| # taz.de -- Deal zwischen FC Bayern und Emirates: „Ein Tanz mit dem Teufel“ | |
| > Der FC Bayern geht eine Partnerschaft mit der Fluggesellschaft Emirates | |
| > ein. Rechtsanwalt, Fan und Vereinsmitglied Michael Ott kritisiert das | |
| > scharf. | |
| Bild: Bayern-Fans im März 2020 bei einem Heimspiel gegen den FC Augsburg – m… | |
| taz: Herr Ott, der FC Bayern ist zwei Jahre nach dem [1][Ende des | |
| umstrittenen Sponsorings durch Qatar Airways] eine Partnerschaft mit der | |
| staatlichen Fluggesellschaft Emirates aus Dubai in den Vereinigten | |
| Arabischen Emiraten (VAE) eingegangen. Warum sehen Sie das sehr kritisch? | |
| Michael Ott: Es ist ja sehr ähnlich wie bei Qatar Airways. Katar und die | |
| VAE unterscheiden sich zwar in Nuancen, aber die Menschenrechtslage ist | |
| ähnlich schwierig. Gesellschaftliche Freiheiten sind eingeschränkt, eine | |
| Meinungsfreiheit ist quasi inexistent, es herrscht ein unterdrückerisches | |
| Regime. Die Lage der Gastarbeiter ist mindestens so prekär wie in Katar. | |
| Zudem wird den VAE Unterstützung von schweren Kriegsverbrechen in Sudan | |
| vorgeworfen, ähnlich wie dem [2][Bayern-Sponsor Ruanda] in Kongo. Werte, | |
| die der FC Bayern als wichtig bezeichnet, darunter Rechte sexueller | |
| Minderheiten, werden in den VAE nicht gewahrt. Aber der Verein schreibt | |
| sich diese Werte auf die Fahnen. Das ist in sich widersprüchlich. Es ist | |
| also eine Zwangsläufigkeit, dieses Sponsoring abzulehnen. | |
| taz: Der FC Bayern könnte argumentieren, dass Dubai als vergleichsweise | |
| liberal gilt in den VAE und der gesamten Golfregion. | |
| Ott: Das sollte man mal die zahlreichen politisch Inhaftierten fragen, für | |
| wie liberal sie dieses Land halten. Klar kann man dahin als Tourist reisen, | |
| aber es ist mit Sicherheit kein liberales Land. [3][Und ein Vergleich mit | |
| den anderen illiberalen Golfstaaten kann kein Maßstab sein], um zu | |
| bestimmen, was ein liberaler Staat ist. | |
| taz: Der FC Bayern verweist auf andere europäische Topklubs, die seit | |
| Jahren mit Emirates zusammenarbeiten. Was halten Sie davon? | |
| Ott: Damit betreibt man eine Selbstverzwergung. Ich verstehe nicht, warum | |
| man sich immer an anderen orientieren will. Wir sind der FC Bayern, einer | |
| der größten Klubs der Welt. Wir könnten vorangehen und zeigen, wie man es | |
| richtig macht. Das kann auch ein Alleinstellungsmerkmal sein, mit dem man | |
| sich vermarkten kann. Stattdessen schauen wir aber immer nur auf andere | |
| große Klubs und ahmen deren Fehler nach. Nur weil andere etwas tun, ist das | |
| noch lange nicht gut. Dieses Sponsoring bleibt moralisch falsch, unabhängig | |
| davon, was andere Klubs machen. | |
| taz: Vereine wie der [4][Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain | |
| (Katar)], Manchester City (Abu Dhabi/VAE) und Newcastle United | |
| (Saudi-Arabien) befinden sich im Besitz von Golfstaaten und verfügen | |
| deshalb über fast unbegrenzte Finanzmittel. Können Sie der Argumentation | |
| folgen, dass der FC Bayern diese Geldgeber auch braucht, um zumindest | |
| halbwegs mithalten zu können? | |
| Ott: Man begibt sich in einen Tanz mit dem Teufel, wenn man sich von den | |
| VAE sponsern lässt, die gleichzeitig bei Manchester City das Financial | |
| Fairplay mit allen Mitteln der Kunst aushebeln, damit den Wettbewerb extrem | |
| verzerren und uns ganz unmittelbar schaden. Die kolportierten fünf | |
| Millionen Euro jährlich von Emirates an den FC Bayern sind im Vergleich zu | |
| den unbegrenzten Mitteln bei den genannten Klubs ein Tropfen auf den heißen | |
| Stein. Jeder, der glaubt, dass wir auf diese Weise auf lange Sicht mit | |
| diesen super reichen Klubs mithalten könnten, belügt sich selbst. Deren | |
| finanzieller Vorsprung wird immer größer und ist mit Sponsorings nicht | |
| aufzuholen. Diese Staaten sind die Feinde des Fußballs. Wir dürfen uns mit | |
| ihnen nicht einlassen, weil wir sonst diese Spirale nur noch weiterdrehen. | |
| Man müsste dieses System vielmehr bekämpfen, in dem dubiose Staaten | |
| Fußballklubs für ihre geopolitischen Spielchen missbrauchen. | |
| Verblüffenderweise sind aber gerade diejenigen, die sagen, der Fußball | |
| solle unpolitisch sein, für dieses Sponsoring. Sie machen sich damit zum | |
| Erfüllungsgehilfen für die politischen Ziele dieser Staaten. | |
| taz: Sie hatten 2021 einen Antrag auf der Jahreshauptversammlung gestellt, | |
| um [5][Sponsorings wie mit Qatar Airways künftig zu verhindern], sind damit | |
| aber nicht durchgekommen. Erwägen Sie nun einen erneuten Versuch? | |
| Ott: Das werde ich mir überlegen. Was ich sagen kann: Die überwiegende | |
| rechtswissenschaftliche Ansicht tendiert zu meiner Meinung, wonach ein | |
| solcher Antrag, wie ich ihn damals gestellt habe, zulässig gewesen wäre. | |
| taz: Wie blicken Sie der Jahreshauptversammlung im Herbst entgegen, auf der | |
| sich Präsident Herbert Hainer zur Wiederwahl stellen will? | |
| Ott: Herbert Hainer ist als Präsident der Vertreter des Vereins in der | |
| Aktiengesellschaft (AG). Er sollte dafür sorgen, dass die Werte des Vereins | |
| auch in der AG gewahrt werden, und er kann im Aufsichtsrats die Besetzung | |
| der Führungsposten mitbestimmen. Nun haben wir aber nach wie vor | |
| Führungspersonal, das unbeirrbar skandalöse Sponsoringverträge schließt, | |
| welche mit den Werten unseres Vereins unvereinbar sind. Hainer hat diese | |
| Verträge auch immer selbst verteidigt. Für mich persönlich ist das ein | |
| entscheidender Punkt, wenn er zur Wahl steht. Dieses Thema muss auch auf | |
| der Jahreshauptversammlung besprochen werden. | |
| 7 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Maik Rosner | |
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