# taz.de -- Stahlbranche in der Krise: EU-Kommission will deutliche Ausweitung … | |
> Die europäische Stahlindustrie beklagt Konkurrenz aus China. Die | |
> EU-Kommission will daher Zölle erheben. Zufrieden ist die Industrie | |
> trotzdem nicht. | |
Bild: Das Werksgelände von Thyssenkrupp Steel in Duisburg | |
Brüssel afp | Die EU-Kommission hat eine Ausweitung der EU-Zölle auf Stahl | |
vorgeschlagen. Künftig solle jährlich nur noch halb so viel Stahl zollfrei | |
auf den EU-Markt gelangen dürfen wie bislang, erklärte | |
EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné am Mittwoch im Onlinedienst X. | |
Darüber hinaus solle ein 50-prozentiger Zoll fällig werden. Brüssel will | |
die europäische Stahlindustrie so vor der billigeren Konkurrenz aus China | |
schützen. | |
Stahlimporte in die EU sind bis zu einer bestimmten Menge pro Jahr | |
zollfrei, für große Lieferanten wie die Türkei und Indien gelten | |
spezifische Quoten. Überschreitet die Einfuhrmenge die jeweilige | |
Obergrenze, wird [1][bislang ein Zoll von 25 Prozent fällig], den die | |
Kommission nun verdoppeln will. | |
Ziel ist es, dass sich Einfuhren in die EU oberhalb der neuen, niedrigeren | |
Obergrenze nicht mehr lohnen. Die Importe sollen also sinken, die | |
Produktion innerhalb der EU steigen. | |
Die EU wirft insbesondere China vor, seiner Stahlindustrie mit staatlichen | |
Hilfen einen unfairen Vorteil zu verschaffen und dafür zu sorgen, dass | |
weltweit zu viel Stahl auf dem Markt ist. Zahlen des Weltstahlverbands | |
zufolge produzierte China im vergangenen Jahr mehr als 1000 Millionen | |
Tonnen und damit mehr als die Hälfte des Stahls weltweit. Zum Vergleich: | |
Die deutsche Industrie kam auf rund 37 Millionen Tonnen Stahl. | |
## Industrieverbände nur mittel begeistert | |
Die europäischen Hersteller leiden unter hohen Energiepreisen, außerdem | |
sind sie von den US-Zöllen betroffen. Zugleich ist die Umstellung der | |
energieintensiven Stahlproduktion auf grüne Energie sehr teuer. Hersteller | |
wie die Stahlsparte von Thyssenkrupp oder der Konzern AcelorMittal | |
[2][stecken deshalb in der Krise]. | |
Der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), die zu den | |
Hauptabnehmern gehören, warnte vor steigenden Preisen infolge der Zölle. | |
Der Verband forderte eine Senkung der Energiepreise, die allen | |
Industriezweigen zugutekommen würde. Auch die Wirtschaftsvereinigung Stahl | |
setzt sich für niedrigere Energiepreise ein. | |
Die EU-Einfuhrquote lag bislang so hoch, dass sie kaum einen Effekt hatte: | |
2024 etwa importierte die EU weniger Stahl, als zollfrei möglich gewesen | |
wäre. Der Mechanismus stammt noch aus der Zeit des Zollstreits während der | |
ersten Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump (2017-2021) und läuft nach | |
den Regeln der Welthandelsorganisation zum 1. Juli 2026 aus. | |
Die neuen Quoten sollen diese Regelung ersetzen und dauerhaft gelten. Zuvor | |
müssen aber noch das Europaparlament und die 27 EU-Länder [3][über das | |
Gesetz verhandeln]. | |
7 Oct 2025 | |
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