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# taz.de -- Fairplay zum Bundesligastart: Lächerliche Illusion
> 40 Gelbe Karten und eine Rote Karte trotz der neuen verpflichtenden
> Handshake-Dialoge vor Spielbeginn. Wie konnte das nur passieren?
Bild: Unzufrieden: Sandro Wagner lässt seinem Unmut freien Lauf
Für eine Bilanz mag es am ersten Spieltag noch ein wenig zu früh sein. Aber
einen unmittelbar zivilisierenden Einfluss auf den kampfbetonten deutschen
Erstligaalltag hat die Einführung des „Handshake-Dialogs“ augenscheinlich
nicht gehabt.
Sieben dieser Handschüttel-Gespräche vor Spielbeginn zwischen
Schiedsrichtergespann, Trainern und Kapitänen beider Teams, die [1][nach
Vorstellung der DFL und des DFB] künftig dem Austausch und respektvollen
Miteinander im Sinne des Fair Play dienen sollen, hat es bereits am Samstag
gegeben.
Die Ergebnisse, die diese Unterredungen offenbar hervorgebracht haben,
lassen einen nur resigniert den Kopf schütteln. 40 Gelbe Karten in sieben
Partien sind schließlich nicht gerade wenig. Geschimpft, gemeckert,
getreten, geschauspielert wurde zudem wie eh und je, als ob es all die
mahnenden Worte und Bekenntnisse zum Fair Play 70 Minuten vor Anpfiff nicht
gegeben hätte.
Wer hätte das für möglich gehalten? Braucht es jetzt etwa noch
Nachbesprechungen? Eine knackige Gesprächstherapie mit dem Dortmunder
Filippo Mané vielleicht, in der 70 Minuten nach Abpfiff aufgearbeitet
werden könnte, wie es nur zur Roten Karte kommen konnte. Was ihn nur
getriggert hatte, [2][einen Torschuss von St. Pauli] mit einem völlig
gemeinen Foul zu unterbinden?
## Berserker an der Seitenlinie
Und war [3][Trainer Sandro Wagner vom FC Augsburg] nicht selbst vorab am
Handshake-Gespräch beteiligt, um sich dann später wie ein Berserker an der
Seitenlinie zu gebärden, weil er sein Team ungerecht behandelt sah, was ihm
wiederum eine Gelbe Karte einbrachte?
Um die Absurdität dieser Handshake-Dialoge zu erkennen, die in den drei
Männer-Profiligen nun obligatorisch sind, hätte es eigentlich keines
Praxistests bedurft. Die DFL und der DFB sind damit beschäftigt, die
Illusion einer heilen Welt des Für- und Miteinanders nach außen zu
verkaufen, während etwa in der ersten DFB-Pokalrunde sich der
gesellschaftlich immer offenkundiger werdende Rassismus sich auch im
Stadion deutlich bemerkbar gemacht hat. An solchen Stellen könnten die
Verbände wirkungsvollere Zeichen setzen, um zu zeigen, wie wichtig ihnen
der respektvolle Umgang aller miteinander ist.
Also weg mit diesen Benimm-Gesprächen, in denen Sportler und Trainer zu
kleinen Schülern gemacht werden, denen das Regelwerk noch einmal mit
mahnendem Finger in Erinnerung gerufen wird. Am besten sofort. Alles andere
ist letztlich respektlos.
25 Aug 2025
## LINKS
[1] https://www.dfb.de/news/schiri-durchsagen-abseitstechnologie-handshake-dial…
[2] /St-Pauli-holt-Punkt-gegen-Dortmund/!6108727
[3] /Maenner-Bundesligaauftakt/!6108497
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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