# taz.de -- Korruption in Deutschland: Deckelt die Parteispenden | |
> Der Prozess um Christoph Gröners Spenden an die CDU macht deutlich: Es | |
> braucht mehr Argwohn und Transparenz beim Thema Parteispenden. | |
Bild: Nur Zeuge, nicht Angeklagter: Christoph Gröner | |
Wenn sich Reiche in Deutschland Macht und Einfluss, letztlich die | |
Demokratie kaufen, dann ist das völlig legal. Parteispenden sind in | |
unbegrenzter Höhe zulässig. Nur Erwartungen, die auf einen persönlichen | |
oder wirtschaftlichen Vorteil hinauslaufen, dürfen damit laut | |
Parteiengesetz nicht verbunden werden. | |
Aber davon geht die Öffentlichkeit hierzulande nicht aus; Korruption ist | |
ein Problem, das man in Deutschland ausschließlich anderswo vermutet. | |
[1][Spenden wohlhabender Wirtschaftsvertreter] vor allem an konservative | |
und rechte Parteien gelten fast schon als karitatives Engagement. Dass | |
Steuersätze für Konzerne und die Reichsten seit Jahrzehnten abgesenkt | |
werden, hat damit sicher nichts zu tun. | |
Insofern ist es ein Fortschritt, dass anhand der [2][Großspenden über | |
insgesamt 820.000 Euro des Immobilienunternehmers Christoph Gröner an die | |
Berliner CDU] über das Thema Parteispenden gesprochen wurde. Ausführlich | |
tat Gröner das am Dienstag selbst, bei seiner [3][Zeugenaussage vor dem | |
Berliner Verwaltungsgericht], das über die Zulässigkeit seiner Spenden bzw. | |
die Annahme dieser zu entscheiden hatte. | |
Dass es soweit kam, liegt dabei ausschließlich daran, dass Gröner in seinem | |
ihm eigenen Größenwahn gleich zweimal in Interviews kundgetan hatte, dass | |
er mit seinen Zuwendungen Bedingungen an die CDU verknüpft hätte: | |
einerseits eine Besserstellung von behinderten Kindern in Heimen, | |
andererseits eine Modifikation – und wie er betonte: nicht Abschaffung – | |
des Mietendeckels. Die für Korruption so übliche Diskretion ist seine Sache | |
offensichtlich nicht. | |
## Nur Angeberei | |
Das alles, war natürlich gar nicht so gemeint, argumentierte Gröner vor | |
Gericht; nie habe er gegenüber Vertretern der CDU diese Bedingungen | |
gestellt. Womöglich stimmt seine Version sogar: Er habe sich mit ein paar | |
anderen „Kaufleuten“ zusammengetan und der vor der Abgeordnetenhauswahl | |
2021 kriselnden CDU eine Werbekampagne finanziert – ohne konkrete | |
Gegenforderung. Schließlich will man seine Geschäftspartner ja nicht in | |
eine rot-rot-grüne Stadt einladen. Seine öffentlichen Behauptungen seien | |
„Aufschneiderei“ gewesen. | |
Doch Zweifel blieben: Dass es verboten ist, für eine Spende eine | |
Gegenleistung zu verlangen, habe Gröner zum Zeitpunkt der Spenden nicht | |
gewusst. Ist ja auch nicht naheliegend, wenn man gewohnt ist, sich alles | |
kaufen zu können. Gefordert aber habe er nichts weil das für ihn eine | |
„Haltungsfrage“ sei. Warum aber hat er in den Interviews dann nicht genau | |
das gesagt? | |
Das Gericht glaubte Gröners Darstellung der Dinge dennoch und wies die | |
Klage, die die Satirepartei Die Partei eingereicht hatte ab. Ein Misserfolg | |
ist das aber nicht unbedingt. Denn erstmals wurde eine Klage gegen die | |
Bundestagsverwaltung, die in einer vorherigen und eher laxen Prüfung keine | |
Anhaltspunkte für eine illegale Einflussspende sehen konnte, für zulässig | |
erklärt. | |
In Zukunft wird sie sich bei der Überprüfung womöglich illegaler Spenden | |
mehr Mühe geben müssen, wenn sie nicht wieder vor Gericht gezerrt werden | |
will. Eine Argumentation wie im Fall Gröner, eine Erwartungsspende liege | |
erst vor, wenn eine Partei die geforderten Handlungen auch umsetzt, reicht | |
wohl nicht mehr aus. | |
Dennoch wird die Beweisführung für stille Korruption schwierig bleiben. | |
Eine einfache Lösung liegt auf der Hand: Eine Deckelung von Parteispenden. | |
Einer strauchelnden Demokratie würde das gut tun. | |
4 Oct 2025 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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Kai Wegner | |
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