| # taz.de -- Uneinigkeit in der EU: Die Unterstützung für die Ukraine bröckelt | |
| > In Brüssel gibt es zunehmend Widerstand gegen die neuen | |
| > Russland-Sanktionen und eine geplante 140-Milliarden-Hilfe für die | |
| > Ukraine. | |
| Bild: Die EU will Importverbot von russischem LNG beschleunigen: Hier wird der … | |
| Brüssel taz | Diesmal sind es nicht nur die üblichen Verdächtigen: Zwei | |
| Kernländer der EU, Belgien und Österreich, stellen sich in der europäischen | |
| Ukraine-Politik quer. Österreich blockiert [1][neue Sanktionen gegen | |
| Russland], Belgien erhebt Einwände gegen weitere Milliarden-Hilfen für die | |
| Ukraine. Es geht um 140 Milliarden Euro, die finanzielle Stabilität in der | |
| Eurozone – und eine mögliche Staatspleite. | |
| „Wenn wir nicht helfen, droht der finanzielle Kollaps der Ukraine“: Mit | |
| diesen drastischen Worten beschreibt ein EU-Beamter die Lage. Schon im | |
| zweiten Quartal 2026 könne Kiew zahlungsunfähig werden. In den nächsten | |
| beiden Jahren fehlen dem ukrainischen Staat nach Schätzungen des | |
| Internationalen Währungsfonds (IWF) 60 Milliarden US-Dollar. Für Waffen und | |
| Munition kämen wohl mindestens 80 Milliarden hinzu. | |
| Normalerweise müssten der IWF, die Weltbank oder die USA helfen. Doch da | |
| sich US-Präsident Donald Trump weigert, für die Ukraine zu zahlen oder zu | |
| bürgen, will nun die EU dem klammen Land aus der Patsche helfen. Die | |
| EU-Kommission hat vorgeschlagen, Kiew einen neuen Kredit in Höhe von 140 | |
| Milliarden Euro zu gewähren und dabei auf das eingefrorene russische | |
| Vermögen zurückzugreifen. | |
| Doch Belgien, wo das Gros dieses Vermögens liegt, spielt nicht mit. Der | |
| Grund: Durch einen Zugriff auf die belgische Firma Euroclear könnte das | |
| Vertrauen internationaler Anleger erschüttert werden – und das zu einer | |
| Zeit, da Belgien die Schulden über den Kopf wachsen. Es komme nicht | |
| infrage, „Putins Geld zu beschlagnahmen und uns allein mit dem Risiko zu | |
| lassen“, warnt Premier Bart De Wever. | |
| ## Einige Staaten fürchten um die Stabilität des Euro | |
| Belgien steht mit seinen Sorgen nicht allein. Auch Italien, Frankreich und | |
| Luxemburg haben Bedenken erhoben. Sie fürchten um die Stabilität des Euro | |
| und um die eigenen Staatsfinanzen. Die könnten in Mitleidenschaft gezogen | |
| werden, da der geplante Ukraine-Kredit mit Garantien der 27 EU-Staaten | |
| abgesichert werden soll. Deshalb stellte sich Rom beim letzten | |
| EU-Finanzministertreffen quer. | |
| [2][Bundesfinanzminister Lars Klingbeil] versuchte, zu beschwichtigen. Er | |
| sei sich „sicher, dass wir am Ende auch dazu kommen, dass Putin für seinen | |
| Krieg bezahlt“, sagte er. Es gehe darum, „dass das Ganze rechtssicher ist�… | |
| betonte der SPD-Politiker, „aber da sind wir in den letzten Wochen ein | |
| Stück vorangekommen“. Eine Lösung der strittigen Fragen konnte aber auch er | |
| nicht vorweisen. | |
| Beim nächsten EU-Gipfel in zehn Tagen sei wohl noch nicht mit einem | |
| Beschluss zu rechnen, heißt es in Brüssel. Er rechne nur mit einem | |
| Arbeitsauftrag an die EU-Kommission, sagte ein EU-Diplomat. Für | |
| Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wäre dies ein herber Rückschlag. Er | |
| hatte sich im September für den Milliarden-Kredit an die Ukraine | |
| ausgesprochen – nun droht sein Vorstoß zu versanden. | |
| Das liegt allerdings nicht nur an Belgien und anderen Bedenkenträgern. Es | |
| liegt auch daran, dass der Vorschlag massive rechtliche Probleme aufwirft. | |
| Um auf das eingefrorene russische Vermögen zuzugreifen, müsste nicht nur | |
| die völkerrechtlich verankerte Staatenimmunität angetastet werden. Die EU | |
| müsste auch das Sanktionsregime ändern, auf dessen Grundlage das Geld | |
| eingefroren wurde. | |
| Dies geht jedoch nur mit einem einstimmigen Beschluss der 27 EU-Staaten – | |
| und der ist nicht in Sicht. Ungarn und die Slowakei würden sich in den Weg | |
| stellen, womöglich aber auch noch andere EU-Staaten. Aktuell schafft es die | |
| EU nicht einmal, ihr 19. Sanktionspaket gegen Russland zu verabschieden – | |
| denn Österreich sagt Nein. | |
| Die Regierung in Wien will den [3][Raiffeisenkonzern] für seine Probleme | |
| mit der russischen Justiz schadlos halten und verschleppt deshalb die | |
| Annahme der neuen EU-Sanktionen. Auch hier zeichnet sich noch keine Lösung | |
| ab. | |
| 13 Oct 2025 | |
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| [1] /19-Sanktionspaket-gegen-Russland/!6111389 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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