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# taz.de -- „Tatort“-Abschied von Borowski: Noch mal ein echter Bösewicht
> Mit einem grandiosen Finale geht Kommissar Borowski in Rente – oder etwa
> doch nicht? Das vorläufige Ende hat man jedenfalls wichtig genommen.
Bild: Borowski (Axel Milberg) in „Das Haupt der Medusa“
Es ist das Finale der Borowski-Ära – aber das Finale des Finales ist
unbekannt. Die letzten sieben Minuten fehlen im Vorab-„Tatort“ für die
Presse. Es solle eine Überraschung bleiben, so die Pressestelle.
Nur: Wenn ein Kommissar das Sonntagabendkrimi-Universum verlässt, noch dazu
nach 22 Jahren und 44 Fällen, ist das ein Ereignis. Und das „Wie“
entscheidend. Wie geht die Redaktion, wie der Film, die Story, die Regie
mit der Figur um? Wie wertschätzend ist der Abschied?
Man denke an Hanns von Meuffels im Münchner „Polizeiruf 110“, an [1][Conny
Mey im hessischen „Tator]t“, an [2][Alexander Bukow in Rostock], an das
Ende von [3][Martina Bönisch im Dortmunder], [4][Paula Ringelhahn im
fränkischen] und [5][Julia Grosz neulich im Hamburger „Tator]t“.
Sei’s drum, der große Batzen ist ja bekannt. Und dass kein Geringerer als
der vielfach ausgezeichnete Lars Kraume ([6][„Der Staat gegen Fritz
Bauer“]) Regie führte bei „Borowski und das Haupt der Medusa“, deutet an:
Dieses Finale nahm man wichtig.
## Das Setting stimmt
[7][Die jüngsten Folgen des Kieler Duos] seien ja eher „mäh“ gewesen,
schrieb mir der Kollege aus der Redaktion. Recht hat er, die taugen nicht,
um irgendwas zu vermissen. Die Abschiedsnummer hingegen schon: Dieser
letzte Film mit Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) neben Kollegin Mila
Sahin (Almila Bağrıaçık) ist schönster „Tatort“-Stoff. Aus guten Grün…
Weil das Setting stimmt: Noch vier Tage hat Borowski bis zur Rente, er
treibt sich lustlos in spröden Reiseunternehmensfilialen herum (inklusive
Frieda-Jung-Fata-Morgana, eine nette Reminiszenz), dann im ebenso spröden
Bürgerbüro, abgelaufener Reisepass sei Dank. Hat alles starke ABM-Vibes.
Drum auch kein Wunder, dass er sich mitten im Passbeantragungsprozess auf
ein altes Foto stürzt, das am verwaisten Platz eines Sachbearbeiters hängt.
Er kennt das Haus darauf, die anderen im Büro erzählen ein paar
Seltsamkeiten, also macht Borowski, was Borowski halt so macht: Er fährt
hin. Schaut nach. Und findet ein leeres
Alte-Mutter-erwachsener-Sohn-Zuhause. Ob er die Rente erlebt: keine Ahnung,
siehe oben.
Weil der Bösewicht wirklich hervorragend ist: August Diehl spielt Robert
Frost, jenen zerknitterten IT-Frickler von Sohn, grandios schurkig. Der
seine ausgesuchten Opfer, alles Frauen, planvoll umbringt wie Perseus
Medusa: ohne ihnen dabei ins Gesicht zu schauen. Kein Geheimnis übrigens,
das Publikum ist von Anfang an dabei. Schon im Davor, also vor der ersten
Tat, in punktgenau eingerichteter Kulisse, jenem konservierten leeren Haus.
Weil Sahin und Borowski noch mal eingespielt augenrollend miteinander
auftreten können.
Auch weil: Sascha Arango hat das Drehbuch geschrieben – jener Autor, der
schon Kai Korthals erfunden hat, den ewigen Bösen in Borowskis
Ermittlerleben, eine jener Figuren, die in der TV-Krimi-Geschichte
überdauern. Kann mit Frost auch passieren, dank Diehls Spiel.
Mag sein, dass die kommenden Fälle dieses Level halten. Denn die nächste
Runde ist schon abgedreht, wieder inszeniert von Kraume: Der Neubeginn mit
Sahin – neu befördert zur Kriminalrätin, gut, dass Bağrıaçık an Bord bl…
– bekommt eine Doppelfolge: mit Lilith Stangenberg als neuer Kollegin und
Karoline Schuch als Polizeipsychologin. Dauert aber noch. Ist wohl erst
2026 zu sehen. So lange also nix aus Kiel.
NDR-„Tatort“: „Borowski und das Haupt der Medusa“, So., 20.15 Uhr, ARD
16 Mar 2025
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## AUTOREN
Anne Haeming
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