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# taz.de -- Schwarzwald-Tatort: Origineller Adrenalinkick
> Ein verdächtiges, unberechenbares Paar und ein Mord ohne Motiv: das
> bietet der neue „Tatort“. Erst versteht man nichts, dann plötzlich alles.
Bild: Szene mit Pina Bergemann aus dem Tatort „Die große Angst“
Es ist zum aus der Haut fahren: In einer Seilbahngondel stehen viel zu
viele Leute zusammen, es ist eng, heiß und stickig. Der Stresslevel steigt.
Sven und Nina Kucher schwitzen, sie ist hochschwanger und ringt um Luft.
Macht doch mal das Fenster auf! Doch vor dem schmalen Kippfenster steht ein
Mann, der das Fenster immer wieder zuklappt, sobald es jemand geöffnet hat
…
Schnell kippt die Stimmung und die Lage wird unübersichtlich. Nina rastet
aus, greift wie in Panik zum roten Nothammer und drischt auf eine Scheibe
ein. Alles geht schnell, man kann kaum folgen. Auf einmal steht der Mann,
der das Fenster immer wieder zuschlug, vor der wütenden Schwangeren, doch
dann liegt er Sekunden später am Boden … Und schon ist man im Tal
angekommen, nur raus, raus aus der Gondel, Nina und Sven eilen davon – puh,
das sind hektische erste Krimiminuten.
Wenig später sitzen die stöhnende, schreiende Nina und der nervöse wie
besorgte Sven im Auto. Beide benehmen sich verhaltensauffällig und
aggressiv. Was mit dem Mann passiert ist, interessiert sie nicht wirklich.
Der hat wohl eine Platzwunde davongetragen.
Wir Zuschauer wissen dagegen, dass der Mann tot ist. Nina will die Polizei
informieren. Sven sagt, dass das Ganze ein Unfall war. Doch Nina muss erst
mal ins Krankenhaus, dort kennt man sich und ist per du. Unvermittelt beißt
die gestresste Schwangere einer helfenden Schwester in den Arm. Was ist mit
Nina (krass gut: Pina Bergemann) und Sven (genauso super: Benjamin Lille)
bloß los? Ist die Hochschwangere psychisch krank, oder gar beide?
Schnitt: Die beiden Ermittler kommen ins Spiel, sie fahren mit dem Auto zur
Gondel. Ach nee, auch zwischen Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann
Berg (Hans-Jochen Wagner) herrscht ebenfalls dicke Luft. So ein aggressiv
daher kommender [1][„Tatort“] aber auch, das kann schnell anstrengen.
## Origineller Plot
„Du kriegst die Dezernatsleitung und ich kann mir jemand Neues suchen“,
mault Berg. „Bewirb dich doch auch“, gibt Tobler zurück. Damit ist der Ton
gesetzt. Die beiden werden sich den Film über nichts schenken und sich
gegenseitig verletzen – denn das geht mit Worten oft treffsicherer als mit
Waffen (die kommen gegen Ende aber auch zum Einsatz).
Ein tatverdächtiges, scheinbar unberechenbares Paar, auf der Flucht durch
den [2][Schwarzwald]. Ein Fall ohne ein erkennbares Motiv, aber mit großem
äußerem Druck durch Presse, Funk und Social Media. Das ist ein origineller
Plot, der einem allerhand abverlangt. Erst versteht man die erste
Filmhälfte über nicht, warum die beiden Tatverdächtigen so
selbstzerstörerisch agieren.
Doch dann, nach der Erklärung zur Mitte des Krimis, versteht man alles –
und nein, hier wird im Gegensatz zu anderen Rezensionen nichts verraten,
denn dann wäre der Thrill futsch. Und erstaunlich: Die Spannung fällt nicht
ab. Sie steigt mit jeder Sendeminute. Ein Film, wie ein Adrenalinkick.
Christina Ebelt schrieb und inszenierte den [3][„Tatort“] und jagt die
hochschwangere Nina und ihren Mann, am Rande des Nervenzusammenbruchs, die
Hügel hinauf und wieder runter. Das zerrt an den Nerven aller. Und weil es
auf einmal auch um einen kleinen Jungen geht, der womöglich in die Hände
des Paares gefallen sein könnte, haben die beiden Kommissare auch die
aufgebrachte Bevölkerung am Hals. Die Lage eskaliert. Ein wütender Mob
ergreift die Initiative. Das könnte in einer Hetzjagd enden. Ein
hochdramatisches Finale.
23 Mar 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Hergeth
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