# taz.de -- DRK-Klinikum Mitte schließt: Ein schlechtes Vorzeichen | |
> Die Einstellung des Betriebs am DRK-Klinikum Mitte verheißt nichts Gutes | |
> für die Umsetzung der Krankenhausreform. Nötig wären mehr Investitionen. | |
Bild: Kritiker:innen der Reform fürchten das große Kliniksterben | |
[1][Das DRK-Klinikum Mitte muss schließen.] Der stationäre Betrieb wird ab | |
2026 eingestellt, ein Großteil der Stationen in den größeren Standort nach | |
Westend verlagert. Was danach kommt, ist unklar – vermutlich wird es nur | |
noch ambulante Angebote am Standort in der Drontheimer Straße im Wedding | |
geben. | |
Fordert die umstrittene Krankenhausreform ihr erstes Opfer? Nicht ganz: Die | |
Gründe für die Schließung dürften vor allem in [2][den Problemen der | |
aktuellen Krankenhausfinanzierung] liegen. Und dennoch nährt der Fall | |
Zweifel, ob die Reform ihr Versprechen der Verbesserung der | |
Gesundheitsversorgung halten kann. | |
Auf den ersten Blick scheint die Fusion der Kliniken Mitte und Westend ein | |
konsequenter Schritt im Sinne [3][der umfassenden Reform von | |
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).] Die Zahl der Kliniken soll | |
deutlich verringert werden, dafür sollen Fachkompetenzen und | |
kostenintensive Ausstattung an spezialisierten Standorten gebündelt werden. | |
Dadurch würden Kosten gesenkt, aber gleichzeitig die Behandlungsqualität | |
verbessert. | |
Die Unternehmensleitung begründete den Schritt ausdrücklich damit, die | |
Umstrukturierungen erfolgten im Sinne des im November beschlossenen | |
Gesetzes. | |
## Pleitewelle droht schon jetzt | |
Bemerkenswert dabei ist, dass die DRK-Kliniken mit der Schließung dem | |
Zeitplan der Reform deutlich zuvorkommen. Denn die Krankenhausfinanzierung | |
wird voraussichtlich erst Anfang 2027 umgestellt. Davor sollen die | |
Bundesländer mit der Krankenhausplanung ermitteln, welche Häuser | |
verzichtbar sind und wo Zusammenlegungen Sinn machen. Durch die zentrale | |
Planung soll verhindert werden, dass es zu den Versorgungslücken kommt, vor | |
denen die Kritiker:innen der Reform warnen. | |
In Berlin soll der Krankenhausplan erst 2026 fertiggestellt werden. Dass | |
nun Träger wie die DRK-Kliniken schon jetzt anfangen, Standorte zu | |
schließen, ist bedenklich. Grund dafür dürfte weniger die Reform sein, als | |
der enorme Kostendruck, unter dem Gesundheitseinrichtungen derzeit stehen. | |
Die Berliner Krankenhausgesellschaft gibt an, dass 70 Prozent der | |
Einrichtungen in der Hauptstadt rote Zahlen schreiben. Erst im Oktober | |
musste das Waldfriede-Krankenhaus in Zehlendorf Insolvenz anmelden. Auch | |
dem Jüdischen Krankenhaus im Wedding droht die Pleite. | |
Die Gründe für die Krise sind vielfältig: In den letzten Jahren sind die | |
Kosten für Energie, Löhne und Material enorm gestiegen. Auch der zunehmende | |
Personalmangel macht den Kliniken zu schaffen, da er oft ihre Kapazitäten | |
einschränkt. | |
## Das Land muss einspringen | |
Ein entscheidender Faktor ist auch die mangelnde Unterstützung durch das | |
Land. Obwohl die Länder gesetzlich dazu verpflichtet sind, die | |
Investitionskosten der Häuser zu tragen, liegt der Betrag seit Jahren | |
deutlich unter dem Bedarf. In den jüngsten Haushaltsverhandlungen hat der | |
Senat den Betrag noch weiter gekürzt. | |
Indem sie nun einen Standort schließen, sparen die DRK-Kliniken schon jetzt | |
Kosten, anstatt zwei Jahre auf das Inkrafttreten der Reform zu warten. Das | |
ist verständlich, aber höchst bedenklich. | |
Denn mit jeder Klinik, die vorzeitig dicht macht, sinkt der | |
Gestaltungsspielraum der Politik. Statt bedarfsorientierter Planung drohen | |
betriebswirtschaftliche Zwänge zur treibenden Kraft der Reform zu werden. | |
Mit einer „Entökonomisierung“, wie Lauterbach sie verspricht, hat das wenig | |
zu tun. | |
24 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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