| # taz.de -- Eröffnung der Automesse IAA: Bühne frei für Benzin und Diesel | |
| > Die Mobilitätsmesse IAA in München gibt sich klimafreundlich. Doch | |
| > Autolobby, Merz und Söder sind gegen das Verbrenner-Aus der EU im Jahr | |
| > 2035. | |
| Bild: Markus Söder im Autofieber auf der Fachmesse der Autolobby | |
| München taz | Die [1][IAA Mobility, die weltweit größte Mobilitätsmesse], | |
| begann am Dienstagmorgen mit viel Tamtam – und die Diskussionen über das | |
| Ende des Verbrennermotors gingen weiter. Lichtshow und dramatische Musik | |
| stimmten die Besucher:innen auf die Feier ein, mit der die IAA auf dem | |
| Münchner Messegelände offiziell eröffnet wurde. Ein Video sollte zeigen, | |
| wie sehr Mobilität die Menschen weltweit beeinflusst. | |
| Da wirkte es noch so, als spielten verschiedene Verkehrsmittel eine Rolle | |
| bei der IAA. Als der erste Redner auf die Bühne des Kongresszentrums trat, | |
| erschienen auf der Screen im Hintergrund nicht nur die Animation eines | |
| windschnittigen Autos, sondern auch die eines sportlichen Fahrrads und | |
| einer schnittigen Bahn. Spätestens aber als Bayerns Ministerpräsident | |
| Markus Söder (CSU) die ersten Worte seiner Begrüßungsrede sprach, wurde | |
| klar: Hier geht’s ums Auto, besonders um den Verbrenner. | |
| „Ganz München ist im Autofieber“, schwärmte Söder. „Die Menschen wollen | |
| nach wie vor Auto“, und: „Auto ist das Herzstück der deutschen Industrie�… | |
| Er sei „totaler Fan der Elektromobilität“, sagte Söder – holte dann abe… | |
| einer flammenden Rede für eine [2][Abschaffung des EU-Verbrennerverbots im | |
| Jahr 2035] aus. | |
| Der Hintergrund: Aktuell gilt in der Europäischen Union, dass ab 2035 keine | |
| Neuwagen mehr verkauft werden dürfen, die mit fossilem Diesel oder Benzin | |
| fahren. Bis 2035 sollen die Autobauer die durchschnittlichen CO2-Emissionen | |
| ihrer neuzugelassenen Autos schrittweise senken, um klimaschädliche | |
| Emissionen im Verkehr herunterzuschrauben. Wenn die Hersteller die Vorgaben | |
| – die sogenannten Flottengrenzwerte – verfehlen, drohen Strafzahlungen. | |
| Pkw, Lkw und Busse mit Verbrennermotor verursachen derzeit rund 20 Prozent | |
| des Treibhausgasausstoßes in der EU. | |
| ## Industrie und Konservative wollen Verbot aufweichen | |
| Die EU-Regelung soll mehr E-Autos auf die Straße bringen. Und obwohl immer | |
| mehr Europäer:innen Stromer kaufen, wollen sich die deutschen | |
| Autokonzerne nicht vom Diesel- und Benzinmotor abwenden. Die Branche | |
| beklagt sinkende Gewinne. Zollstreitigkeiten mit den USA und China, die | |
| elektrische Konkurrenz aus der Volksrepublik und niedrigere Verkaufszahlen | |
| belastet die Autoindustrie weiter. | |
| Schon im Vorfeld der IAA häuften sich Forderungen der Konzerne und | |
| konservativer Parteien, das Verbrennerverbot ab 2035 aufzuweichen. Das | |
| dürfte auch am Freitag in Brüssel beim Autogipfel unter Leitung der | |
| EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Thema sein. | |
| „Die Strafzahlungen müssen weg“, betonte Söder am Dienstag in München. A… | |
| Hildegard Müller, Präsidentin des IAA-Ausrichters Verband der | |
| Automobilindustrie (VDA), forderte „Kurskorrektur“ und Realitätscheck“, … | |
| CO2-Flottengrenzwerte müssten angepasst werden. | |
| Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), nach Müller am Rednerpult, | |
| unterstützte die Forderungen der Autolobby: „Wir halten am Umstieg auf | |
| Elektromobilität grundsätzlich natürlich fest, aber wir brauchen mehr | |
| Flexibilität in der Regulierung.“ Er sprach sich auch gegen eine | |
| „einseitige politische Festlegung auf bestimmte Technologien“ aus, also das | |
| [3][batterieelektrische Auto]. Ein Besucher im Publikum freute sich | |
| lautstark, dass in der Regierung endlich wieder ein autofreundlicher Ton | |
| herrsche. | |
| ## Unternehmen aus der E-Branche für Verbrennerverbot | |
| Allerdings sehen das längst nicht alle so. „Die deutsche Automobilindustrie | |
| wird auf der IAA spannende, neue Elektroautos präsentieren“, sagte Isabel | |
| Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, der taz. | |
| „Umso falscher ist es daher, im Halbjahrestakt die Beschlüsse zum | |
| Verbrenner-Aus infrage zu stellen.“ Stattdessen brauche es bessere | |
| Ladeinfrastruktur, faire Strompreise an den Ladesäulen und bezahlbare | |
| E-Auto-Modelle. | |
| Vertreter der Autoindustrie verteidigen das Verbrennerverbot ebenfalls. | |
| 150 Unternehmen aus der E-Autobranche schrieben am Montagabend in einem | |
| offenen Brief an die EU: Würde das Verbrenner-Aus aufgeschoben, drohten der | |
| europäischen Industrie Nachteile im Vergleich zur internationalen | |
| Konkurrenz. Autokonzerne wie Volvo, Batteriehersteller, Ladesäulenbetreiber | |
| und Energieversorger unterzeichneten den Brief. Am Stand von Volvo in einer | |
| der IAA-Messehallen prangen in Leuchtschrift die englischen Worte für: „Wir | |
| glauben, die Zukunft ist elektrisch.“ Eine Abschaffung des | |
| Verbrennerverbots sei nicht mit den Werten von Volvo vereinbar, betonte ein | |
| Konzernsprecher im Gespräch mit der taz. | |
| Im [4][Münchner Stadtgebiet protestierten Klimaaktivist:innen derweil | |
| gegen den Autofokus der IAA]. Einige Mitglieder des | |
| „Widerstands-Kollektivs“ blockierten kurzzeitig die Zufahrtsstraße zu einem | |
| Ausstellungsraum von Mercedes-Benz. Neun Aktivist:innen von Extinction | |
| Rebellion gingen im Messesee baden. | |
| „Die Klimakrise tötet Menschen und an der IAA werden immer größere Autos | |
| zelebriert“, sagte ein Sprecher. Um Menschenleben zu retten, brauche es | |
| eine echte Mobilitätswende. | |
| 9 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nanja Boenisch | |
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