| # taz.de -- Kampagne gegen Neuversiegelung: Ein Herz für Hinterhöfe | |
| > Der Umweltverband BUND fordert, Neubau auf Grünflächen zu stoppen. | |
| > Wohnungen sollen auf versiegelten Flächen und durch Umwandlung entstehen. | |
| Bild: Proteste gegen Nachverdichtung in Lichtenberger Innenhöfen: Alles nur Ni… | |
| Umweltverbände wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) | |
| stehen häufig unter Verdacht, die inoffizielle Interessenvertretung der | |
| „Nimbys“ zu sein. Die Abkürzung steht für „Not in my backyard“, zu | |
| Deutsch, „Nicht in meinem Hinterhof“, und bezeichnet den Widerstand von | |
| Anwohner:innen gegen Neubauprojekte. Sollen zum Beispiel [1][in einem | |
| Hinterhof Bäume gerodet werden, um Platz für einen weiteren Wohnriegel zu | |
| schaffen], verklagen Umweltverbände gerne auch mal landeseigene | |
| Wohnungsbauunternehmen. | |
| Der Vorwurf, der in dem Begriff mitschwingt, ist, eine Nimby sei nur auf | |
| ihren eigenen Vorteil – ihren Hinterhof – bedacht, und nicht bereit, auf | |
| diesen für das höhere Wohl – mehr Wohnungsbau – zu verzichten. Spätesten… | |
| dieser Stelle wird klar: Der Vorwurf des Nimbyismus ist eine diskursive | |
| Strategie, um Umwelt- und Klimaschutz zu delegitimieren. Darauf hat auch | |
| der BUND keine Lust mehr und [2][geht mit einer Kampagne in die Offensive]. | |
| Mit „Grüne Flächen retten – Hitzeschutz jetzt“ fordert der Umweltverban… | |
| der ausufernden Flächenversiegelung in Berlin entgegenzuwirken. Unter | |
| anderem sollen keine Bauprojekte mehr auf Wiesen, Parks, Wäldern oder | |
| Kleingärten entstehen. | |
| ## Wohnungen auf Supermärkte | |
| „Im Schnitt wird alle drei Jahre einmal die Fläche des Tempelhofer Feldes | |
| zugebaut“, sagte Verena Felhlenberg, BUND-Referentin für Stadtnatur bei der | |
| Vorstellung der Kampagne am Dienstag. Die Folgen sind dramatisch: In der | |
| Klimakrise erhitzen sich die Städte immer weiter, kühlende Grünfläche | |
| werden vernichtet. Hochwertige Biotope und Naherholungsräume für die | |
| Bewohner:innen gehen verloren. Der eigentliche Beitrag für das höhere | |
| Wohl ist der unbebaute Hinterhof, der die Stadt kühlt, das Klima schützt | |
| und Biodiversität fördert. | |
| Aber irgendwo müssen die Wohnungen schließlich gebaut werden, oder? Um das | |
| Nimby-Argument vollends zu entkräften, hat der BUND vorgesorgt. Statt auf | |
| „kühlendem Stadtgrün“ sollen neue Wohnungen durch Aufstockung von Dächern | |
| und Supermärkten, Bebauung von bereits versiegelten Flächen wie Parkplätzen | |
| und Umwandlung von leer stehenden Büros oder illegalen Ferienwohnungen | |
| entstehen. Das Potenzial beträgt rund 160.000 Wohnungen, rechnet der | |
| Verband vor. | |
| Fraglich bleibt nur, wie erfolgreich die Kampagne sein wird. Denn der BUND | |
| strebt keinen Volksentscheid an, sondern beschränkt sich auf eine Petition | |
| und mehrere Informations- und Mitmachaktionen. Los geht’s am Freitag auf | |
| dem Tempelhofer Feld: dem kollektiv genutzten Hinterhof aller | |
| Berliner:innen, der unbedingt zu retten ist. | |
| 16 Sep 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Konflikt-um-Nachverdichtung/!6035646 | |
| [2] https://www.bund-berlin.de/mitmachen/gruene-flaechen-retten-hitzeschutz-jet… | |
| ## AUTOREN | |
| Jonas Wahmkow | |
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