegert sieht ihre Arbeit als Ergänzung zur offiziellen Gedenkarbeit. Junge | |
| Menschen nicht erschrecken, nicht überfordern, nicht langweilen – dies | |
| könnte man als Siegerts Maxime sehen. Sie Initiative ergreifen lassen, ihr | |
| historisches und familienbiografisches Interesse wachkitzeln. Und das ist | |
| offenbar hoch. Die Gedenkstätte Neuengamme bietet halbjährlich Workshops | |
| zur Familienrecherche in der NS-Zeit an, die sehr gefragt sind. | |
| Siegert wirbt dafür, kleinere, noch unbekannte Tatorte in der eigenen | |
| Region zu erforschen. Vor einigen Jahren recherchierte sie die Geschichte | |
| des KZ-Außenlagers Mühldorfer Hart in der Nähe ihres bayrischen | |
| Heimatortes. Damit begann ihre Laufbahn als Content Creatorin. Außenlager, | |
| hat sie dadurch gelernt, entsprächen oft nicht unserer Vorstellung von | |
| einem KZ. Das waren oft Firmen, die KZ-Häftlinge beschäftigten, das waren | |
| Produktionsstätten der SS, Arbeitskommandos außerhalb der KZ. | |
| Nach dem Krieg waren viele Außenlager zerstört oder verfielen. Was dazu | |
| führen kann, dass die bekannten NS-Icons fehlen, sagt Siegert. „Das kann zu | |
| Irritationen oder Enttäuschungen führen.“ Darum sei es wichtig, genau | |
| hinzugucken, die Bilder, die wir alle im Kopf hätten, zu hinterfragen. | |
| Die Schulgruppe aus Brandenburg, die Daniel Molchanov herumgeführt hat, | |
| wirkt erschöpft. „Noch Fragen?“ Keine. Der Bus wartet. Die Jugendlichen | |
| haben eine Blatt mit zehn Arbeitsaufträgen bekommen, die von einfachen | |
| Wissensfragen bis zu kleineren Recherchen reichen: „Zähle Betriebe aus der | |
| Umgebung des KZ auf, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben.“ Oder: | |
| „Beschreibe das Menschenbild eines Häftlings und das eines Aufsehers, | |
| beschreibe deine Vorstellung von beiden …“ Ob sie darüber miteinander auf | |
| der Rückfahrt reden werden? | |
| 8 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine Seifert | |
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