# taz.de -- Geleaktes AfD-Gutachten in Brandenburg: Drei Tage Vorsprung für di… | |
> Der Leak des Gutachtens zur Hochstufung der Brandenburger AfD kommt der | |
> Partei gelegen. Im Kampf um die Deutungshoheit konnte sie den ersten Zug | |
> machen. | |
Bild: Wenig überraschend rechtsextrem: Mitglieder der Jungen Alternative schwe… | |
Etwas wirklich Neues kann Brandenburgs parteiloser Innenminister René Wilke | |
nicht präsentieren, wenn er an diesem Donnerstag in Potsdam vor die Presse | |
tritt, um das [1][Gutachten des Verfassungsschutzes zur Hochstufung der | |
Brandenburger AfD] als „gesichert rechtsextrem“ vorzustellen. | |
Das liegt nicht nur daran, dass in dem Papier fast nur Äußerungen von | |
AfD-Politiker*innen als Belege verwendet werden, die ohnehin schon bekannt | |
waren: Sie stammen aus [2][Posts in sozialen Netzwerken], aus | |
Wahlkampfreden und Interviews. Mit geheimdienstlichen Methoden gewonnene | |
Informationen brauchte die Behörde kaum, um der AfD verfassungsfeindliche | |
Bestrebungen zu attestieren. | |
Vor allem ergibt sich der geringe Neuigkeitswert von Wilkes Pressekonferenz | |
jedoch daraus, dass das lang erwartete Dokument bereits seit Montag im Netz | |
kursiert. Das [3][rechtspopulistische Hetzportal Nius des ehemaligen | |
Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt] hatte den sogenannten | |
Einstufungsvermerk geleakt. | |
Aber warum veröffentlicht ein AfD-nahes Medium überhaupt Belege für die | |
rassistische und autoritäre Gesinnung der Partei, bevor es Innenministerium | |
und Verfassungsschutz tun? Ganz einfach: Das durchgestochene Papier kommt | |
der AfD sehr gelegen. Das Leak ist wie aus dem Lehrbuch für sogenanntes | |
Agenda Setting: Die Aufmerksamkeit, die Nius mit der Veröffentlichung | |
erzeugen konnte, und die Vielzahl an Medienberichten, die folgten, wirken | |
sich auf die öffentliche Meinung aus. | |
## Stimmungsmache auf allen Kanälen | |
Denn im Kampf um die Deutungshoheit über das Gutachten konnte das | |
rechtsgerichtete Medium den ersten Zug machen – und nicht etwa | |
Innenminister Wilke und Verfassungsschutzchef Wilfried Peters. Die AfD | |
hatte jetzt drei Tage Vorsprung, während derer sie ihre Lesart des | |
Einstufungsvermerks auf allen Kanälen verbreiten konnte. | |
Die verfolgt wie so oft zwei Strategien: Opferrolle einnehmen und Kritik | |
verächtlich machen. Brandenburgs AfD-Chef René Springer etwa sprach von | |
einer „politischen Verfolgung der Opposition im Mantel des Rechts“. | |
AfD-nahe Medien tönten: „Gesichert an den Haaren herbeigezogen!“ | |
Das Echo in den sozialen Medien ist wie immer laut. Tausende Posts und | |
Kommentare schlagen in die gleiche Kerbe: Es gebe in Deutschland keine | |
Meinungsfreiheit mehr, der Inlandsgeheimdienst werde gegen die politische | |
Opposition benutzt. Praktisch zudem: Die AfD und ihr Vorfeld können ihre | |
Stimmungsmache mit aus dem Kontext gerissenen Zitaten und Passagen aus dem | |
Gutachten unterfüttern – was ihr womöglich mehr Glaubwürdigkeit verschafft. | |
Innenminister und Verfassungsschutzchef müssen sich jetzt gegen die | |
geballte Diskursmacht der Brandenburger AfD behaupten – so wie eigentlich | |
alle, die sich [4][öffentlich gegen die rechtsextreme Partei] stellen. Das | |
wird nicht leicht. Denn wie die Behörde in überraschender Klarheit und | |
Schärfe schreibt, ist die AfD in einigen Regionen Brandenburgs ihrem „Ziel | |
nahegekommen, eine ‚kulturelle Hegemonie‘ zu erringen und | |
rechtsextremistische Positionen in der Mitte der Gesellschaft zu | |
verankern“. | |
14 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Einstufung-der-AfD-Brandenburg/!6102964 | |
[2] /Ruege-fuer-rassistisches-AfD-Video/!6059905 | |
[3] /Der-Onlinekanal-Nius/!6073595 | |
[4] /Rechte-Kampagne-nach-prominentem-Vorbild/!6103560 | |
## AUTOREN | |
Hanno Fleckenstein | |
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