Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Jimmy Kimmel ist zurück: Ein Happy End?
> Jimmy Kimmel darf seine Late-Night-Show behalten. Seine Rückkehr ist ein
> Hoffnungsschimmer, doch die Macht über die Ausstrahlungen haben andere.
Bild: Jimmy Kimmel: Back for good?
Was will man tun gegen Großkonzerne und gegen repressive pressefeindliche
Herrscher? Laut schreien. Und dann aufhören, ihnen Arbeit, Ideen,
Leidenschaft oder Geld zu geben. Die Rückkehr von Jimmy Kimmel beweist,
dass das funktioniert – teilweise.
Am Montagabend gab Disney bekannt, dass sein „Jimmy Kimmel Live!“ nun doch
wieder ausgestrahlt wird. Erst vergangene Woche hatte der Sender ABC, ein
Tochterunternehmen von Disney, erklärt, dass die Sendung auf unbestimmte
Zeit ausgesetzt werde. [1][Kimmel hatte in der letzten Sendung nämlich über
die Tötung des ultrarechten Trump-Freunds Charlie Kirk gesprochen und
darüber, wie die „MAGA-Gang“ dessen Tod politisch instrumentalisier]e.
Disney sagt jetzt, das Ganze sei geschehen, um „die angespannte Situation
in einem emotionalen Moment unseres Lands nicht weiter anzuheizen“.
Dass Kimmel jetzt zurück ins TV darf, liegt vermutlich nicht daran, dass
Disney Werte wie Meinungsfreiheit und Pressefreiheit wichtig sind. Der
Grund dürfte viel mehr She-Hulk gewesen sein. Tatiana Maslany, die
Darstellerin dieser Disney-Heldin, hatte Menschen auf Instagram dazu
aufgefordert, ihre Disney-Abos zu kündigen. Und Tausende forderten und
taten das. Sie entzogen Disney Geld und Gunst.
## Promis wehren sich
Auch andere Darsteller*innen stellten sich gegen den Konzern, obwohl
sie doch wichtige Figuren für ihn verkörpert hatten. Tom Hanks etwa und
Martin Short unterschrieben einen offenen Brief. Internetliebling Pedro
Pascal postete ein Foto mit Kimmel. Der Schöpfer der ABC-Erfolgsserie
„Lost“, Damon Lindelof, sagte öffentlich, er werde nicht mehr mit dem
Unternehmen arbeiten, wenn Kimmel nicht zurückkommt. Hinzu kommen fünf
Gewerkschaften aus dem US-Showbusiness, die sich gegen die Entscheidung
stellten.
Wenn sich Publikum, Darsteller*innen, Autor*innen von Disney
abwenden, was hat Disney dann noch außer Vergnügungsparks?
Dass Disney Kimmel also vorerst wieder ins Programm nimmt, ist ein Sieg
derer, die Konsequenzen ziehen. Als Trump die Nachrichtenagentur AP von
Veranstaltungen ausschloss, als er gegen die New York Times klagte, da gab
es bereits breite Kritik.
Richtig laut wurde sie aber erst jetzt, als Trump mit Kimmel versehentlich
einen Medienmärtyrer schuf, dessen Gesicht in den USA jede*r kennt, weil
er seit über 20 Jahren im Fernsehen kritisiert, nicht in Texten. Dass
dieses Gesicht nun zurückkehren kann, ist ein Hoffnungsschimmer. Aber
leider ein schwacher, denn die Show wird trotzdem viele Menschen nicht wie
üblich im TV erreichen.
## Die Macht der Sender
ABC macht zwar die Show, aber die Ausstrahlung erfolgt in den USA über
diverse Lokalsender, ABC-Affiliates. Und die gehören unterschiedlichen
Unternehmen. Die Konzerne Nexstar und Sinclair erreichen laut
Expert*innen mit ihren ABC-Affiliate-Stationen zwischen 20 und 25
Prozent des ABC-Publikums. Sie treffen wichtige Entscheidungen.
Vergangene Woche hatte sich zuerst Nexstar gegen Kimmel gestellt, nachdem
Brendan Carr, Chef der US-Medienaufsicht und Freund von Trump, den
Lokalsendern wegen der Show gedroht hatte. Man würde im schlimmsten Fall
den Sendern die Lizenz entziehen. Darauf folgte die Disney-Entscheidung.
Danach kam Sinclair hinterher und forderte von Kimmel sogar, dass er sich
bei der Familie Kirks entschuldigt und seiner radikal rechten
Jugendorganisation Geld spendet.
Nexstar hat sich bisher noch nicht dazu geäußert, ob sie Kimmels Show
wieder zeigen werden. Das Unternehmen ist auf Carr angewiesen, weil es
einen Konkurrenten kaufen will und das von der Aufsicht bewilligt werden
muss. Auch Sinclair will fusionieren. Der Sender hat schon in einem
Statement auf X, der Plattform des rechten Milliardärs Elon Musk, bekannt
gegeben, dass sie stattdessen Nachrichtenprogramme senden wollen. Welche
politische Qualität die haben, bleibt offen, wenn man sich ansieht, welchen
Post die Firma vor dem Statement abgesetzt hat. Darin bewarb sie ein
Special zu Charlie Kirk.
23 Sep 2025
## LINKS
[1] /Nach-Aussagen-zu-Mord-an-Charlie-Kirk/!6114261
## AUTOREN
Johannes Drosdowski
## TAGS
Jimmy Kimmel
USA
Feinde der Pressefreiheit
Disney+
Charlie Kirk
GNS
Reden wir darüber
Serien-Guide
Schwerpunkt USA unter Trump
wochentaz
Schwerpunkt USA unter Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Apple TV+ verschiebt „The Savant“: Der Jimmy-Kimmel-Effekt
In „The Savant“ jagt eine Agentin Nazi-Terroristen. Ist das zu heikel nach
Kirk? Apple TV+ hat den Serienstart zumindest kurzfristig verschoben.
Politische Entgleisung der USA: Eine Zerstörungsattacke auf das demokratische …
Die Meinungsfreiheit wird von der Trump-Regierung dezimiert, immer mehr
linke, kritische Stimmen zensiert. Auch in Deutschland müssen wir die
Warnsignale erkennen.
Politik auf Social Media: Die Supermacht der Influencer
Der erschossene Podcaster Charlie Kirk war einer der engsten
Trump-Vertrauten. Doch nicht nur in den USA gewinnen Social-Media-Stars an
politischem Einfluss.
Abgesetzter US-Talker Jimmy Kimmel: Jetzt wird es ernst
Mit Jimmy Kimmel ist bereits der zweite Late-Night-Moderator Opfer von
Trump. Das ist keine Petitesse: Die Shows sind ein linksliberales
Gegengewicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.