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# taz.de -- Die Wahrheit: Meinem Namen zur Ehre
> „ … Natürlich wäre es großartig, wenn jemand einen Cocktail nach mir
> benennt. Aber wer sollte das tun, und warum? …“.
Angesichts der aktuellen (und notwendigen) Straßenumbenennungen denke ich
oft darüber nach, welchen Dingen ich selbst meinen Namen schenken würde. Im
Stadtbild möchte ich lieber nicht auftauchen: Eine Allee fände ich
vermessen; bei einer Straße läuft man Gefahr, andauernd wegen Staubildung
in den nervigen Verkehrsnachrichten aufzutauchen; und ein Jenni-Zylka-Platz
wäre ebenfalls unangebracht – nachher ist dort am Wochenende Markt, und das
ist mir einfach zu früh. Ich möchte ausschlafen.
Natürlich wäre es großartig, wenn jemand einen Cocktail nach mir benennt.
Aber wer sollte das tun, und warum? Die jungen, schlipstragenden Barmixer,
die sich schlüpfrige Vokabeln wie „infused“, „jigging“ und „strainin…
die gepflegten Bärte werfen, und beim Riechen am selbstgebrannten
Lakritztageteslikör gustatorische Orgasmen bekommen, wirken immer
beleidigt, wenn ich meinen Futschi bestelle.
Und die meisten Cocktailnamen, die nach echten Menschen klingen, sind
ohnehin ausgedacht: Tom Collins war angeblich im 19. Jahrhundert eine Art
imaginärer Sündenbock, von dem man schreckliche Geschichten erfand, um die
Zuhörer danach mit einem starken Gin-Mixgetränk wieder zu beruhigen;
„Bloody Mary“ wäre eh nur bis zu den Wechseljahren gegangen; und Harvey
Wallbanger (Wodka) und sein Kumpel Freddy Fudpucker (Tequila) klingen
schwer nach den Aliassen von Junggesellenabschied-Teilnehmern.
## Mein Name auf einem Teenagermagazin
Wenn es nicht so unmodern und außerdem noch ressourcenschädigend wäre,
hätte ich meinen Namen gern auf einem Teenagermagazin gesehen. Die „Jenni“
wäre ein buntes Blättchen vollgepackt mit Musik, Starschnitten,
Foto-Love-Stories und Beziehungstipps gewesen – doch der Drops ist
gelutscht. Und mit einer Schiffstaufe würde man mich ebenfalls nicht
beglücken, weil ich das mit der Champagnerflasche eine empörende
Verschwendung finde.
Ein Ding gibt es allerdings, dem ich sehr gern meinen Namen schenkte: Mit
Freuden würde ich neben Linda, Sieglinde, Vitelotte, Kipfler, Anabelle und
den über 3.000 anderen im Dreck liegen wollen. Ich bin vielleicht keine
gute Frühkartoffel. Aber meine Sorte wäre festkochend.
2 Oct 2025
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Getränkekultur
Umbenennung
Vornamen
Cocktail
Satire
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