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# taz.de -- Debatte um Referee Sascha Stegemann: Wozu überhaupt Schiedsrichter?
> Wie gering die Toleranz für Fehlentscheidungen im Fußball ist, erfährt
> gerade Sascha Stegemann. Dabei werden etliche Konflikte schon gut gelöst.
Bild: Großer Protest: die Spieler von Borussia Dortmund wollen von Schiedsrich…
Dass es so etwas überhaupt noch gibt! Da leben wir in einer Zeit, in der
alle schreibende Welt darüber sinniert, dass es vielleicht gar nicht mehr
lange dauert, bis sogenannte künstliche Intelligenz das übernimmt, was zum
Beispiel der Autor dieser Kolumne macht – da kann es sein, dass die
deutsche Meisterschaft im Fußball der Männer durch eine Fehlentscheidung
eines Schiedsrichters entschieden wird. Sascha Stegemann, der beim Spiel,
das Dortmund gegen Bochum am Ende nicht gewinnen konnte, den Borussen einen
Elfmeter verwehrt hat, den er nach Sichtung aller Bilder hätte geben
müssen, hat darunter besonders zu leiden. Er wird massiv von BVB-Fans
bedroht, die sich wohl an ihm rächen möchten.
[1][Solcherart Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen] haben Tradition im
Fußball und man hätte den Schiedsrichtern gegönnt, dass es [2][mit der
Einführung des Videoreferees] ein Ende damit hat. Ist aber nicht so. Es
gibt immer noch spielentscheidende Fehlentscheidungen. Weil das nicht sein
soll, wird wohl weiter herumgedoktert werden an der Schiedsrichterei.
Wie wäre es mit einer Challenge, wie man sie etwa aus dem Tennissport
kennt. Da kann der Spieler eine Entscheidung überprüfen lassen, wenn er
meint, der Linienrichter habe fälschlicherweise „out“ gerufen. Er hat indes
nur drei Einspruchsmöglichkeiten. Wenn Dortmunds Trainer seine Challenges
schon verbraucht hätte, als sich Stegemann dazu entschlossen hat, das Foul
an Karim Adeyemi nicht als solches zu werten, hätte sich auch nichts
geändert.
Was tun? Warten, bis Lothar Matthäus seinen Senf dazugegeben hat, bis Didi
Hamann die Situation eingeordnet hat? Das Spiel unterbrechen, bis in der
Fußballtalkshow „Doppelpass“ Mario Basler, Stefan Effenberg oder irgendein
anderer selbst ernannter Gegenpapst von Uli Hoeneß die Szene bewertet hat?
Darauf hoffen, dass jener Uli Hoeneß zum Telefon greift und in der Sendung
anruft, bis er ein Fax an die Redaktion geschickt hat, um sein Urteil zu
verkünden?
## Übernachten im Kölner Keller
Sollen die Spieler so lange in den Kabinen bleiben oder müssen sie [3][im
Kölner Keller] Quartier nehmen, statt die Nacht in einem Hotel oder bei
ihren Liebsten zu verbringen? Oder soll erst weitergespielt werden, bis die
Regelhüter des International Football Association Board das nächste Mal
getagt haben? Es bleibt schwierig.
Bei vielen Fußballspielen, wahrscheinlich sogar bei den meisten, läuft gar
kein Schiedsrichter über das Feld. Außerhalb des organisierten
Spielbetriebs, auf den Plätzen, auf denen einfach nur gebolzt wird, braucht
es keinen Unparteiischen. Wer meint, gefoult worden zu sein, zeigt das an
und bekommt einen Freistoß.
Da wird gewiss mal heftig diskutiert, gestritten, gebrüllt, gehadert und
beleidigt, aber am Ende muss man sich doch einigen. Irgendwie geht es immer
weiter, auch wenn der Torhüter sich sicher ist, dass es Pfosten war, wenn
der Ball über die Sporttasche, die zur Markierung des Tors auf dem Platz
liegt, geflogen ist und der Stürmer davon überzeugt ist, dass er glaskar
drin war.
Es wäre bestimmt ganz nett gewesen zu beobachten, wie die Spieler selbst
den Fall bewertet hätten. Wie der Bochumer Danilo Soares reagiert hätte,
wenn Adeyemi nach dessen Attacke „Foul“ gerufen hätte. Eines ist jedenfalls
gewiss: Sascha Stegemann hätte ein ruhiges Wochenende ganz ohne
Morddrohungen verbringen können.
3 May 2023
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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Fußball-Bundesliga
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Kolumne Kulturbeutel
Berliner Fußball-Verband
Schiedsrichter
Schwerpunkt Rassismus
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