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# taz.de -- Diskussion um Rad-WM in Ruanda: Wie streng sollen die Maßstäbe se…
> Die Straßenrad-WM in Ruanda löst eine politische und moralische Debatte
> um Sportswashing aus, die immer komplizierter wird.
Bild: WM-Teilnehmer beim Training in Kigali
Es ist eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Erstmals findet ab
Sonntag eine Straßenrad-Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent
statt. In Ruanda, [1][wo sich die Tour du Ruanda] seit 2008 auch im
internationalen Rennkalender etabliert hat und mit der Tour du Faso in
Burkina Faso zu den wichtigsten afrikanischen Radsportereignissen zählt.
In Ruanda, wo Opposition und Medien drangsaliert werden und die Machthaber
für Menschenrechtsverbrechen im Ostkongo mitverantwortlich gemacht werden,
weil sie eine dort wütende Rebellenorganisation unterstützen. [2][Präsident
Paul Kagame] wird vorgeworfen, eine Sportswashingstrategie zu verfolgen,
sich mit der WM-Premiere oder Fußballpartnerschaften mit Arsenal London,
Paris Saint-Germain oder Bayern München weltweit Anerkennung zu
verschaffen. Im Frühjahr hat die Europäische Union Sanktionen gegen Ruanda
verhängt und unter anderem die Absage der Rad-WM in Kigali gefordert,
sollte Ruanda seinen Kurs nicht ändern.
Die Verantwortlichen im Radsport reagierten mit den üblichen
Abwehrreflexen. Sie stecken ihren Kurs im vermeintlich politikfreien Raum
ab. David Lappartient, Präsident des Weltverbands UCI, erklärte, der Sport
müsse neutral bleiben und einen Plan B zur WM in Ruanda gebe es nicht.
Irgendwann, wandte der deutsche Teamchef Jens Zemke dieser Tage ein, würde
es bei strengen Maßstäben eng werden, noch ein Ausrichterland für die WM zu
finden.
Es ist ein etwas betagtes Argument in der sportmoralischen Debatte, das
neuerdings aber an Kraft gewinnt, wenn man sieht, wie der Autoritarismus
auch in Europa immer populärer wird und sich in den USA schon so verfestigt
hat, dass über einen Entzug der Fußball-WM 2026 und der Olympischen Spiele
2028 zumindest einmal nachgedacht werden müsste.
## Widersprüche immer größer
Sportswashing ist so attraktiv geworden, weil der Sport sich erfolgreich
ein sauberes Image zugelegt hat, mit dem er reichlich Geld verdient. Er
präsentiert sich als verbindende Kraft, welche die Menschen unabhängig von
Nationalität, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht zusammenbringt. Aber Geld
verdienen lässt sich in den vergangenen Jahren in zunehmendem Maße auch
mithilfe von Scheichs und Despoten.
So werden die Widersprüche immer augenfälliger, wenn etwa Fifa-Chef Gianni
Infantino einerseits mit US-Präsident Donald Trump kungelt und bei der
Klub-WM [3][die Antirassismuskampagne aussetzt], andererseits selbst einen
Rassismusvorfall in Potsdam im DFB-Pokal anprangert.
Im Fall von Ruanda hat der FC Bayern im August einen bemerkenswerten
Eiertanz aufgeführt. [4][Die Partnerschaft mit dem Staat Ruanda] wurde
umgewandelt. Die viel kritisierte Werbung für Reisen in das afrikanische
Land, die seit 2023 mit dem Slogan „Visit Rwanda“ über die Banden am
Spielfeldrand im Stadion flimmerte, wurde eingestellt. Dafür will der
Verein künftig die Nachwuchsförderung in einer Akademie vor Ort
unterstützen.
In Ruanda grämt man sich nicht über die veränderte Zusammenarbeit. Die
fortgeführte Partnerschaft mit dem FC Bayern stelle sicher, heißt es dort,
dass Talententwicklung ein Bestandteil der Vision des Lands bleibe, Ruanda
als globalen Knotenpunkt für Tourismus, Investitionen und Spitzensport zu
positionieren.
20 Sep 2025
## LINKS
[1] /Radsport-in-Afrika/!6068870
[2] /Ruanda-gedenkt-des-Voelkermordes/!6080988
[3] /Klub-WM-FIFA-voll-auf-Trump-Kurs/!6091490
[4] /Bayern-Muenchen-und-ein-heikler-Sponsor/!5953270
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Ruanda
Weltmeisterschaft
Radsport
Radsport
Entwicklungszusammenarbeit
FC Bayern München
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