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# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Menschen sind kein Müll
> Anstatt Obdachlosigkeit zu bekämpfen, behandelt die Stadt Menschen, die
> auf der Straße leben, unwürdig. Am Tag der Wohnungslosen regt sich
> Widerstand.
Bild: Müllreinigung im Görli: Saubermachen ist ein Wort, dass niemals in Bezu…
Berlin taz | Es war der Wunsch nach einem sicheren und warmen Schlafplatz,
der einem 33-Jährigen Mitte März zum Verhängnis wurde. [1][Der obdachlose
Mann schlief in einem Papiercontainer, die Müllabfuhr bemerkte ihn nicht.]
Er verstarb noch an Ort und Stelle an seinen Verletzungen. Der Fall sorgte
stadtweit für Bestürzung. Im Umgang mit Menschen, die auf der Straße leben,
hat sich seitdem leider nichts geändert. Noch immer werden sie als Problem
betrachtet, vertrieben und verdrängt.
Jüngste Beispiele: [2][Der Görlitzer Park, um den ein Zaun gebaut wird, um
die dortige Drogenszene zu vertreiben]. Gleichzeitig werden dringend
notwendige Sozialprojekte nicht weiter finanziert. Am Alexanderplatz baut
die Deutsche Bahn den Bahnhof obdachlosenfeindlich um.
So sollen Teile des Untergeschosses, die bislang vielen obdachlosen
Menschen als vor Wetter geschützte Zufluchtsorte dienten, nach der
Modernisierung geschlossen werden. „Reduzierung von
Aufenthaltsmöglichkeiten für Nichtreisende, wie zum Beispiel Wohnungslose“
heißt das im Konzernsprech.
## Menschen sind kein Müll
Mit dem Tag der wohnungslosen Menschen am Donnerstag wollen Sozialverbände
gegen die sich immer weiter verschärfende soziale Kälte aufmerksam machen.
Am Vorabend veranstalten die Straßensozialarbeiter:innen von
[3][Gangway ab 17 Uhr eine Kundgebung im Görli]. „Menschen sind kein Müll�…
lautet das Motto, das zugleich eine Forderung ist für den menschenwürdigen
Umgang mit allen, die auf der Straße leben. Am Aktionstag selbst findet
eine Kundgebung um 16 Uhr am Fernsehturm gegen die Umbaumaßnahmen am
Bahnhof statt.
Alarmierend wird der Donnerstag auch noch in anderer Hinsicht: Zum ersten
Mal werden in Berlin zum nationalen Warntag um 11 Uhr auch die Sirenen
erklingen – zum ersten Mal seit 30 Jahren. Damit der Sound stadtweit gut
hörbar ist, will der Senat bis Ende des Jahres 450 Sirenen installiert
haben.
Laut wird auch die [4][Rave-Demo „Wem gehört die Stadt“] die am Samstag
durch den durchgentrifizierten Prenzlauer Berg zieht. Denn einer der
Hauptgründe für Wohnungslosigkeit bleibt die kapitalistische Verwertung der
Stadt, die Mieten in die Höhe treibt und bezahlbaren Wohnraum verknappt.
Allein 2024 wurden 2.495 Haushalte zwangsgeräumt, nicht selten direkt in
die Wohnungslosigkeit.
Eine naheliegende Maßnahme wäre es, leerstehende Gebäude zu öffnen für
Menschen, die sie benötigen. Mit gutem Beispiel voran geht die Stadt mit
dem ehemaligen Kongresszentrum ICC, das anlässlich des Tages des offenen
Denkmals für Besucher:innen geöffnet wird – leider nicht dauerhaft,
sondern nur von Donnerstag bis Sonntag. [5][Neben kostenlosen
Besichtigungen gibt es noch viele weitere Veranstaltungen wie Yoga, Filme
und Underground Cycling.]
8 Sep 2025
## LINKS
[1] /Tod-im-Muellwagen/!6075621
[2] /Goerlitzer-Park-in-Berlin-Kreuzberg/!6097175
[3] https://gangway.de/10-09-25-kundgebung-mit-musik-am-vorabend-zum-tag-der-wo…
[4] https://de.ra.co/events/1878713
[5] https://about.visitberlin.de/presse/pressemitteilungen/tag-des-offenen-denk…
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
Wohnungsnot
Mietenprotest
Görlitzer Park
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
BSR
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