# taz.de -- Petition gegen Voyeuraufnahmen: Yanni Gentsch fordert Strafbarkeit … | |
> 125.000 Unterschriften hat eine Kölnerin für eine Gesetzreform gesammelt. | |
> Das Ziel: Fotoaufnahmen mit sexueller Absicht gänzlich zu verbieten. | |
Bild: Yanni Gentsch spricht mit Journalisten. Die Kölnerin Gentsch wurde beim … | |
Po, Brüste oder Genitalien fotografieren, nackt oder in Unterwäsche – das | |
ist ohne die Zustimmung der betroffenen Person verboten. So weit, so klar. | |
Nicht strafbar ist es bisher, einer Frau eine Kamera penetrant auf den Po | |
zu halten, wenn sie eine Hose trägt. Es ist Yanni Gentsch zu verdanken, | |
dass dieser Missstand nun öffentlich diskutiert – und hoffentlich bald | |
behoben wird. Mit einer [1][Onlinepetition] hat die 30-jährige Kölnerin | |
über 125.000 Unterschriften gesammelt und diese Woche dem | |
nordrhein-westfälischen Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) übergeben. | |
Der will das Thema bei der Herbstkonferenz der Justizminister*innen | |
im November auf die Tagesordnung setzen und Voyeuraufnahmen verbieten | |
lassen. | |
Gentsch war im Februar auf ihrer regulären Joggingstrecke im Kölner | |
Grüngürtel gelaufen, als sie den Schatten eines Radfahrers bemerkte, der | |
ihr dicht auf den Fersen folgte. Sie stellte den Mann zur Rede, forderte | |
ihn zum Löschen der Aufnahmen auf und filmte ihn dabei. „Er hat auf meinen | |
A… gefilmt. Ich war fassungslos, aber auch wütend und habe dann auf | |
Autopilot geschaltet“, sagte Gentsch der dpa über die Situation. Zunächst | |
zeigte sich der Mann einsichtig und entschuldigte sich, aber später warf er | |
ihr vor, selbst schuld zu sein und „die falsche Hose“ getragen zu haben; | |
eine klassische Täter-Opfer-Umkehr. | |
Das Video von der Aktion – das Gesicht des Mannes geschwärzt – postete | |
Gentsch anschließend auf Instagram, wo es über 14 Millionen Klicks | |
generierte. Gentsch wollte den Mann bei der Polizei anzeigen. Doch da sagte | |
man ihr, er habe keine Straftat begangen, da sie bekleidet und im | |
öffentlichen Raum unterwegs war. Zudem hat er die Aufnahmen – | |
möglicherweise dank ihres Eingreifens – [2][nicht verbreitet]. | |
„Mein Fall zeigt: Eine Frau kann einen Übergriff erleben und steht trotzdem | |
am Ende ohne rechtliche Handhabe da“, sagte sie der dpa. Das sei für sie | |
unbegreiflich. „Es geht um eine Gesetzeslücke, die geschlossen werden muss, | |
damit unser Strafrecht Betroffene schützt und nicht Täter.“ | |
Mit ihrer Onlinepetition fordert sie, Paragraf 184a des Strafgesetzbuches | |
zur „Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen“ zu erweitern und | |
alle Voyeuraufnahmen zu verbieten – also [3][Foto- und Filmaufnahmen] von | |
Personen, die heimlich und oft mit sexuellen Absichten sowie ohne Wissen | |
und Zustimmung der Personen gemacht werden. „Täter müssen Verantwortung für | |
ihr Fehlverhalten übernehmen – nicht die Opfer“, heißt es in der Petition. | |
Gentsch konnte dafür auch prominente Unterstützerinnen wie die | |
Klimaaktivistin Luisa Neubauer gewinnen. | |
Der taz sagte sie, dass sie davon ausgeht, schon häufiger heimlich gefilmt | |
worden zu sein. Auch von anderen Übergriffen könne sie aus eigener | |
Erfahrung berichten. „Nicht selten wurde ich noch vor dem ersten Kaffee | |
gecatcalled.“ Catcalling nennt man verbale, sexuell aufgeladene Belästigung | |
von Männern gegenüber Frauen im öffentlichen Raum. Privat setze sie sich | |
bereits länger gegen sexualisierte Gewalt ein. „Dass ich das jetzt auch | |
öffentlich auf einer deutschlandweiten Bühne machen darf, ist neu“, sagte | |
sie der taz. „Ich liebe laute Frauen – und bin gerne eine davon.“ | |
Gentsch freut sich über die Unterstützung des nordrhein-westfälischen | |
Justizministers. Sie habe bereits mehrfach versucht, auch | |
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig per E-Mail zu kontaktieren, aber | |
bisher keine Antwort erhalten. Sie bemühe sich weiter um ein Gespräch mit | |
ihr, und auch die Unterschriftensammlung geht weiter. „Die Petition ist | |
erst gewonnen, wenn das Gesetz geändert wurde. Daher zählt weiter jede | |
Stimme.“ | |
28 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Johanna Treblin | |
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