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# taz.de -- Der Wochenendkrimi: Wenn im Erzgebirge eine mumifizierte Leiche wie…
> Morde haben in Krimis oft eine Verbindung zu vergangenen Verbrechen. Wie
> in „Über die Grenze“, einem überraschenden Regionalkrimi mit
> DDR-Geschichte.
Bild: Karina Szabo (Lara Mandoki) und Robert Winkler (Kai Scheve) müssen die I…
Wenn das große Getöse weg ist, tauchen mitunter Dinge auf, die sonst
übertönt werden. Und so fällt in dieser TV-Krimi-Saure-Gurken-Zeit die
ZDF-Erzgebirgskrimi-Serie auf – ehrlich gesagt eine bestimmte Folge, allein
wegen Titel, zwei Zeilen Inhalt und ein paar Namen.
„Über die Grenze“, so die Vorabinfo im Programm, drehe sich um einen
Todesfall heute, der einen Mord in der DDR zum Vorschein bringe. Und ist
wohlgemerkt nix aus der Konserve, sondern eine wirkliche, echte, neue
Folge.
Okay, also ab in den Wald, südöstliches Deutschland, kurz vor der Grenze
nach Tschechien, Höhe grob zwischen Chemnitz und Pirna. Die ganzen 90
Minuten wirken wie in dunkles Forstgrün getaucht, aber es ist eine
trügerische Ruhe, die Regisseur Thorsten M. Schmidt uns hier unterjubelt.
In Altenberg (nicht Altenburg in Thüringen, Sitz des internationalen
Skatgerichts) taucht bei Bauarbeiten eine mumifizierte Leiche auf –
Hauptkommissar Robert Winkler (Kai Scheve) und Kommissarin Karina Szabo
(Lara Mandoki) machen sich aus der Chemnitzer Zentrale auf,
sicherheitshalber.
## Ungeklärte Todesursachen
Tags darauf hängt ein Mann tot am Strick. Das eine wirkt wie ein
Ausgrabungsort, das andere wie ein Suizid. Bis die Gerichtsmedizinerin
feststellt: Der eine Tote wurde erschossen; der andere ebenfalls ermordet.
Und sie waren eineiige Zwillinge und waren in der DDR beide bei der
Grenzbrigade zur ČSSR.
Also richtet sich das Ermittlungsduo ein und übernachtet im Ex-Ferienheim
der Stasi, geht in der Waldschänke – wo sonst – essen und erfährt, dass
einer der Zwillinge nach der friedlichen Revolution in die USA sei, als
angeblicher Stasi-Spitzel. Aber nun liegt er in Altenberg. Winkler und
Szabo legen Familiengeschichten frei, alte Fotos, Briefe, aktuelle
Schulden, neue Spuren.
Eine Besonderheit dieses Regionalkrimis: Försterin Saskia Bergelt (Teresa
Weißbach, ja, das ist Miriam aus „Sonnenallee“; habe auch eine Sekunde
gebraucht) gehört seit Serienbeginn wie ein Beiboot zum Ermittlungsteam –
was in dieser Waldgegend nicht weiter wundert.
## Hervorragende Besetzung
Und um sie herum gruppieren sich weitere Größen zum festen Ensemble: bis
voriges Jahr Andreas Schmidt-Schaller als Bergelts Vater, der aus
gesundheitlichen Gründen aussteigen musste.
Und seit 2025 spielt kein Geringerer als Thomas Thieme Bergelts Onkel. Die
anderen in der Folge sind nicht minder krass gut besetzt: der
Bauunternehmer (Jörg Schüttauf), der Waldschänke-Chef (Max Hopp), der
Automechaniker (Jörn Hentschel), die Ex-Frau (Claudia Geisler-Bading) –
alle aus dem Ort, letztlich alle verdächtig. Meist mit regionalem
Zungenschlag, gerne mal ein „Glück auf!“ auf den Lippen.
Doch am Ende müssen Kommissarin Szabo und Försterin Bergelt fast allein
ermitteln. Denn nach 30 Minuten Film ist Ermittler Winkler weg. Er taucht
morgens nicht im Büroprovisorium auf, sein Hotelzimmer unberührt. Die
beiden suchen nun also nicht nur nach der Story hinter zwei Morden
(Auflösung überrascht!), sondern auch den Kollegen.
Das Publikum des Krimis weiß mehr: Der Kommissar lebt noch, liegt aber
irgendwo gefangen im Dunkeln. Die Folgen dieser Episode: ungewiss. Winklers
Zukunft: offen. Szabos auch: Die will eigentlich nach Leipzig wechseln. Das
weiß nur noch niemand. Lohnt sich also, dranzubleiben.
30 Aug 2025
## AUTOREN
Anne Haeming
## TAGS
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