Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- US-Verteidigungsministerium umbenannt: Kriegsminister gibt es wieder
> In den USA hat Donald Trump das von Pete Hegseth geführte
> Verteidigungsministerium umbenannt: Es heißt jetzt Kriegsministerium.
> Richtig so!
Bild: Vom Verteidigungsminister zum Kriegsminister, Washington D.C., 5. Septe…
Eines muss man Donald Trump lassen: Der Mann ist ehrlich. Ja gut, er sagt
nicht immer die Wahrheit, neigt derweil zum Bullshitten – aber ist seine
Umbenennung des Verteidigungsministeriums in „Kriegsministerium“ nicht
schlicht eine Anerkennung der Wirklichkeit? Eine Absage an Euphemismen?
Der frisch gebackene US-Kriegsminister und Kreuzfahrerfan Pete Hegseth
könnte jedenfalls stolzer nicht sein. Ein Blick auf die Seite seines
Instagram-Accounts offenbart direkt sieben Referenzen auf den neuen Namen.
Ehrlichkeit, wohin man schaut. Auf Truth Social [1][schrieb Trump], Chicago
(jene Stadt, in die der Präsident Truppen der Nationalgarde entsenden will)
werde bald herausfinden, „warum es KRIEGSministerium heißt“. Dass der
Bürgerkrieg ohne Ansage gekommen wäre, wird man ihm daher auch nicht
vorwerfen können.
Oder nehmen wir die US-Drohnenschläge in Lateinamerika. Hier
[2][veröffentlicht Trumps Regierung ganz transparent einen Clip], der
zeigt, wie das Militär vor der Küste Venezuelas Menschen auf einem
Schlauchboot außergerichtlich tötet. Ob die Getöteten wie behauptet
Drogenhändler der Gruppe Tren de Aragua waren, werden wir mangels
Gerichtsverfahren nie erfahren.
## Trump postet Hinrichtungsvideos
In dem „Krieg gegen den Narcoterrorismus“ vereinen sich zwei vergangene
Kriege, die beide nicht gegen klar bestimmte Feinde geführt wurden,
[3][sondern gegen Nomen, gegen Konzepte]. Und beide hat die USA
offensichtlich verloren: Den Krieg gegen „die Drogen“, ausgerufen von
Richard Nixon, und den Krieg gegen „den Terror“, ausgerufen von George Bush
dem Jüngeren.
Der letztere Krieg gegen das Nomen „Terror“ spielte sich vor allem in
Afghanistan und in Irak ab, war aber geografisch entgrenzt. So befahl der
Hoffnungsträger der Linksliberalen, Barack Obama, Drohnenhinrichtungen in
sieben Ländern und schreckte selbst vor der Tötung von US-Staatsbürgern
nicht zurück.
Damals war es noch die Investigativplattform Wikileaks, die
US-Kriegsverbrechen öffentlich machte, wie etwa die Bombardierung von
Reuters-Journalisten in Bagdad 2007. Im Fall der angeblichen
venezolanischen „Narcoterroristen“ heute postet Trump einfach selbst die
Snuff-Videos und geilt sich daran auf. Ehrlich halt.
Auch in den Bush-Obama-Jahren hätte ein Kriegsministerium den USA gut zu
Gesicht gestanden. Der Schriftsteller Christopher Hitchens hatte eine
solche Umbenennung nach dem 11. September 2001 explizit gefordert. Hitchens
war da bereits vom Sozialisten und Kritiker des US-Imperiums zum
Unterstützer von Bushs Kriegen geworden. Er hatte einige sehr gute
Argumente dafür, den Dschihadisten in Afghanistan und dem faschistoiden
irakischen Tyrannen Saddam Hussein ein Ende zu bereiten, und einige sehr
falsche Vorstellungen davon, was das Ergebnis dieser Kriege sein würde.
## Keine Verteidigung in Vietnam
Mit seinem Vorschlag zur Umbenennung war aber auch Hitchens eher spät dran.
Oder will heute noch jemand behaupten, dass die USA sich in den 1960er
Jahren in Vietnam „verteidigt“ hätten? Für diesen Krieg übernahmen die
Vereinigten Staaten vielmehr die Logik der französischen Kolonisatoren, sie
kämpften gegen das vietnamesische Volk und gegen sein
Selbstbestimmungsrecht.
Obendrein war der Krieg für die verbrannten und verstümmelten Zivilisten in
den vietnamesischen Dörfern auch weniger „kalt“, als der Begriff für die
große Konfrontation der Supermächte durchscheinen lässt. Wenn man so recht
darüber nachdenkt, hätten die USA sich die Umbenennung ihres
Kriegsministeriums nach dem Zweiten Weltkrieg einfach sparen können.
Und in Deutschland, dem Land der 99 Luftballons? Hier [4][fordert Boris
Pistorius „Kriegstüchtigkeit“], allerdings noch in seiner Funktion als
Verteidigungsminister. Eine geplante Umbenennung ist nicht bekannt. Als
Faustregel sollte man von einem Land, das zwei Weltkriege begonnen und
verloren hat, in dem weder Kriegstreiber noch Radikalpazifisten ohne
Hitler- und Holocaustgleichsetzungen argumentieren können, auch nicht allzu
viel erwarten. Vor allem keine Ehrlichkeit.
8 Sep 2025
## LINKS
[1] https://edition.cnn.com/2025/09/06/politics/trump-chicago-war-meme-post
[2] https://www.yahoo.com/news/articles/trump-announces-us-military-conducted-1…
[3] https://newrepublic.com/article/102751/romney-obama-war-dogs-nouns-drugs-fe…
[4] /Sprache-in-Zeiten-des-Kriegs-/!6101575
## AUTOREN
Leon Holly
## TAGS
Reden wir darüber
talkshow
Pete Hegseth
Schwerpunkt USA unter Trump
Verteidigung
Social-Auswahl
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Trump
Venezuela
Boris Pistorius
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Armee: Avantgarde des Faschismus
Das Militär soll Trump helfen, die Amerikaner zu beherrschen. Die Soldaten
fühlen sich eher dem Präsidenten, weniger der Demokratie verpflichtet.
US-Verteidigungspolitik unter Trump: „Krieg“ statt „Verteidigung“: Mini…
Der neue Name solle eine deutlichere „Entschlossenheit“ signalisieren, so
das Weiße Haus. Zudem wollen die USA die Militärhilfe für Europa kürzen.
Konflikt zwischen USA und Venezuela: Schlag gegen „chavistisches Kartell“
Laut Präsident Trump, habe das US-Militär elf „Drogenterroristen“ auf ein…
Boot getötet. Diese sollen mit dem venezolanischen Regime in Verbindung
stehen.
Boris Pistorius in den USA: Neue Waffen will das Land
Deutschland fragt die USA nach dem Abschusssystem für weitreichende
Tomahawk-Marschflugkörper. Die Waffengattung hat schon mal für Diskussionen
gesorgt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.