| # taz.de -- Sabotage in der Ostsee: Drei Seeleute der „Eagle S“ in Finnland… | |
| > Mehr als ein halbes Jahr nach der Beschädigung von fünf Unterseekabeln in | |
| > der Ostsee kommt es zur Anklage. Der Vorwurf: schwere Sabotage. | |
| Bild: Die Eagle S soll Teil der russischen Schattenflotte sein | |
| Härnosand taz | Die finnische Generalstaatsanwaltschaft hat am Montag in | |
| Helsinki mehr als ein halbes Jahr nach der Beschädigung von fünf | |
| Unterseekabeln in der Ostsee Anklage erhoben. Sie wirft dem Kapitän sowie | |
| dem Ersten und dem Zweiten Offizier des Öltankers „Eagle S“ unter anderem | |
| schwere Sabotage und schwere Störung des Telekommunikationsverkehrs vor. | |
| Laut der finnischen Zeitung Ilta-Sanomat handelt es sich bei den | |
| Angeklagten um Männer aus Georgien und Indien im Alter zwischen 30 und 40 | |
| Jahren. Sie weisen die Vorwürfe demnach zurück und argumentieren zudem, die | |
| finnische Gerichtsbarkeit sei nicht zuständig für Vorfälle außerhalb ihrer | |
| Hoheitsgewässer. | |
| Der zuständige stellvertretende Generalstaatsanwalt Jukka Rappe sieht das | |
| anders. Er sagte der Zeitung Helsingin Sanomat, die Schäden seien innerhalb | |
| Finnlands verursacht worden, auch wenn die Tat selbst außerhalb der Grenzen | |
| begangen wurde. Deshalb halte er Finnland für zuständig. Rappe meint, den | |
| Angeklagten zumindest in Teilen absichtliches Handeln nachweisen zu können. | |
| Rappe unterstrich, wie schwerwiegend die Folgen durch den Ausfall | |
| kritischer Infrastruktur für eine Gesellschaft sein könnten. Zwar habe | |
| Finnland die verursachten Schäden an Strom- und Datenkabeln | |
| zwischenzeitlich anderweitig kompensieren können. Doch das Land wäre nach | |
| seiner Auffassung in ernsthaften Schwierigkeiten gewesen, hätten die | |
| Behörden das Schiff nicht gestoppt, sodass es möglicherweise alle Kabel im | |
| Finnischen Meerbusen gekappt hätte. | |
| ## Zwei Störungen innerhalb weniger Monate | |
| [1][Am ersten Weihnachtstag 2024] war zunächst der Ausfall des Stromkabels | |
| Estlink 2 zwischen Finnland und Estland bemerkt worden, nach und nach | |
| wurden weitere Schäden entdeckt. Einer davon betraf das Datenkabel C-Lion1, | |
| das von Helsinki nach Rostock führt – die zweite Störung innerhalb weniger | |
| Monate. | |
| Schon kurz nach dem Vorfall verdächtigten finnische Behörden die unter | |
| Flagge der Cookinseln fahrende „Eagle S“, absichtlich den Anker über den | |
| Meeresboden gezogen zu haben, um Kabel zu zerstören. Sie fanden eine knapp | |
| 100 Kilometer lange Schleifspur am Meeresboden, die dort endete, wo der | |
| Tanker seinen Anker gelichtet habe. | |
| In einer bis dahin nicht gesehenen Entschlossenheit brachten Einsatzkräfte | |
| das Schiff in finnische Gewässer und setzten es dort für Untersuchungen | |
| fest. Auch die Aussagen zum mutmaßlichen Auftraggeber wurden nun deutlicher | |
| als noch bei ähnlichen Vorfällen im November: Die „Eagle S“ gehöre zur | |
| sogenannten russischen Schattenflotte, die in der Ostsee Sabotageakte | |
| ausführe, sagte der finnische Premierminister Petteri Orpo unverblümt, und | |
| er blieb nicht allein mit damit. | |
| Nato-Generalsekretär Mark Rutte kündigte umgehend an, die Nato-Präsenz in | |
| der Ostsee zu verstärken. [2][Mitte Januar traf Rutte dann in Helsinki] mit | |
| den [3][Regierungschefs der Ostseeanrainer] unter den Nato-Staaten | |
| zusammen. Dort wurde die Operation Baltic Sentry zum Schutz der kritischen | |
| Infrastruktur am Ostseegrund angekündigt. | |
| ## Schäden in Millionenhöhe | |
| Das Stromkabel Estlink 2 wurde erst im Juni wieder in Betrieb genommen, wie | |
| der finnische Rundfunk Yle berichtete. Durch die Kabelbeschädigungen an | |
| Weihnachten entstanden laut dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt | |
| Kosten von insgesamt 60 Millionen Euro. | |
| 11 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anne Diekhoff | |
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