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# taz.de -- Klub-WM der Fußballer: Promis am Ball
> Bei der Klub-WM in den USA werden die Spieler einzeln aufs Feld gerufen.
> Dass Fußball Teamsport ist, schert die auf Stars versessene Fifa wenig.
Bild: Auftritt: Gleich betritt Inter Miamis Superstar Lionel Messi die große B…
Berlin taz | Es ist vieles neu bei dieser Klub-WM in den USA. Neben den
üblichen Fifa-Phänomenen wie der [1][Kuschelei des Internationalen
Fußballverbands] mit selbstverliebten und brutalen Staatenlenkern oder
finsteren Geschäften mit saudischen Öl-Milliarden sind bei dem Turnier
etliche Dinge zu sehen, die es so im Fußball nie gegeben hat. Klar, da ist
das Turnier selbst. Auf eine Klub WM mit 32 Teams mag die Fußballwelt nicht
unbedingt sehnsüchtig gewartet haben, aber es gibt sie nun mal. Aber da ist
noch mehr Neues, auch das niemand gewartet hat, das aber die Vermutung
nahelegt, dass ausgerechnet der Weltverband nicht verstanden hat, dass
Fußball keine Individualsportart ist.
Die Schiedsrichter laufen mit einer Body-Cam über den Platz, was für tolle
Bilder bei der Übertragung sorgen soll und doch nur dafür sorgt, dass man
statt einen Überblick über das Spiel zweier Mannschaften die Nahaufnahme
von einzelnen Akteuren präsentiert bekommt. Die Auszeichnung für den Player
of the Match, ohne die der Fußball mehr als ein Jahrhundert lang bestens
ausgekommen ist, wird nun nicht mehr von einer Expertenkommission vergeben,
sondern nach einer Abstimmung unter Fans auf einer Website der Fifa
vergeben.
Und dann ist da noch die Einlaufzeremonie. Statt die beiden Mannschaften
aufs Feld zu schicken, werden die Spieler nun einzeln aufgerufen. Der erste
Spieler muss mehrere Minuten warten, bis der 22. Mann aufs Feld gelaufen
ist, damit einer Ikone wie Lionel Messi ausreichend gehuldigt werden kann.
Es sind die Fußballverbände selbst, die gerade dabei sind, aus einem
Mannschaftssport die Kulisse für einen ungehemmten Starkult zu machen.
Ungeniert hat die Fifa sich irgendwelche Qualifikationsregeln ausgedacht,
die am Ende dafür gesorgt haben, dass nicht die beste Mannschaft aus der
US-Profiliga MLS als Heim-Team in die Klub-WM geschickt wurde, sondern das
Team, in dem Lionel Messi spielt: Inter Miami.
Und völlig ungeniert hat Fifa-Chef Gianni Infantino die qualifizierten
Teams fast schon angebettelt, sie mögen doch bitte den alternden
Portugiesen Cristiano Ronaldo, das größte Social-Media-Phänomen des
Weltsports, für das Turnier verpflichten. Die Transferegeln, die das
ermöglicht hätten, hat die Fifa kurz zuvor noch geändert. Dass Ronaldo
selbst daran wohl kein Interesse hatte, ärgert den Fußball-Populisten
Infantino wahrscheinlich weitaus mehr als [2][ein schlecht besuchtes
Stadion bei der Klub-WM].
## Die Suche nach dem Goldnen Ball
Längst wird schon während großer Fußballturniere darüber diskutiert,
welcher Spieler am Ende des Kalenderjahres wohl den Ballon d'Or gewinnt,
den Preis für den besten Spieler des Jahres, den ein französischer
Sportmedienkonzern zusammen mit der europäischen Fußballunion UEFA vergibt.
Gerade als das Team von Paris Saint-Germain mit dem überlegenen Auftritt
gegen Inter Mailand im Champions-League-Finale bewiesen hatte, dass man
Titel gewinnen kann, indem man als perfekt eingestellte Mannschaft
auftritt, wurde Trainer Luis Enrique gefragt, ob er glaube, dass Ousmane
Dembélé nun Chancen auf den Ballon d'Or habe.
Längst gibt es Websites, die ein Powerranking im Rennen um die Auszeichnung
präsentieren. Und auch Spieler machen ihre Karriereplanung bisweilen davon
abhängig, ob ein etwaiger Klubwechsel ihre Chancen auf den Gewinn des
Goldenen Balls erhöhen könnte. So meinte Außenverteidiger Trent
Alexander-Arnold, der beim FC Liverpool ganz gewiss ein gutes Auskommen
hatte, er sei auch deshalb zu Real Madrid gegangen, weil da seine Chancen
größer seien, den Ballon d'Or zu gewinnen.
Auch die Klubs nehmen persönliche Ehrungen inzwischen fast so ernst wie
eine Meisterschaft. Als im vergangenen Jahr [3][Rodri] von Manchester City
den Ballon-d'Or gewann, reiste das Team von Real Madrid erst gar nicht zur
Preisverleihung an, weil man im Klub der Meinung war, der Brasilianer
Vinicius Junior hätte eigentlich gewinnen müssen. Der wurde dann kurz
darauf von der Fifa als Weltfußballer des Jahres ausgezeichnet.
Gianni Infantino wird sich jedenfalls unbändig gefreut haben, dass es
Lionel Messi war, der mit einem Freistoßtor das Spiel von Inter Miami gegen
den FC Porto entschieden hat. Dann gingen da noch Bilder viral, die Messi
zeigen, wie er vor dem Anpfiff ein schwer körperbehindertes Kind umarmt.
Der Star als Mensch – was könnte es schöneres im modernen Fußball geben?
22 Jun 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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Kolumne Press-Schlag
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