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# taz.de -- Justiz in Russland: Knast für 14-Jährige
> In Russland soll das Alter der Strafmündigkeit bei Verurteilung wegen
> Sabotage gesenkt werden. 2025 wurden bereits zwölf Minderjährige
> verurteilt.
Bild: Wer als Jugendlicher nicht spurt, riskiert schon mit 14 in den Knast zu k…
Wenn die russische Staatsduma als geschlossene Front auftritt, verheißt das
nichts Gutes. Am Montag reichten 419 der 450 Abgeordneten eine
Gesetzesinitiative ein, die das Alter der vollen Strafmündigkeit bei
Sabotage von bislang sechzehn auf vierzehn Jahre heruntersetzt.
Diese Änderung betrifft nicht nur die unmittelbare Ausführung eines
Sabotageaktes, sondern gilt auch für die Mitgliedschaft in einer
Vereinigung, die Sabotage plant. Weitere Neuerungen: Wer Minderjährige zu
Sabotage anstiftet, erhält lebenslänglich. Verjährungsfristen und
Bewährungsstrafen sollen bei solchen Straftaten ganz wegfallen, eine
vorzeitige Haftentlassung wäre nur noch im absoluten Ausnahmefall denkbar.
Autor:innen der Initiative sind unter anderem der Parlamentsvorsitzende
Wjatscheslaw Wolodin und seine Stellvertreterin Irina Jarowaja, beide seit
Jahren für ihren scharfen antiwestlichen Tonfall bekannt, sowie alle
Fraktionsführer der Duma. Auf volle Unterstützung traf das Vorhaben sowohl
beim obersten Gericht als auch in der Regierung. Man darf also sicher sein,
dass einer Verabschiedung nichts im Wege steht.
## Sabotage und Terroranschläge
Laut Artikel 205 des Strafgesetzbuches ist Sabotage ein Akt gegen die
Wirtschaftssicherheit und Verteidigungsfähigkeit Russlands, explizit
genannt werden Explosionen und Brandanschläge auf Infrastrukturobjekte.
[1][Terroranschläge hingegen zielen darauf ab, den Staat zu destabilisieren
und die Bevölkerung zu verängstigen]. Bislang beträgt die Freiheitsstrafe
bei Sabotageakten zehn bis zwölf Jahre, bei Anschlägen auf militärische
Objekte oder Atomanlagen sogar bis zu zwanzig Jahre.
In den dem Gesetzestext beiliegenden Erläuterungen wird die Altersabsenkung
mit der Schwere einer solchen Tat begründet, die „vorsätzlich begangen wird
und für die Gesellschaft eine besondere Gefahr darstellt“. Somit könnten
Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung gewahrt werden. Faktisch werden
bereits hinsichtlich der Ahndung von Terroranschlägen geltende Bestimmungen
auf Sabotagefälle ausgeweitet.
In seinem Telegram-Kanal führte Wasilij Piskarjow, Vorsitzender des
Duma-Ausschusses zur Untersuchung der Einmischung ausländischer Staaten in
die inneren Angelegenheiten Russlands und Mitglied im Ausschuss zur
Untersuchung von Straftaten gegenüber Minderjährigen seitens des „Kyjiwer
Regimes“, aus, dass die Ukraine und die Nato-Staaten eine ausgefeilte
Taktik zur ideologischen und psychologischen Einwirkung auf russische
Staatsangehörige entwickelt hätten.
## Strafmündigkeit als Prophylaxe
Besonders wichtig sei deshalb, so Piskarjow, der „Schutz von Kindern und
Jugendlichen vor Anwerbungsversuchen in destruktive Netzwerke“. Denn der
Gegner gaukele ihnen Straffreiheit vor. Deshalb sei volle Strafmündigkeit
ab vierzehn Jahren auch ein Prophylaxemittel.
Gar nicht erwähnt wird die Ursache für zunehmende Anwerbungsversuche
Minderjähriger – Russlands aggressiver Angriffskrieg gegen die Ukraine.
[2][Das unabhängige russische Rechercheportal Important
Stories]veröffentlichte am Dienstag eine Auswertung der offiziellen
statistischen Angaben der Justizabteilung beim obersten Gerichtshof: 48
Personen wurden im ersten Halbjahr 2025 wegen Sabotage verurteilt, darunter
zwölf Jugendliche. Vor der Großinvasion gab es praktisch keine
Verurteilungen wegen Sabotage, bis 2023 auch keine deshalb verurteilten
Minderjährigen.
23 Oct 2025
## LINKS
[1] /IS-Terrorattentat-von-Moskau/!5999858
[2] https://istories.media/en/
## AUTOREN
Vera Bessonova
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Moskau
Sabotage
Terrorismus
Justiz
Politische Justiz
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Spionage
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