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# taz.de -- Gerichtsentscheid in Großbritannien: Flüchtlingshotel wird geräu…
> Nach wochenlangen Proteste, teilweise von Rechtsextremen angeheizt,
> entscheidet ein Gericht: Ein von Flüchtlingen bewohntes Hotel in Epping
> muss geräumt werden.
Bild: Einwanderungsgegner:innen versammeln sich am 27. Juli 2025 vor dem Bell H…
London taz | Nach wochenlangen Protesten muss das als Flüchtlingsunterkunft
genutzte Hotel im Londoner Vorort Epping, wo bis zu 138 Asylbewerber
männlichen Geschlechts untergebracht sind, bis zum 12. September geräumt
werden. Dies hat am Dienstag ein Gericht per einstweiliger Verfügung
angeordnet und damit einer Klage der Gemeinde Epping Forest einstweilen
stattgegeben.
Begründet wird das mit Verstößen gegen die Nutzungs- und
Lizenzierungsverordnungen. Demnach hatten die Besitzer des Hotels keinen
Antrag auf eine grundsätzliche Nutzungsänderung der einstigen
Touristenunterkunft auf die Unterbringung von Asylbewerbern eingereicht.
Aktivist:innen und Kommunalbehörden, die gegen die Unterbringung von
Asylbwerber:innen in über 200 in Großbritannien verstreuten Hotels
sind, sehen in der Entscheidung einen signifikanten Sieg und eine
Möglichkeit, es Epping landesweit nachzumachen. Dabei könnte es durchaus
geschehen, dass die einstweilige Verfügung im weiteren Verfahren wieder
rückgängig gemacht wird. Vor drei Jahren wurde in der Grafschaft Yorkshire
eine ähnlich begründete Verfügung wieder gekippt, da laut Gericht der
Schaden durch den fehlenden Antrag nicht groß genug gewesen sei.
Vor einem Monat hatten in [1][Epping Proteste von Ortsansässigen gegen die
Flüchtlingsunterkunft begonnen], teils von rechtsextremen
Aktivist:innen mitbeeinflusst. Auslöser war, dass ein über den
Ärmelkanal geflüchteter 41 Jahre alter Äthiopier, der in dem Hotel
untergebracht war, [2][unter anderem der sexuellen Misshandlung eines
14-jährigen britischen Mädchens angeklagt wurde.]
## Unterbringung der vielen Bootsflüchtlinge könnte schwerer werden
Rechte Politiker und rechtsextreme Aktivisten wollten in dem Vorfall keinen
Einzelfall sehen, sondern übertrugen die Tat auf sämtliche Asylbewerber und
gaben an, dass britische Frauen, Kinder und Kommunen durch diese in Hotels
untergebrachten fremden Unbekannten bedroht seien. So kam es zu Protesten
auch in Canary Wharf und Islington in London, dazu in Städten wie Norwich,
Portsmouth und Newcastle.
Die benachbarte konservative Kreisbehörde Broxbourne kündigte gleich am
Dienstag an, dass sie es Epping gleichtun möchte. Die rechte Partei Reform
UK, die bei den Kommunalwahlen im Mai große Erfolge erzielte, will
ebenfalls rechtliche Schritte unternehmen. Epping habe sich tapfer gegen
die linke Verschwörung gewehrt und repräsentiere die Mehrheit anständiger
Briten, sagte Parteichef [3][Nigel Farage] im Tonfall Donald Trumps.
Das könnte die Unterbringung der vielen Bootsflüchtlinge in Großbritannien
erschweren. Seit dem Amtsantritt der Labour-Regierung von Premierminister
Keir Starmer im Juli 2024 sind über 50.000 Menschen über den Ärmelkanal von
Frankreich nach Großbritannien geflüchtet, über 30.000 davon allein dieses
Jahr, deutlich mehr als früher. Im März 2025 waren 32.345 davon auf
Staatskosten in Hotelzimmern untergebracht – umgerechnet knapp 2,5
Milliarden Euro pro Jahr kostet das. Eigentlich will die Labour-Regierung
die Anmietung von Hotels für Flüchtlinge bis 2029 einstellen.
20 Aug 2025
## LINKS
[1] /1-Jahr-Messerangriff-in-Southport-/!6099433
[2] https://www.bbc.com/news/articles/c9qx2qedqllo
[3] /Britische-Rechtspopulisten-zerstritten/!6075072
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Geflüchtete
Großbritannien
Schwerpunkt Rassismus
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Messerangriff
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Messer
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