Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Donnerstags suchen Rentner Mörder: Wenn Mutter auf der Couch sitzt…
> Die Bestsellerreihe „Der Donnerstagsmordclub“ ist zum Schreien komisch.
> Die Verfilmung ist zwar nett anzusehen, doch reicht der Witz nicht an das
> Buch heran.
Bild: Bei Kaffee und Kuchen spürt der Club Mörder*innen nach: Helen Mirren, B…
Feierabend, scrollen durch die beliebtesten Neuerscheinungen bei Netflix.
[1][„The Thursday Murder Club“] ploppt dort auf und irgendwas klingelt da
ganz leise im Hinterkopf. Nach längerem Grübeln dann die Erkenntnis: „Der
Donnerstagsmordclub“, da gab es doch auch ein Buch. Langsam sickern die
Erinnerungen wieder durch, an diverse Elternbesuche der vergangenen Jahre.
Mal lag ein Buch der [2][internationalen Bestsellerreihe von Richard Osman]
neben dem designierten Couchplatz der Mutter, beim nächsten Mal dann auf
der Seite des Vaters.
Erinnerungen von schallendem Gelächter. Mutter und Vater mit einem Buch auf
ihren Plätzen. Schon wieder. Lautstark durchbricht das Lachen der Mutter
die Stille, die alle versunken in ihre Bücher hergestellt haben. Wie lustig
kann ein Buch sein, dass es immer wieder aus einer Person nur so
herausbricht?
Nun aber Netflix. Mal schauen, ob die Krimikomödie filmisch ähnliches
bewirken kann. Im von Steven Spielberg produzierten [3][„Cozy Crime“] fehlt
einigen Bewohner*innen der Seniorenresidenz „Coopers Chase“ trotz
schier endloser Möglichkeiten der Freizeitgestaltung der gewisse
Nervenkitzel. Jeden Donnerstag treffen sich daher vier von ihnen, um
unaufgeklärte Mordfälle zu untersuchen. Doch natürlich bleibt es nicht
dabei, mitten in der aktuellen Ermittlung wird Tony Curran (Geoff Bell)
ermordet, der Besitzer der Residenz, deren Fortbestand zugleich auf dem
Spiel steht.
Angeführt von Elizabeth (Helen Mirren), der Miss Marple dieser Geschichte,
scharfsinnig und mit Vergangenheit als Geheimdienstlerin, nutzen die
Clubmitglieder deshalb ihre gesamte Lebenserfahrung, um die Morde
aufzudecken. Joyce (Celia Imrie) liefert als frühere Krankenschwester die
medizinische Expertise und Kuchen, der so gut ist, dass er der Polizei
einige geheime Informationen entlockt.
Ibrahim (Ben Kingsley) war Psychiater und ist der Feingeist der Runde,
während der etwas gröbere Ron (Pierce Brosnan) als ehemaliger
Gewerkschaftler seine agitatorischen Fähigkeiten noch nicht verloren hat.
Weil die überaus noble Seniorenresidenz zu einem noch nobleren Luxusressort
umfunktioniert werden soll, organisiert er kurzerhand einen Protest der
Senior*innen und gibt dem Krimi so einen Hauch von Kritik an
Verdrängungspolitik und kapitalistischem Zwang zur Profitmaximierung.
## Potential der Buchvorlage nicht ganz ausgeschöpft
Als dann aber auch noch der zweite Besitzer der Residenz ermordet wird,
muss der Club seine gesamte Finesse nutzen, um die Verbindungen zwischen
den Fällen aufzudecken. Die Geschichte hält überraschende Wendungen offen
und bleibt so zwei Stunden spannend, dennoch spürt man, dass Regisseur
Chris Columbus 400 Seiten Buch in einen Film pressen musste.
Die Charaktere sind fantastisch besetzt, doch ein Funken mehr Tiefe hätte
ihnen gut gestanden. Alle versprühen einen eigenen – vielleicht so nur im
Alter vorhanden – Charme und sind mit sprachlichem Witz ausgestattet. Das
Gefühl, dass der in der Buchvorlage aber noch stärker zum Vorschein kommt,
ist trotzdem den gesamten Film vorhanden.
Nachgefragt bei der Person, die sich beim Lesen vor Gegacker kaum halten
konnte. „Toll gespielt, aber dem Film fehlt es an Sprachwitz und mir wurden
zu viele Erzählstränge ausgelassen“, sagt die Mutter. Auf den fünften Band
der Buchreihe, der just vergangenen Donnerstag erschienen ist, freue sie
sich aber nun umso mehr. Mal schauen, ob der die Stille des Lesekreises
beim nächsten Elternbesuch wieder durch plötzliches Prusten durchbrechen
kann.
27 Sep 2025
## LINKS
[1] https://www.netflix.com/de/title/81751137
[2] https://www.buchreport.de/news/richard-osman-stuermt-auf-platz-1/
[3] /Seniorinnen-auf-Verbrecherjagd/!5979189/
## AUTOREN
Jonas Kähler
## TAGS
Wochenendkrimi
Krimi
Rentner
Netflix
Social-Auswahl
Wochenendkrimi
Wochenendkrimi
Wochenendkrimi
Wochenendkrimi
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neuer Frankfurt-„Tatort“: Wenn der liebe Großvater ein perfektes Doppelleb…
Bewegende Szenen im Keller der Vermissten: Die neuen Frankfurt-Ermittler
Melika Foroutan und Edin Hasanović sorgen für Spannung und Gefühl.
Der Wochenendkrimi: Wenn Gewalt zum Kotzen ist
In vielen Krimisendungen geht von jungen Erwachsenen viel Schlechtes aus.
Doch ist das nicht zu kurz gedacht?
Der Wochenendkrimi: Wenn im Erzgebirge eine mumifizierte Leiche wieder auftaucht
Morde haben in Krimis oft eine Verbindung zu vergangenen Verbrechen. Wie in
„Über die Grenze“, einem überraschenden Regionalkrimi mit DDR-Geschichte.
Der Wochenendkrimi: Eine Poolparty in Nordengland und eine Leiche im See
Deutsche haben eine Vorliebe für englische Krimiserien, die in der Provinz
spielen. Eine richtig gute ist „Ellis“ aus dem Jahr 2024. Sie spielt in
Nordengland.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.