| # taz.de -- Schwarz-rote Koalition in Berlin: Die SPD will mal wieder deckeln | |
| > Die Chefs der Landesbetriebe sollen weniger verdienen. Für | |
| > SPD-Fraktionschef Saleh ist das eine Gerechtigkeitsfrage. Die CDU aber | |
| > zieht nicht mit. | |
| Bild: Wieviel sollen die Chefs und Chefinnen von Berlins landeseigenen Betriebe… | |
| Berlin taz | In der schwarz-roten Koalition gibt es einen neuen | |
| Streitpunkt: die Chefgehälter bei den landeseigenen Unternehmen. Die | |
| SPD-Fraktion will sie deckeln und sich dabei daran orientieren, was der | |
| Regierungschef verdient. Die CDU-Fraktion hingegen hält das für | |
| populistisch und weltfremd, wenn es darum geht, gute Chefs nach Berlin zu | |
| holen. „Dieser Antrag wird so nie das Abgeordnetenhaus erreichen“, sagte | |
| ihr Wirtschaftsexperte und Vize-Fraktionschef Michael Dietmann der taz. | |
| Passenderweise stand im Senat an diesem Dienstag [1][der jährliche Bericht | |
| über die Lage bei ebendiesen Landesunternehmen] auf der Tagesordnung. Doch | |
| die SPD-Seite machte das dort nicht zum Thema. „Nein“, antwortete | |
| Finanz-Staatssekretär Wolfgang Schyrocki (CDU) bei der anschließenden | |
| Pressekonferenz auf eine Frage danach. Auch von Fraktionschef Raed Saleh, | |
| der wie sein CDU-Amtskollege an dem Regierungstreffen teilnehmen kann, soll | |
| das ausgeblieben sein. | |
| Saleh hatte im Januar bei der Klausurtagung der SPD-Fraktion noch energisch | |
| für eine Deckelung argumentiert. „Das ist ein Gerechtigkeitsthema“, sagte | |
| Saleh damals am Rande zu Journalisten, „die Gehälter sind teilweise | |
| unverschämt hoch“. | |
| In einer Stadt, in der nicht wenige auf staatliche Unterstützung angewiesen | |
| sind, können Gehälter von bis zu einer halben Million Euro wie ein krasser | |
| Gegenpol wirken. Investitionsbank, Messe, Flughafengesellschaft, BVG und | |
| BSR gehören zu jenen großen landeseigenen Betrieben, an deren Spitze sich | |
| 400.000 bis 500.000 Euro verdienen lassen. Ähnlich weit entfernt ist ein | |
| solches Salär aber von den etwa bei Großbanken gezahlten | |
| Millionengehältern. | |
| ## Schon der Rechnungshof übte Kritik | |
| Die SPD-Fraktion sah sich schon im Januar bei ihrer Gehälter-Kritik auf | |
| einer Linie mit dem Landesrechnungshof. Der hatte fünf große Landesbetriebe | |
| geprüft und [2][kam in einer Pressekonferenz Ende 2024 zu dem Schluss]: Die | |
| Bezüge überträfen die von Regierungsmitgliedern und seien nicht plausibel. | |
| Bezugsgröße soll nach SPD-Willen künftig das sein, was die jeweilige | |
| Führungskraft im Roten Rathaus verdient, aktuell Kai Wegner. Das sind rund | |
| 212.000 Euro. Nur ein Drittel mehr soll möglich sein. Was bedeutet: Bei | |
| rund 300.000 wäre Schluss. | |
| Was für einen Hilfeempfänger des Landes noch immer astronomisch klänge, | |
| wäre aus CDU-Sicht nicht mehr geeignet, ausreichend gute Leute an die | |
| Spitze der Landesbetriebe zu holen. „Die Vergütung in Berlin ist | |
| marktgerecht“, sagte Staatssekretär Schyrocki und verwies dabei auf eine | |
| Studie, „wir können uns nicht völlig abkoppeln von Vergütungserwartungen, | |
| die im Rest der Republik bestehen.“ Das hätte sonst zur Folge, „dass es | |
| unseren Unternehmen nicht guttun würde“. | |
| Innerhalb der Koalition wird sich laut Dietmann nun der Arbeitskreis | |
| Haushalt der CDU-Fraktion mit dem SPD-Vorstoß beschäftigen. Falls der die | |
| Sache nicht anders sieht, wird das Thema von dort nicht weiterkommen. Denn | |
| der Koalitionsvertrag schließt einen alleinigen SPD-Antrag im Parlament | |
| aus: „Initiativen und Anträge werden gemeinsam eingebracht“, [3][heißt es | |
| dort auf Seite 132]. | |
| 21 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berlin.de/sen/finanzen/vermoegen/beteiligungen/beteiligungsberi… | |
| [2] /Milliardenkuerzungen-im-Landeshaushalt/!6048613 | |
| [3] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/koalitionsvertrag/ | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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