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# taz.de -- Politisches Chaos in Madagaskar: Der Präsident ist weg, das Milit�…
> Nach wochenlangen Protesten und einer Spaltung des Militärs verlässt
> Präsident Rajoelina das Land. Der meuternde Teil der Armee ergreift die
> Macht.
Bild: Nach landesweiten Protesten ist der madagassische Präsident Andry Rajoel…
Antananarivo/Berlin taz | Madagaskar steht am Rande des Abgrunds. Innerhalb
weniger Tage ist ein Teil der Streitkräfte in den Aufstand getreten, das
Militär hat sich gespalten und [1][Präsident Andry Rajoelina] hat das Land
verlassen haben. Ein Militärputsch lag in der Luft – am Dienstag nachmittag
verkündete der meuternde Teil der Streitkräfte die Machtübernahme.
Oberst Michael Randrianirina, dessen Armeeeinheit sich am Wochenende gegen
den Präsidenten gestellt hatte, [2][verkündete Rajoelinas Absetzung], die
Suspendierung der Verfassung und aller Institutionen außer dem Parlament.
Ein „Militärrat der Erneuerung“ werde zwei Jahre lang das Land regieren.
Das ist das Ergebnis von mehreren Wochen regierungsfeindlicher Proteste,
[3][angeführt von Madagaskars Jugend unter dem Banner „Gen Z“] (Generation
Z), gegen die Verschlechterung der Strom- und Wasserversorgung. Rajoelinas
letzte bestätigte offizielle Tätigkeit war ein Treffen mit
Universitätsstudenten, denen er versicherte, dass die Regierung sich um
ihre Sorgen kümmert.
Madagaskars Krise ist kein Einzelfall. In zahlreichen afrikanischen Ländern
geht die wütende Jugend auf die Straße, weil ihre ökonomischen
Aufstiegschancen schwinden und die grundlegendsten Dienstleistungen immer
unzuverlässiger werden.
## Im Hubschrauber von Frankreich „exfiltriert“
Zu Beginn dieser Woche herrschte Konfusion über Rajoelians Aufenthaltsort.
Hatte er Madagaskar verlassen? Hatte er sich in der französischen Botschaft
in Antananarivo verkrochen? Befand er sich an einem sicheren Ort im Norden
des Landes?
Schließlich [4][vermeldete der französische Staatsrundfunk RFI],
Frankreichs Luftwaffe habe den Präsidenten „exfiltriert“. Er soll zunächst
auf die zu Frankreich gehörende Insel Réunion östlich von Madagaskar
gebracht worden sein.
Rajoelina hatte sich zunächst am Sonntag von einem ungenannten Ort zu Wort
gemeldet und von einem „illegalen gewaltsamen Versuch der Machtergreifung“
gesprochen. Dies folgte auf den öffentlichen Auftritt einer Militäreinheit,
die sich mit der Protestbewegung solidarisierte und erklärte, sie werde
keine Befehle befolgen, gegen diese vorzugehen.
Madagaskars Militär war damit öffentlich gespalten. Eine Eliteeinheit steht
auf der Seite der Öffentlichkeit, eine andere Fraktion auf der Seite des
Präsidenten. Ein bewaffneter Machtkampf ist nicht ausgeschlossen.
Die Spannungen im Militär erschwerten auch die geplante Ausstrahlung einer
Rede des Präsidenten im Staatsfernsehen am Montagabend, weil Soldaten die
TV-Anstalt enterten. Rajoelina verbreitete seine Ansprache schließlich
mitten in der Nacht [5][über soziale Medien] und bestätigte, er befinde
sich nach einem „Mordversuch“ an einem „sicheren Ort“.
Einen Rücktritt, den viele in Madagaskar erwartet hatten, schloss der
Präsident aus. „Es gibt nur eine Lösung der Probleme – nämlich, die in
diesem Land geltende Verfassung zu respektieren“, sagte er und versprach
unter anderem, Generatoren zu importieren, um die Stromkrise zu lösen. Am
Dienstag löste er dann per Dekret das Parlament auf. Das hat nun offenbar
die meutermden Militärs zum Gegenschlag motiviert.
## „Nichts funktioniert“
„Das Land ist zerstört“, [6][hatten die Meuterer am Wochenende erklärt].
„Das Leben der Bevölkerung ist durcheinander, weil nichts funktioniert
wegen der Wasser- und Stromsperrungen“. Sie fügten hinzu: „Wir, das
Militär, tun unsere Arbeit nicht mehr. Wir sind bloß noch Stiefellecker.
Wir befolgen irrationale Befehle. Lasst uns zusammenkommen – Soldaten,
Polizisten, Gendarmen – und uns weigern, uns kaufen zu lassen, um auf
unsere Brüder und Schwestern und die Kinder unseres Volkes zu schießen.“
Die Proteste begannen im September und Rajoelina löste die Regierung auf,
aber das beruhigte die Lage nicht. Vielmehr erinnert die gespannte
Situation jetzt an den Vorlauf des [7][Militärputsches 2009], der damals
den gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana stürzte und Andry Rajoelina an
der Spitze einer „Hohen Übergangsautorität“ an die Macht brachte. Er zog
sich 2014 zugunsten eines gewählten Nachfolgers zurück, wurde aber 2019
selbst gewählt und 2023 wiedergewählt.
Rajoelina wurde beim Putsch 2009 kurz vor seinem 35. Geburtstag Präsident.
Jetzt sorgen diejenigen, die so alt sind wie Rajoelina damals, für das
mögliche Ende seiner Karriere.
Länderübergreifend weckt das Sorgen, denn seit August hält Rajoelina den
rotierenden Vorsitz der Regionalorganisation des südlichen Afrika [8][SADC
(Southern African Development Community)]. SADC duldet eigentlich keine
Militärputsche in seinen Mitgliedern, kann dagegen aber auch wenig
ausrichten. Zuletzt hatte 2017 das Militär in Simbabwe den
Langzeitherrscher Robert Mugabe gestürzt, auch damals unter dem Jubel einer
Protestbewegung.
14 Oct 2025
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Andry_Rajoelina
[2] https://x.com/RealTVMada/status/1978103953578393764
[3] /Proteste-in-Madagaskar/!6112805
[4] https://www.rfi.fr/fr/afrique/20251013-crise-%C3%A0-madagascar-le-pr%C3%A9s…
[5] https://x.com/rianasoa/status/1977825275649134829
[6] https://x.com/africatodayMG/status/1977077261846163666
[7] /Praesident-tritt-zurueck/!5166128
[8] https://www.sadc.int/
## AUTOREN
Mario Rajomazandry
Dominic Johnson
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