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# taz.de -- Wohltäter Fußball: Unbegrenzte Fantasieräume
> Ob Saudi-Arabien, der vereinslose Weltmeister Jérôme Boateng oder Herthas
> Torhüter Marius Gersbeck – im Fußball finden alle ihren Platz.
Bild: Fragwürdige Beziehung: der FC Bayern und Jérôme Boateng
Trotz nachgewiesen überragender Fitnesswerte, wie es hieß, [1][soll Jérôme
Boateng] nun doch nicht für den FC Bayern spielen. Das war eine der
jüngsten Meldungen dieser Woche, in der sich der Fußball mal wieder als
wundersames Reich der unbegrenzten Möglichkeiten präsentierte.
Dass sich der 35-jährige Innenverteidiger demnächst wieder wegen
Körperverletzung gegenüber seiner Ex-Partnerin vor Gericht zu verantworten
hat, war für die Münchner erst einmal kein Problem beziehungsweise eine
„Privatsache“.
Und auch beim Fußballzweitligisten Hertha BSC wollte man sich in seiner
Freiheit nicht allzu sehr beschneiden lassen wegen dieser
„außerdienstlichen Verfehlung“, wie man es nannte, die sich Torhüter Mari…
Gersbeck zuschulden kommen ließ. Der Mann soll eine „zweite Chance“
erhalten und wieder mitkicken. Genaueres zu diesen Verfehlungen konnte man
anderen Quellen entnehmen. Er musste vor Gericht, weil er auf einem
Volksfest jemandem mehrere Frakturen im Gesicht zufügte.
Wie liberal es im Fußballgeschäft mitunter zugeht, veranschaulichte dieser
Tage auch [2][die Entscheidung der WM-Vergabe der Fifa.] Durch das
interkontinentale Turnier 2030, das die Begehrlichkeiten von Afrika, Europa
und Südamerika auf einen Schlag befriedet, ist der Weg nun für
Saudi-Arabien frei, 2034 als Gastgeber zu reüssieren. Warum sollte man auch
einem Land, in dem missliebige Journalisten zerstückelt werden, das Recht
auf Teilhabe verwehren? Die letzte WM in Katar wurde schließlich jenseits
der europäischen Blase als voller Erfolg wahrgenommen.
## Für einen höheren Zweck
Es mag ein paar moralische Unebenheiten geben, aber letztlich dient der
Fußball immer einem höheren Zweck. „Das ist eine großartige Botschaft des
Friedens, der Toleranz und der Integration“, sagte etwa Fifa-Chef Gianni
Infantino, als er über die WM 2030 sprach, die nun in Argentinien,
Paraguay, Uruguay, Spanien, Portugal und Marokko ausgerichtet wird.
Der Fußball eröffnet unendlich große Fantasieräume. Bei all dem Fifa-Getöse
ging diese Woche ungerechterweise völlig unter, dass [3][das Projekt
„Fortuna für alle“] mittlerweile konkrete Formen annimmt. Mit Hilfe von
Sponsoren sollen beim Fußballzweitligisten die Zuschauerinnen und Zuschauer
gratis ins Stadion können.
Das Pilotprojekt startet mit dem Heimspiel gegen Kaiserslautern am 21.
Oktober. Und in Düsseldorf sind die Verantwortlichen mächtig stolz darauf,
dass nun über 120.000 Menschen sich bereit erklärt haben, kostenlos ein
Fußballspiel von Fortuna anzuschauen. Wer hätte das gedacht: Die
Fußball-Fantasten können sogar demütig sein. Nun muss das Los, also Fortuna
entscheiden.
6 Oct 2023
## LINKS
[1] /Toxische-Maennlichkeit-im-Fussball/!5964465
[2] /Fifa-WM-2030-auf-drei-Kontinenten/!5960602
[3] /Freier-Eintritt-bei-Fortuna-Duesseldorf/!5927697
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Fifa
FC Bayern München
Fußball-WM
Fifa-Präsident
Kolumne Kulturbeutel
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