| # taz.de -- Norwegen und der Krieg in Gaza: Unruhe um Ölfonds | |
| > Norwegens staatlicher Pensionsfonds soll an israelischen Rüstungsfirmen | |
| > beteiligt sein. Der Finanzminister gerät in Erklärungsnot. | |
| Bild: Nun gilt es zu klären, ob norwegische Renten die Gräuel in Gaza finanzi… | |
| Härnösand taz | Hat Norwegen [1][Israels Krieg in Gaza] mitfinanziert? Und | |
| hat das Finanzministerium zu spät auf entsprechende Informationen reagiert? | |
| Die Minderheitsregierung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei ist knapp | |
| einen Monat vor der norwegischen Parlamentswahl plötzlich in die Defensive | |
| geraten. | |
| Auslöser war vergangene Woche ein Bericht der Zeitung Aftenposten, dass der | |
| gigantische staatliche Pensionsfonds unter anderem an israelischen | |
| Rüstungsunternehmen beteiligt sei. Der Fonds, gebildet aus den staatlichen | |
| Öleinnahmen und daher weithin auch „Ölfonds“ genannt, investiert derzeit … | |
| mehr als 8.000 Unternehmen weltweit. Bis vor wenigen Tagen gehörten 65 in | |
| Israel dazu, doch die Zahl ist gesunken. | |
| Am Montag gab Fondschef Nicolai Tangen bekannt, dass man Anteile an elf | |
| israelischen Firmen verkauft habe. [2][Finanzminister Jens Stoltenberg] | |
| bezeichnete dies laut dem norwegischen Rundfunk NRK als „ersten wichtigen | |
| Schritt“, weitere Maßnahmen würden folgen. | |
| Er betonte dabei nicht zum ersten Mal, der Ölfonds habe ethischen | |
| Richtlinien zu folgen. Laut derer könne er nicht in Firmen investieren, die | |
| an Völkerrechtsbrüchen von Staaten beteiligt seien. Damit ist der | |
| Finanzminister eigentlich auf Linie mit seinen Kritikern – ihnen zufolge zu | |
| spät und nicht in ausreichendem Umfang. | |
| ## Der Forderung eine Absage erteilt | |
| Unter anderem die Sozialistische Linkspartei (SV) forderte, auch die | |
| verbleibenden israelischen Firmenbeteiligungen aufzugeben. „Für uns ist es | |
| unverständlich, dass man nicht alle Investitionen aus einem Land abzieht, | |
| dass dabei ist, einen Völkermord zu begehen“, sagte SV-Vorsitzende Kirsti | |
| Bergstø. | |
| Premier Jonas Gahr Støre hatte der Forderung am Freitag eine Absage | |
| erteilt. „Wir beteiligen uns nicht am Bruch des Völkerrechts oder der | |
| illegalen Besetzung“, sagte er dem Sender TV2. „Wenn das gesichert ist, | |
| kann der Ölfonds in Israel sein.“ | |
| In der Bewertung, dass Israel in Gaza völkerrechtswidrig handelt, waren | |
| sich Regierung und Teile der Opposition seit November 2023 einig. Laut | |
| Aftenposten habe der Ölfonds noch danach seine Anteile an dem Unternehmen | |
| Bet Shemesh Engines Holdings aufgestockt. | |
| Die Firma verdient ihr Geld mit der Wartung nicht zuletzt von | |
| Kampfflugzeugen im Auftrag des israelischen Verteidigungsministeriums. Je | |
| länger der Gazakrieg andauerte, desto mehr stieg ihr Wert – laut | |
| Aftenposten um 530 Prozent seit Oktober 2023 – und damit der der | |
| norwegischen Anlagen. | |
| ## Vertrauen wieder stärken | |
| Die Investition wurde offenbar nicht von Oslo aus, sondern von einem | |
| externen Fondsverwalter in Israel getätigt. Diese Zusammenarbeit wurde nun | |
| beendet, was Stoltenberg zufolge helfen soll, das Vertrauen in den Ölfonds | |
| wieder zu stärken. | |
| Für zusätzliche Aufregung sorgte in Norwegen die Erkenntnis, dass das | |
| Finanzministerium bereits Ende Juni einen Bericht der Gruppe Historiker für | |
| Palästina erhalten hatte. Darin wurden 30 Beteiligungen an Unternehmen | |
| ausgemacht, die an Völkerrechtsbrüchen Israels beteiligt seien. Anfang Juli | |
| berichtete auch das Gewerkschaftsmedium Frifagbevegelse darüber. | |
| Stoltenberg bat erst nach Erscheinen des Aftenposten-Berichts die dafür | |
| zuständige Zentralbank und den Ethikrat des Fonds die israelischen | |
| Investitionen zu überprüfen. Er räumte einen fehlerhaften Umgang mit dem | |
| Historiker-Papier ein. Genau dazu hat auch das Kontrollkomitee des | |
| Parlaments Fragen an den Minister, antworten soll er bis zum 21. August. | |
| Der erst im Februar überraschend – und nach eigener Aussage vorübergehend �… | |
| in die norwegische Politik zurückgekehrte Stoltenberg hatte seiner | |
| Arbeiterpartei einen veritablen Beliebtheits-Aufschwung beschert. Vor | |
| seiner Zeit als Nato-Generalsekretär war er lange Ministerpräsident des | |
| Landes gewesen. Ob die aktuelle Aufregung mitten im Wahlkampf am | |
| sogenannten „Jens-Effekt“ etwas ändert, muss sich noch zeigen. | |
| 14 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anne Diekhoff | |
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