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# taz.de -- Ananas und Milliardäre: Kronen nehmen!
> Ananas ohne Grün ist besser für die Umwelt. Milliardäre gehören endlich
> wie normale Menschen besteuert. Und Gerechtigkeit ist nicht
> Linkspopulismus.
Bild: Wer ist hier schlecht fürs Klima?!
Was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Sommerloch endet.
taz: Und was wird besser in dieser?
Küppersbusch: Irrsinnige Vorschläge ohne Sommerlochausrede.
taz: Nach den letzten Gesprächen zeigt sich [1][die schwarz-rote Koalition]
überraschend einig. Nur ein demonstratives Schauspiel oder wiedergefundene
Harmonie?
Küppersbusch: Auf der Union lastet erheblicher Innen- wie Außendruck, es
doch mal mit der AfD zu probieren. In der SPD wollen viele genau das
verhindern und nicht wenige, im Gegenteil, klare Kante. Das sind schon vier
Parteien, bevor der irre Söder dazukommt. Wenn sie das bis zum Ende der
Legislatur zusammenhalten, sind sie gut.
taz: [2][Nach offiziellen Zahlen liegen die Sozialausgaben, gemessen am
BIP, heute nicht höher als vor zehn Jahren.] Braucht Schwarz-Rot nun eine
neue Ausrede, um schön nach unten zu treten?
Küppersbusch: Nein, Teile der Debatte sind bereits entfaktet. Die Union
zieht es durch – Arme bekämpfen statt Armut bekämpfen – und liefert ein
Schuldkonstrukt. Die SPD zerreißt es, sie will Partei der Benachteiligten
sein und sieht ihre WählerInnen ins Lager der Benachteiligenden abwandern.
taz: Was sollten wir tun? [3][Lieber fünf Milliarden einsparen im
Bürgergeld] oder x Milliarden einnehmen durch Erbschafts- und
Vermögenssteuer sowie echte Maßnahmen gegen Steuerbetrug?
Küppersbusch: Rechnerisch keine Frage: Bei der Erbschaftssteuer wurde 2023
allein 26 „bedürftigen“ Großerben 2,1 Milliarden Euro erlassen. Da müsste
man also gar nichts ändern, außer Milliardäre wie normale Menschen zu
besteuern. Zudem hüpft der komplette Osten unter der Erbschaftsteuer durch,
weil’s dort fast nichts zu erben gibt. Die Vermögenssteuer gibt’s – sie
wurde 1997 ausgesetzt. Das Verfassungsgericht urteilte, Grundbesitz sei
heillos unterbewertet. Das wurde durch die Neubemessung der Grundsteuer
2025 repariert, auch hier müsste also nur geltendes Recht vollstreckt
werden. Das Volumen liegt bei 10 bis 20 (Verdi) beziehungsweise 30 (Oxfam)
Milliarden Euro pro Jahr. Beim Steuerbetrug liegen die Schätzungen bei 100
Milliarden Euro, für die man in Finanzämter und Fahnder investieren müsste.
Kurz: Hier geht’s nicht um lukrative Quellen für den Staat, sondern darum,
Arme zu stigmatisieren. Wenn Gerechtigkeit als Linkspopulismus gescholten
wird, hat der Rechtspopulismus gewonnen.
taz: [4][Penny köpft die Ananas und verkauft sie künftig ohne grüne Krone,
um Emissionen zu sparen]. Hat der Discounter dafür ein Krönchen verdient?
Küppersbusch: Penny spart 25 Prozent der Fracht, die Pflanzenblätter
kompostieren daheim und wir ja irgendwie auch, jetzt mit weniger Abfall.
Ist doch okay, wenn wir Verbraucher das Minus beim gewohnten Anblick gegen
das Plus beim guten Gewissen verrechnet bekommen. Milch vom Bauern mit dem
ehrlichen Preis scheiterte in Supermärkten, weil sie tatsächlich nach Milch
schmeckte und der Preis ehrlich war. Wenn also der Ananasabsatz nun
einbricht, dürfen wir auf die Rhetorik gespannt sein, mit der die
Rückverkronung gefeiert werden wird.
taz: [5][Die Berlusconis übernehmen endgültig ProSiebenSat.1, und Wolfram
Weimer ist nach einem Treffen mit dem Ex-Präsidenten-Sohn voller lobender
Worte]. Klar, was soll denn schon schiefgehen, wenn Steuern hinterziehende
Superreiche mit politischen Ambitionen das Privatfernsehen aufkaufen?
Küppersbusch: Fernsehsender kaufen ist ja so was von Eighties. Beide Sender
haben dramatisch an Reichweite und Werbeerlösen verloren, die Joyn
Mediathek bettelt um Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen, weil ihr eigenes
Regal wenig hergibt. Der Kulturstaatsminister ließ sich den Standort
München lobpreisen und von Berlusconi jr. eine tolle Zukunft ausmalen. Zur
gleichen Zeit interviewte eine ehemalige CDU-PR-Mitarbeiterin, Claudia
von Brauchitsch, als Sat.1-Journalistin dort den Kanzler. Mag sein, die
Union glaubt an die Wirkmacht des Fernsehens und die Italogang an sein
Geld. Und jetzt aber bitte zurück in die Gegenwart.
taz: [6][Elch Emil ist auf Europatour und bereits von Polen bis nach Wien
gewandert]. Schafft er es wohl über die deutsche Grenze?
Küppersbusch: Elche sind voll sympathische Tiere, die Mercedes umwerfen
(„Elchtest“) und früher mal Möbel verkauften (Ikea). Trotzdem kann die
Stimmung auch kippen, wenn die Bären und Wölfe mal schwächeln, und dann
gibt’s Elchmeterschießen.
taz: Und was macht der RWE?
Küppersbusch: Besiegt im Freundschaftsspiel die Zweite von Borussia
Dortmund. Durfte keiner zugucken wegen offiziell Länderspielpause.
Sogenannter DFB-Humor.
Fragen: Jonas Kähler und Wlada Froschgeiser
8 Sep 2025
## LINKS
[1] /Schwarz-rote-Koalition/!t5008480
[2] /Faktencheck-Sozialausgaben/!6107991
[3] /Reform-des-Buergergelds/!6108904
[4] /Initiative-fuer-effizienteren-Transport/!6109830
[5] /Berlusconi-erobert-deutsche-Sender/!6107977
[6] /Elch-ueber-Urlaube-und-Grenzen/!6109063
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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