# taz.de -- Krankenhausreform in Berlin: Ohne die Millionen geht es nicht | |
> Der Senat lasse Fördermittel des Bundes ungenutzt, kritisiert die | |
> Berliner Krankenhausgesellschaft. Der Verband fordert eine | |
> Investitionsoffensive. | |
Bild: „Klinikoffensive Jetzt!“: Protestkundgebung vor dem Berliner Abgeordn… | |
Berlin taz | Weniger Standorte, dafür besser spezialisiert und ausgestattet | |
– mit der Krankenhausreform steht auch die Berliner Gesundheitslandschaft | |
[1][vor großen Umbrüchen]. Die kosten viel Geld, doch im aktuellen | |
Haushaltsentwurf will der Senat nur einen Bruchteil der dafür vorgesehen | |
Bundesmittel in Anspruch nehmen. Dagegen protestierte am Mittwochvormittag | |
die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) zusammen mit mehreren Hundert | |
Ärzten und Pfleger:innen vor dem Abgeordnetenhaus. | |
„Der Senat will jede Menge Geld vom Bund ungenutzt liegen lassen, das ist | |
so was von unverständlich“, kritisierte Marc Schreiner, Geschäftsführer der | |
BKG. Doch auch die regulären Investitionsmittel sollen im Haushaltsentwurf | |
von 191 auf 161 Millionen Euro gekürzt werden. Damit stünde den | |
Krankenhäusern weniger Geld zur Verfügung: „Wir sollen die Transformation | |
faktisch selbst bezahlen“, sagte Schreiner. | |
Zur Umsetzung der umfassenden Krankenhausreform hat der Bund einen 50 | |
Milliarden schweren Transformationsfonds aufgelegt, mit dem die Länder über | |
die nächsten 10 Jahre die Kliniken fit für die Reform machen sollen. Doch | |
um die Mittel in Anspruch zu nehmen, müsste das Land einen Eigenanteil von | |
30 Prozent beisteuern. Bis zu 75 Millionen Euro Eigenanteil wären pro Jahr | |
möglich. Für die nächsten beiden Jahre sind im aktuellen Haushaltsentwurf | |
nur 5 Millionen für 2026 und 10 Millionen für 2027 eingeplant. | |
## Seit 20 Jahren unterfinanziert | |
Auf Anfrage teilt die Senatsverwaltung mit, dass man nicht vorhabe, Mittel | |
aus dem Fonds verfallen zu lassen, da er über zehn Jahre gelte. Vielmehr | |
sei nicht zu erwarten, dass die Umsetzung der Reform so schnell | |
voranschreitet, dass in den ersten beiden Jahren bereits die volle Summe | |
ausgeschöpft werden müsse. „Es ist aktuell nicht klar, wie schnell Berlin | |
Mittel aus dem Transformationsfonds abrufen kann“, so eine Sprecherin der | |
Gesundheitsverwaltung. | |
Berlins Krankenhäuser [2][seien seit rund 20 Jahren unterfinanziert], | |
betonte Peter Bobbert, Präsident der Berliner Ärztekammer, am Mittwoch. | |
Kosten für Geräte, Sanierungen und Neubauten müssen Krankenhäuser oft aus | |
dem laufenden Betrieb finanzieren. „Das Geld kommt von uns, den | |
Mitarbeitenden.“ | |
Was das im Arbeitsalltag bedeutet, berichtete Olaf Jähnke, Oberarzt im | |
jüdischen Krankenhaus: „Wir arbeiten mit Fax, weil wir nicht das Personal | |
und das Geld haben, neue Systeme einzuführen.“ Auch das Herzkatheterlabor | |
gehe ständig kaputt und müsste dringend modernisiert werden. Die Kosten für | |
Material, Technik, IT und Löhne würden ständig steigen, die Einnahmen | |
blieben aber gleich. Die Folge: immer weiterer Verschleiß und drohende | |
Schließungen. | |
Tobias Schulze, gesundheitspolitischer Sprecher der Linken-Fraktion, | |
forderte, die regulären Investitionsmittel deutlich zu erhöhen. Eigentlich | |
würden 500 Millionen Euro pro Jahr benötigt, zusätzlich zu den Mitteln aus | |
dem Transformationsfonds. „Der Senat muss sich darum kümmern, dass jedes | |
Haus erhalten bleibt. Erst dann können wir eine Strukturreform machen“, | |
sagte Schulze. | |
10 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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für die Umsetzung der Krankenhausreform. Nötig wären mehr Investitionen. |