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# taz.de -- Projektleiterin über Wandergärten: „Für jede Leidenschaft ist …
> Im Hamburger Wandergarten gärtnern alle mit. Ein Gespräch mit der
> Projektleiterin über die Vielfalt der Gärtner:innen und die Liebe zum
> Hochbeet.
Bild: Wo es grünt, da lass dich nieder: die Sitzbeete des Hamburger Wandergart…
taz: Was sind Wandergärten, Frau Wilhelm?
Emilia Wilhelm: Es sind Hochbeete, die durch die Stadt wandern. Die Idee
ist inspiriert von den Wanderbaumalleen aus Süddeutschland. Da gibt es
Bäume in Hochbeeten, die verschiebbar sind und so durch die Stadt wandern
und sie grüner machen können.
taz: Warum ist es wichtig, dass der Garten wandert?
Wilhelm: Er soll [1][Grün in die Stadtteile bringen, wo es an Natur
mangelt]. Deswegen stehen die Hochbeete auf Rädern. Sie sollen an so viele
Standorte wie möglich wandern, aber auch den Bezirken und der Politik ein
Zeichen setzen: [2][hier freut sich die Nachbarschaft über mehr Natur]. Wir
wollen ein kleiner Anstupser für weitere Nachhaltigkeits- und Naturprojekte
sein – deswegen unterstützen wir die Nachbarschaft und die Bezirke auch,
nachdem der Garten gegangen ist.
taz: Grün scheint vor allem in den ärmeren Stadtteilen zu fehlen.
Wilhelm: Ich tue mich schwer damit, den Stadtteilen von vornherein so einen
Stempel aufzudrücken. Aber wir suchen gezielt Stadtteile aus, die eher
wenig Naturnähe bieten und in denen es Bedarf nach niedrigschwelligen
Umweltbildungsangeboten gibt. Und hier möchten wir Brückenbauer:innen
sein. Wir sind auf der Veddel gestartet und stehen jetzt in Wilhelmsburg.
Da gibt es den Inselpark, aber der liegt weiter im Süden und ist von hier
aus nicht so leicht erreichbar. In anderen Stadtteilen bekommen Kinder
automatisch viel mehr Natur mit.
taz: Wie funktioniert das offene Gärtnern?
Wilhelm: Auf der Veddel gab es ein großes Bedürfnis nach Gärtnern und nach
einem Gemeinschaftsprojekt. Da hatten wir innerhalb kürzester Zeit eine
Gruppe, die zu einem festen Termin kam, Blumen gepflanzt, gewässert und
gepflegt hat. Eigentlich ist das offene Gärtnern ein ganz freies Angebot,
man kann fünf Minuten bleiben oder auch eine Stunde. Jetzt in Wilhelmsburg
merken wir, dass die Leute eher zwischendurch kommen, die Beete anschauen
oder die Kräuter probieren. Aber beim offenen Gärtnern sind sie nicht so
aktiv mit dabei. Dafür sind aber die Initiativen, die Kitas und Schulen
vorne dabei, die Workshops zur Umweltbildung zu buchen – das war auf der
Veddel ein bisschen reduzierter.
taz: Wie frei sind die Leute beim Gärtnern – kann man da alles pflanzen?
Wilhelm: Das Schöne ist, dass wir sowohl Gemüse als auch Wildstauden und
Kräuter in den Beeten haben. Das heißt, da ist an sich für jede
Leidenschaft etwas dabei. Was wir vorgeben, ist ein Anspruch und Fokus auf
Biodiversität und Naturschutz. Deswegen packen wir keine Geranien in unsere
Hochbeete.
taz: Wer kommt zum Gärtnern?
Wilhelm: An den Beeten kamen ganz verschiedene Menschen zusammen, das war
total spannend: ein Rentnerpaar, eine Goldschmiedin, ein 3D-Designer und
ein zweijähriges Kind mit seinem Vater. Es reicht von Leuten mit
Masterabschluss bis zu Menschen ohne Ausbildung, Zugewanderten, in
Deutschland Geborenen. Und es waren ganz offene Arme, mit denen wir
empfangen wurden.
taz: Wie hat sich das konkret gezeigt?
Wilhelm: Wenn wir da an den Beeten standen, kamen die Leute vorbei und
sagten, wie schön sie das finden und wie nett es ist, dass hier Natur steht
und dass es den Stadtteil bunter macht. Selbst die Menschen, die mit
Umwelt- und Naturthemen nicht so viel am Hut haben und die gar nicht gerne
selbst gärtnern, haben es trotzdem zu schätzen gewusst – etwa, indem sie
sich an die Sitzbeete gesetzt haben.
taz: Was bleibt auf der [3][Veddel], nachdem der Garten weiter gewandert
ist?
Wilhelm: Das ist auch davon abhängig, was die Nachbarschaft will. Unsere
Idee ist nicht, dass auf Teufel komm raus Hochbeete bleiben. Es kann auch
mal eine Grünflächenpatenschaft entstehen oder eine Baumscheibe bepflanzt
werden. Wir haben aber auf der Veddel gemerkt, dass diese kunterbunten
Hochbeete sehr geliebt wurden und jetzt wahnsinnig vermisst werden. Es
wurde uns direkt angeboten, Unterschriften dafür zu sammeln. Jetzt
versuchen wir, die Beete dort zu verstetigen.
9 Oct 2025
## LINKS
[1] /Pflanze-statt-Pflaster/!6099972
[2] /Protest-gegen-gruene-Umweltsenatorin/!6106702
[3] /Veddel/!t5472816
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Nachbarschaft
Grünflächen
Soziale Brennpunkte
Veddel
Hamburg
Gärtnern
Garten
Schwerpunkt Klimawandel
Verkehrswende
Umweltbehörde Hamburg
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