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# taz.de -- Ligaspiele im Ausland: Zirkus Fußball
> Die spanische Liga gastiert bald in den USA, die italienische in
> Australien. Europas Spitzenfußall tingelt um die Welt, um neue Märkte zu
> erschließen.
Bild: Zu Gast in Saudi-Arabien: Davide Calabria und Mike Maignan nehmen für de…
Berlin taz | Es ist ein reguläres Spiel mitten in der Saison. Es geht um
drei Punkte. Die könnten am Ende der Spielzeit entscheidend sein, wenn es
um den Titel des spanischen Fußballmeisters geht. Die Rede ist von der
Partie zwischen dem FC Barcelona und Villareal. Die soll am 17. Spieltag
der spanischen Liga in Miami stattfinden. Der Internationale Fußballverband
Fifa und die [1][Europäische Fußballunion Uefa] müssen dem Ausflug der Liga
in die USA noch zustimmen.
Doch das gilt als Formsache. Zum ersten Mal wird also ein reguläres
Saisonspiel einer nationalen Meisterschaft im Ausland stattfinden. Daran
arbeitet die spanische Liga schon lange. Nach Beendigung eines
Rechtsstreits in der USA hat der spanische Fußballverband dem Vorhaben
seinen Segen gegeben.
Mit dieser Entscheidung war gerechnet worden, nachdem es in der
juristischen Auseinandersetzung zwischen dem Sportrechtevermarkter Relevent
und dem US-amerikanischen Fußballverband zu einem Vergleich gekommen war.
Der US-Verband hatte sich gegen Wettbewerbsspiele europäischer Ligen
gewehrt, um die Vermarktung der heimischen Profiliga zu schützen. Dagegen
hatte Relevent kartellrechtliche Bedenken formuliert. Nach dem Vergleich
gibt es diese nicht mehr und der Sportrechtevermarkter kann sich an die
Vermarktung der Partie machen.
Für Relevent ist das gewiss nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur
Eroberung des US-Sportmarkts durch den europäischen Fußball. Und nicht nur
die spanische Liga setzt dabei auf die Firma des US-Immobilienmilliardärs
Stephen M. Ross, der als Besitzer des Football-Teams Miami Dolphins auch im
uramerikanischen Sportgeschäft aktiv ist. Auch die Uefa hat sich an
Relevent gebunden. Ab der Saison 2027/28 wird neben den anderen
Europapokalwettbewerben auch die Champions League von Relevent vermarktet.
Vier Milliarden Euro werden in der europäischen Eliteliga im Jahr
umgesetzt. 35 Jahre lang war die Schweizer Agentur Team Marketing
Vertragspartner der Uefa und hat insgesamt über 50 Milliarden Euro für die
Uefa aufgetrieben. Der US-Markt spielt dabei immer eine untergeordnete
Rolle. Das soll sich mit Relevent ändern. Gut möglich also, dass schon bald
über Champions-League-Spiele in den USA gesprochen wird.
## Über den Supercup ins Ausland
Bundesligaspiele im Ausland werden vom Ligaverband DFL immer wieder
ausgeschlossen. Kein Wunder: schon die Ankündigung, einen Investor ins Haus
zu lassen, hatte zu derart großen Fanprotesten in den Stadien geführt, dass
das Vorhaben am Ende nicht durchzusetzen war. Vom großen Geschäft in den
USA träumt die DFL natürlich dennoch. Auch sie hat sich dafür die Dienste
der Vermarkter von Relevent gesichert. Vielleicht findet das Spiel um den
Supercup zwischen Meister und Pokalsieger bald in den USA statt. Die
Möglichkeit dafür hat sich die DFL offen gehalten. [2][In der Spielordnung
der heißt es]: „Den Termin und den Spielort für den Supercup legt die DFL
fest. Dabei behält sich die DFL auch das Recht vor, ein Stadion im Ausland
als Spielort zu benennen.“
Über den Supercup ist auch das spanische Fußballpublikum an Spiele im
Ausland herangeführt worden. Das 5:2 des FC Barcelona gegen Real Madrid im
Januar haben 60.000 Menschen in der King Abdullah Sport City der saudischen
Hafenstadt Dschidda verfolgt. Da fand 2020 [3][zum ersten Mal ein
Supercup-Finale außerhalb Spaniens] statt.
In Italien hatte man da schon etliche Erfahrungen mit Spielen um den
Supercup im Ausland gemacht. 2003 gewann Juventus Turin im Giants Stadium
von East Rutherford, New Jersey, gegen AC Mailand. Später wurden etliche
Finals in China gespielt, eines in Katar, und die letzten Ausgaben der
Supercoppa d’Italia fanden in Saudi-Arabien statt.
Bald könnte schon zum ersten Mal ein reguläres Liga-Spiel im Ausland
stattfinden. Weil das Giuseppe-Meazza-Stadion im Februar für ein paar Tage
lang wegen der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele belegt ist,
soll das Heimspiel von AC Mailand gegen Como im australischen Perth
ausgetragen werden – 14.000 Kilometer entfernt vom heimischen Stadion.
Auch über Spiele in den USA wird in Italien schon nachgedacht. Kein Wunder:
9 der 20 Erstligaklubs befinden sich im Besitz von US-Firmen. Doch nicht
jedes Spiel eigne sich dafür, meinte im März Michele Ciccarese,
Marketing-Chef der Serie A, und nannte als Beispiel das Mailänder Derby
zwischen Inter und AC. Eine andere Paarung wird sich gewiss finden. Die
Spanier haben es vorgemacht.
13 Aug 2025
## LINKS
[1] /Ist-die-UEFA-wirklich-besser-als-die-FIFA/!6101840
[2] https://media.dfl.de/sites/2/2024/12/Spielordnung-SpOL-2024-12-06-Stand.pdf
[3] /Fussball-Export-in-Schurkenstaaten/!5638363
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Fußball
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Fifa
Fußball und Politik
Fußball
Kolumne Press-Schlag
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