| # taz.de -- Neue „Mitte-Studie“ der FES: Weniger Sonntagsreden, bitte | |
| > Erfreuliche Nachrichten: Die Gesellschaft kippt nicht nach rechts. Um das | |
| > zu stabilisieren, wären konkrete Verbesserungen und mehr Demokratie gut. | |
| Bild: Saubere Sache, die Straßenbahn in Dresden – damit lassen sich Bürger … | |
| Die Mitte-Studie erfasst seit Jahren wissenschaftlich präzise das | |
| Verhältnis der Deutschen zur Demokratie zu Minderheiten und Rassismus. | |
| Solche Studien funktionieren aber auch nach den Gesetzen der | |
| Aufmerksamkeitsökonomie. Umso alarmistischer die Demokratiegefährdung | |
| klingt, umso besser lässt sie sich medial verkaufen: Only bad news are good | |
| news. | |
| Umso erstaunlicher [1][ist das Ergebnis der Studie 2025]. Entgegen der | |
| durch die AfD-Erfolge geschürten Erwartung kippt Deutschland nicht nach | |
| rechts um. Das Bild ist anders, ja konträr. Die Zahl der harten | |
| Rechtsextremen ist von 8 auf 3 Prozent gesunken. Noch bemerkenswerter ist, | |
| dass mehr als zwei Drittel der BürgerInnen Rechtsextremismus für eine | |
| virulente Gefahr halten. Die Widerstandskräfte der Gesellschaft gegen die | |
| rechtsextremen Sirenengesänge sind viel vitaler, als es das allgemeine | |
| Lamento über die ausgedörrte, dem Untergang geweihte Demokratie erwarten | |
| lässt. | |
| Es ist indes nicht alles rosarot – so steigt die Affinität der Jüngeren für | |
| Rechtsextreme an. Aber die Erzählung vom unaufhaltsamen Aufstieg der | |
| Rechten ist falsch. Die Studie legt zwei Folgerungen nahe. Erstens: Die | |
| Brandmauerrhetorik wirkt oft wie Selbstlähmung. Aber angesichts der | |
| Tatsache, dass 70 Prozent Rechtsextremismus scharf ablehnen, sollte die | |
| Union gegenüber der AfD bei der politischen Quarantäne bleiben – und nicht | |
| mit Zusammenarbeit kokettieren. Zweitens: In scharfem Kontrast zum eher | |
| abnehmenden Rechtsextremismus steht der anschwellende Demokratieverdruss. | |
| Doppelt so viele Bürgerinnen wie 2019 zweifeln, dass die Demokratie | |
| funktioniert. | |
| Was tun? Es ist richtig, die Institutionen gegen möglichen Einfluss der AfD | |
| zu imprägnieren – aber die Demokratie muss gleichzeitig offener gegen | |
| Kritik werden. [2][Mit weihevollen Ansprachen über die Vorteile der | |
| Gewaltenteilung, dem rituellen Ruf nach mehr Bildung] oder der | |
| AfD-Verbotsdebatte wird sich das Unbehagen in der Demokratie nicht einhegen | |
| lassen. Man könnte es mit pünktlichem ÖPNV, besseren Schulen, auch mehr | |
| Bürgerräten und direkter Demokratie versuchen. | |
| 6 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Studie-76-Prozent-der-Deutschen-sind-gegen-Rechtsextremismus/!6127579 | |
| [2] /Arbeitsverhaeltnisse-in-Ostdeutschland/!5980094 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
| ## TAGS | |
| Reden wir darüber | |
| Mitte-Studie | |
| Rechtsextremismus | |
| GNS | |
| Friedrich-Ebert-Stiftung | |
| Stadtbild-Debatte | |
| Studie | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Mitte-Studie der Ebert-Stiftung: 76 Prozent gegen Rechtsextremismus | |
| Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland haben abgenommen. Aber rund 20 | |
| Prozent stimmen nationalchauvinistischen Aussagen zu. | |
| Migrationsdebatten: Deutschland, dein Stadtbild | |
| Mit einem Satz entfacht Kanzler Merz eine Debatte. Und erinnert Ibrahim | |
| Arslan an düstere Zeiten, die nie wirklich vorbei waren. Was er | |
| dagegenhält. | |
| Debatte Analyse rechter Einstellungen: Das Manko der Mitte-Studie | |
| Die Mitte-Studie sollte antidemokratische Tendenzen aufspüren. Doch sie | |
| schadet dem Kampf gegen Verschwörungstheoretiker. |