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# taz.de -- „Marsch für das Leben“: Frauenrechte unter globalem Beschuss
> Am Wochenende demonstrieren Fundamentalist*innen und Ultrarechte in
> Berlin und Köln gegen Abtreibung. Bündnisse formieren Gegenproteste.
Bild: Abtreibunsgsgegner beim „Marsch für das Leben“ 2023
Berlin taz | Am Samstag ziehen wieder Abtreibungsgegner*innen mit „I
love Jesus“-Shirts, Holzkreuzen und „Töten ist keine ärztliche
Kunst“-Schildern durch Berlin. Beim „Marsch für das Leben“, eine der
größten öffentlichen Veranstaltungen der sogenannten
„Lebensschutzbewegung“, demonstrieren seit 2008 jedes Jahr Tausende für ein
vollumfängliches Abtreibungsverbot. Organisiert wird die Demo vom
Bundesverband Lebensrecht e.V. Parallel findet auch in Köln am Wochenende
ein solcher Marsch statt.
In den letzten Jahren nahmen an der Berliner Demonstration neben
Abtreibungsgegner*innen auch [1][konservative Politiker*innen,
christliche Fundamentalist*innen und vermehrt auch Ultrarechte teil],
darunter AfD-Politikerin Beatrix von Storch. Die Allianz zwischen der
christlichen Fundamentalismusbewegung und der extremen Rechten wurde in den
letzten Jahren immer deutlicher. In Deutschland bestehen enge Kontakte
sowohl zur Union als auch zur AfD.
Teil dieses Netzwerks ist auch die Berliner Online-Szene: Nach Recherchen
von Jan Böhmermann ist etwa der christlich-fundamentalistische, ultrarechte
YouTuber Leonard Jäger, bekannt als „Der Ketzer der Neuzeit“ mit über
500.000 Abonnent*innen, in der AfD bestens vernetzt und pflegt zudem
Verbindungen zu radikal-evangelikalen Gruppierungen in den USA.
Dass viele globale Antiabtreibungsnetzwerke tiefe Wurzeln in den USA haben,
zeigt auch ein aktueller Bericht des Europäischen Parlamentarischen Forums
für sexuelle und reproduktive Rechte. Demnach stellen konservative
Organisationen in den USA große finanzielle Mittel für
Antiabtreibungsbewegungen in Europa bereit. Seit 2019 gab die christliche
Rechte in den USA jährlich rund 22 Millionen Dollar für europäische
Organisationen aus, die gezielt Frauenrechte untergraben.
## USA und Kreml finanzieren globale Antiabtreibungsnetzwerke
Auch der Kreml ist maßgeblich an der Finanzierung internationaler
Antiabtreibungsnetzwerke beteiligt. Darauf weisen [2][Recherchen der
Aktivistin und Autorin Klementyna Suchanow] hin. Die Auswirkungen sind auch
in Deutschland spürbar: So spielte die Kreml-finanzierte konservative
Organisation CitizenGO mit Sitz in Spanien eine zentrale Rolle in der
Kampagne gegen die designierte Verfassungsrichterin Frauke
Brosius-Gersdorf.
„Die ‚Lebensschutzbewegung‘ ist ein Vehikel für reaktionäre,
antifeministische und queerfeindliche Ideologien“, kritisiert das
queerfeministische Bündnis „What the Fuck!?“. Es warnt: „[3][Die Bewegung
hat in den letzten Jahren immer mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit
erlangt], auch aus Teilen der bürgerlichen Mitte, die sich als ‚besorgt‘
über den ‚Trend‘ der Geschlechtervielfalt geben.“ So zeige etwa Markus
Söders (CSU) Vergleich von Deutschlands Industrie mit einer „Dame ohne
Unterleib“, dass die Gleichsetzung von der Wertigkeit eines Menschen mit
seiner Gebärfähigkeit über fundamentalistische Kreise hinausreiche.
Dagegen will das Bündnis am Samstag demonstrieren. „Wir kämpfen für eine
Gesellschaft, in der jeder selbstbestimmt leben kann – unabhängig von
Geschlecht, sexueller Orientierung oder körperlicher Fähigkeit“, heißt es
in einer Pressemitteilung. Ab 11 Uhr rufen sie auf dem Europaplatz am
Hauptbahnhof zur Gegendemo auf.
15 Sep 2025
## LINKS
[1] /Marsch-fuer-das-Leben-und-Gegendemo/!6037939
[2] /Netzwerke-christlicher-Fundamentalisten/!6090433
[3] /Protest-gegen-Pro-Life-Bewegung/!6037527
## AUTOREN
Lilly Schröder
## TAGS
Schwerpunkt „Marsch für das Leben“
Schwerpunkt Abtreibung
Frauke Brosius-Gersdorf
Rauchen
sexuelle Selbstbestimmung
Sexismusdebatte
Kolumne Bewegung
Antifeminismus
sexuelle Selbstbestimmung
Demonstration
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