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# taz.de -- Dating Ü40: Ich will keine Beziehung, ich will einen One-Night-Sta…
> Raus aus der langjährigen Beziehung, rein ins Abenteuer. Wie und wo
> trifft man Leute für Dates und Sex? Das will unsere Kolumnistin
> herausfinden.
Bild: Männer, im potentiellen Befriedigungszustand unerheblich
Kein Geplänkel in einer Bar, ein abgekürzter Spaziergang, bei ihm dann nur
auf Nachfrage und nichts weiter als ein Glas Wasser und erst auf meinen
Vorschlag hin Musik. Romantik hat M. nicht eingeplant. Ich bin knapp über
40, habe gerade zehn Jahre einer festen Beziehung hinter mir und will auf
keinen Fall sofort wieder eine neue anfangen. Ich will einen
One-Night-Stand. Ein paar Stunden reichen auch.
Dafür habe ich mir nach langem Zögern zum ersten Mal in meinem Leben eine
[1][Dating-App heruntergeladen] und bei „Ich bin auf der Suche nach“
lediglich „Hookups“ angekreuzt. Damit will ich nicht von Bekannten erwischt
werden, die in der App auf mein Profil stoßen. Also stelle ich als Wohnort
meine Heimatstadt ein, wo ich am Wochenende meine Eltern besuche. Die Stadt
ist groß genug, und ich bin so selten da, dass ich dort ausreichend anonym
daten kann. Für den Nachmittag vor dem geplanten Date verabrede ich mich
mit einer Schulfreundin, mit der es, so der Coverplan meinen Eltern
gegenüber, dann etwas länger werden soll.
Viel Auswahl gibt es in der Kleinstadt nicht. Mehrheitlich werden mir
Männer in 50 Kilometer entfernten Städten angezeigt, aber ich habe kein
Auto und keine Zeit. Arme Kleinstädter, denke ich, schwierige Partnersuche.
Ein paar passende Kandidaten für mich gibt es dann doch. Ich matche mit D.
und M. Wir schreiben ein wenig hin und her. Meine Wahl fällt auf D., aber
zeitlich passt es nicht. Also sage ich M. zu. Ich will etwas trinken gehen,
dass wir ein Gefühl füreinander bekommen, uns gegenseitig verführen. Aber
M. sagt, es gebe keine Bar bei ihm in der Nähe. Und: „Keine Sorge, es wird
trotzdem ein Vorspiel geben.“
Na ja. Nach einem kurzen Spaziergang sitzen wir auf seinem Sofa, trinken
Leitungswasser, unterhalten uns über seine Musiksammlung, dann frage ich,
auch nicht sehr romantisch: „Und jetzt?“ – „Wir könnten uns küssen?“
Unbeholfenheit at its best. Also küssen wir uns, beginnen uns auszuziehen.
Er schlägt vor, ins Schlafzimmer zu wechseln.
## Wenig Erfahrung und ein bisschen konservativ
Aha, denke ich, Vorspiel im Wohnzimmer, Hauptteil im Schlafzimmer. Das
passt in mein Bild von ihm. Kleinstädter, wenig erfahren, ein bisschen
konservativ in Bezug auf Sex und Geschlechterrollen: M., 36, betont
mehrmals, dass er noch nie mit einer „älteren Frau“ zusammen war. Dann
behauptet er, Frauen seien beim Sex und Masturbieren grundsätzlich laut.
Immerhin, dass Frauen masturbieren, erkennt er an. Und er sagt „Vulva“, hat
also etwas vom aktuellen Diskurs aufgeschnappt – und kümmert sich
einigermaßen ausführlich um selbige.
Als wir zum nächsten Part übergehen, hält er keine fünf Minuten durch.
[2][Er ist drinnen, da ist er schon fertig.] Er sei seit seiner letzten
Freundin mit keiner Frau mehr zusammen gewesen, meint er, sich erklären zu
müssen, spendiert mir ein Nachspiel (meine Wortwahl), dann kuscheln wir ein
bisschen. Ich könne bei ihm übernachten, bietet er an, aber ich muss zurück
zu meinen Eltern, um nicht aufzufliegen.
Beim Verlassen der Wohnung schicke ich meiner Freundin, mit der ich meinen
Standort geteilt hatte, eine Nachricht: „Alles in Ordnung, ich gehe nach
Hause. Er hat gerade mal vier Bücher!“ Am nächsten Tag überlege ich, M. ein
letztes Mal zu schreiben. Doch der hat unseren Chat bereits gelöscht. Ich
bin minimal gekränkt, aber eigentlich ist es mir egal. Ich bin endlich drin
im App-Game. Und ich hatte Sex.
31 Aug 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Mira Milborn
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