# taz.de -- Synchronsprecher gegen Stimmen-Kopie: Gericht stoppt KI-Stimmenklau | |
> Manfred Lehmann hat gegen einen Youtuber gewonnen, der seine Stimme per | |
> KI nachgeahmt hat. Das Urteil schützt erstmals auch „Kunststimmen“. | |
Bild: Die deutsche Stimme von Bruce Willis, Gérard Depardieu und Kurt Russel: … | |
Das Landgericht Berlin hat ein wegweisendes Urteil gefällt: Synchronstimmen | |
dürften nicht mithilfe [1][von KI] imitiert und für kommerzielle Zwecke | |
genutzt werden. Geklagt hatte Manfred Lehmann, die deutsche Stimme von | |
Bruce Willis, Gérard Depardieu und Kurt Russel. | |
Ein Youtuber hatte mithilfe einer KI Lehmanns Stimme ohne dessen | |
Einwilligung [2][nachgeahmt] und für zwei Videos genutzt. Das Gericht sah | |
darin eine Verletzung in Lehmanns Persönlichkeitsrechten, zu denen auch das | |
Recht an der eigenen Stimme zähle. | |
Der Youtuber argumentierte, dass er lediglich nach einer „authentischen | |
Stimme mit heldenhaftem Klang“ gesucht und die von der [3][KI-Software] | |
vorgeschlagene Stimme verwendet habe. | |
Das Gericht urteilte hingegen, dass es nicht um eine exakte Kopie der | |
Stimme gehe, sondern vielmehr um die Wiedererkennbarkeit. Ein erheblicher | |
Teil des Publikums hielte die Stimme für Lehmann. Dies zeige sich auch in | |
den Kommentaren, in denen er teils namentlich genannt würde. Durch die | |
gezielt herbeigeführte Ähnlichkeit der Stimmen habe der Youtuber eine | |
„Zuordnungsverwirrung“ hervorgerufen: die Betrachter*innen könnten | |
denken, Lehmann habe der Verwendung seiner Stimme zugestimmt. | |
## Geschäftliche Intentionen | |
Auch die Meinungs- oder Kunstfreiheit des Youtubers wiegt laut Urteil nicht | |
schwerer als Lehmanns Recht an seiner eigenen Stimme. Die Videos hätten | |
auch einen satirischen Gehalt, der sei aber nicht von Lehmanns Stimme | |
abhängig. Zudem bewarb der Youtuber am Ende der Videos seinen Online-Shop, | |
was wiederum eher für geschäftliche als für satirische Intentionen spreche. | |
Es könne der Eindruck entstehen, dass Lehmann sich mit den laut Gericht | |
„offenbar eher rechts einzuordnenden“ Inhalten der Videos identifiziere. | |
Der taz sagte Lehmann, dass er den Text für den Youtuber mit knapp 250.000 | |
Abonnent*innen nicht gesprochen hätte, da der Kanal rechtslastig sei. | |
„Die Klage habe ich auch nicht für mich gemacht“, sagt er. In der Branche | |
herrsche Sorge um die vermehrte Nutzung von KI, weshalb er ein Urteil | |
erwirken wollte, auf das andere Betroffene zurückgreifen können. | |
Laut Lehmanns Anwalt Kai Jüdemann handelt es sich um die erste | |
Entscheidung, die die Stimme auch vor KI-Imitationen schütze. „Die | |
Neuigkeit ist, dass auch die Kunststimme erfasst wird, nicht nur die | |
natürliche Stimme“, sagt er. Nicht nur Lehmanns eigene, private Stimme, | |
sondern auch seine Vertonung als Bruce Willis ist demnach geschützt. | |
## Es fehlt an Emotion, Timing und Authentizität | |
Für das Urteil sei aber auch die Bekanntheit Lehmanns relevant gewesen. | |
„Damit das Persönlichkeitsrecht, wie in diesem Fall, zum Zuge kommt, bedarf | |
es einer Identifikation der Stimme“, sagt Jüdemann. Diese sei bei | |
unbekannteren Sprecher*innen nicht immer gegeben. Um deren Rechte über | |
die Nutzung ihrer eigenen Stimme zu stärken, brauche es noch klarere | |
gesetzliche Regelungen, etwa im AI-Act der EU. | |
Er regelt, welche KI-Systeme und Nutzungen in der EU erlaubt sind und soll | |
einen sicheren Rechtsrahmen bieten. KI-Anwendungen sollten nicht | |
missbraucht werden dürfen und die Kennzeichnung von bearbeiteten Inhalten | |
müsse vorgeschrieben werden. | |
Der Verband deutscher Sprecher*innen fordert, die Erstellung sogenannter | |
Deepfakes, also mithilfe von KI manipulierte Darstellung einer Person und | |
ihrer Stimme, ohne deren Einwilligung als Straftat zu definieren und eine | |
einfachere Verfolgung bei Missbrauch. | |
## Synchronsprecher*innen fordern mehr Schutz | |
Im März machten deutsche Synchronsprecher*innen in einer koordinierten | |
Aktion auf die Gefahren von KI für die Branche aufmerksam. Dabei warnten | |
sie vor der vermehrten Nutzung von KI-Synchronisation, da es KI-Stimmen an | |
Emotion, Timing und Authentizität fehle. | |
Sie forderten eine europaweite Regulierung zum Schutz der Berufsgruppe. Das | |
gemeinsame Video erhielt auf Instagram über 450.000 Likes. | |
Im Fall Lehmann verurteilte das Gericht den Youtuber zur Zahlung einer | |
fiktiven Lizenzgebühr von 4.000 Euro. Die Höhe des Schadenersatzes ergibt | |
sich aus Lehmanns gängigem Honorar. Das Urteil im Fall Lehmann ist noch | |
nicht rechtskräftig, der beklagte Youtuber kann noch in Berufung gehen. | |
3 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Kähler | |
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