# taz.de -- Zeitgemäße Stellenanzeigen: Parkplatz statt Vätermonate | |
> Mit Familienfreundlichkeit zu werben, ist für Unternehmen keineswegs | |
> selbstverständlich. Das schadet den Angestellten, ihnen selbst und der | |
> Gesellschaft. | |
Bild: Was mit Teilzeit für Väter, auch in Leitungspositionen? | |
Unbefristeter Arbeitsvertrag, 30 Tage Urlaub, ein wöchentlicher | |
Homeoffice-Tag. Und als Benefits: genügend Parkplätze auf dem | |
Firmengelände. So unter anderem wirbt der Baustoffproduzent Knauf für neue | |
Mitarbeiter:innen, beispielsweise für einen kaufmännischern Leiter. In | |
Klammern steht zwar „m/w/d“, also männlich, weiblich, divers. Die | |
Vielfaltskarte zieht das Unternehmen mit Sitz in Iphofen in Unterfranken | |
also. | |
Aber was ist mit flexiblen Arbeitszeiten? Was mit Teilzeit für Väter, auch | |
in Leitungspositionen? Könnte ja sein, dass der neue kaufmännische Leiter | |
seine Kinder regelmäßig aus der Kita abholen möchte. Vielleicht will er | |
auch erst Vater werden und mehr als nur die meist üblichen zwei Vätermonate | |
nehmen? | |
Fehlt weitgehend. Damit entspräche das Unternehmen, das die | |
Knauf-Angehörigen zu einer der reichsten Familie in Deutschland gemacht | |
hat, zu jenen Arbeitgeber:innen, die in ihren Stellenausschreibungen selten | |
bis gar nicht mit Familienfreundlichkeit werben. | |
## Kein Nice-to-have sondern Must-have | |
Nur jedes sechste öffentlich ausgeschriebene Jobangebot präsentiert sich | |
familienfreundlich, hat die [1][Bertelsmann Stiftung gerade in einer | |
Studie] herausgefunden. Das ist in einer Zeit des Fachkräftemangels nicht | |
nur kontraproduktiv, sondern verkennt auch die gesellschaftliche | |
Entwicklung: Insbesondere junge Menschen suchen sich ihre Jobs nach der | |
Work-Life-Balance aus. | |
Nun muss man nicht jeden Trend bedienen und viele Jobs geben feste | |
Strukturen und Zeitabläufe vor. Aber [2][Familie und Beruf zu vereinbaren], | |
ist heute kein Nice-to-have, sondern ein Must-have. Firmen, die das nicht | |
verstanden haben, dürften es mit neuem Personal schwer haben. | |
Allerdings offenbart das Bertelsmann-Ergebnis auch, dass der feministische | |
Backlash in vollem Gange ist: [3][Wo Familienfreundlichkeit fehlt, ist | |
jener Ernährertyp aus den 1950er Jahren gefragt,] der das Geld ranschafft, | |
während die Frau zu Hause Nudeln für die Kinder kocht. Ja, das ist der | |
Zeitgeist und das ist fatal. Demgegenüber steht die Hoffnung, dass junge | |
Menschen so nicht leben wollen. | |
22 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2025/augus… | |
[2] /Diskriminierung-von-Frauen-in-Elternzeit/!6052067 | |
[3] /Care-Arbeit-gerecht-verteilen/!6076490 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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