# taz.de -- Bürgermeister-Wahl in Ludwigshafen: AfD-Kandidat ausgeschlossen | |
> Der AfD-Politiker Joachim Paul darf nicht bei der OB-Wahl in Ludwigshafen | |
> antreten. Grund sind die Äußerungen und Auftritte des Landespolitikers. | |
Bild: So zeigte sich der AfD-Politiker Joachim Paul während einer Debatte im L… | |
Hamburg taz | Joachim Paul ist raus. Der Wahlausschuss in Ludwigshafen | |
untersagte dem AfD-Politiker am Dienstag die Kandidatur für die | |
Oberbürgermeisterwahl. Grund: Zweifel an der Verfassungstreue des | |
rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten. | |
Vor der Entscheidung hatte die scheidende Oberbürgermeisterin Jutta | |
Steinruck das Landesinnenministerium um eine Einschätzung zu Paul gebeten. | |
Dieses verwies auf verschiedene Äußerungen und Auftritte des | |
AfD-Politikers. Der Landtagsabgeordnete gehört der Alten Breslauer | |
Burschenschaft der Raczeks in Bonn an, die 2011 im Dachverband „Deutsche | |
Burschenschaft“ durchsetzen wollte, dass nur Männer „deutschen Stammes“ | |
Mitglied werden dürfen. | |
Das Ministerium nannte zudem Pauls Auftritt bei Compact TV im Februar 2025. | |
Das Magazin gilt laut Verfassungsschutz als rechtsextrem. Weiterhin | |
unterstützte Paul Veranstaltungen der rechtsextremen Identitären Bewegung | |
und traf sich mit deren führendem Kopf Martin Sellner. Sellner warnt vor | |
einem „großen Austausch“ der Bevölkerung und fordert eine | |
[1][„Remigration“]. Auch Paul sprach bereits von einem | |
„Bevölkerungsaustausch“. | |
Der AfD-Politiker selbst äußerte sich noch am Tag der Entscheidung [2][auf | |
X]. In einem Video erklärte der 55-Jährige: „Liebe Ludwigshafener, ich | |
hätte gerne für euch Politik gemacht.“ Die Wähler seien nun um „ihre Sti… | |
betrogen“. Die Wahl sei keine echte Wahl mehr. Das „Altparteienkartell“ | |
interessiere sich nur noch für „Pfründe, Macht und Geld“ und bemühe sich | |
nicht mehr um die Demokratie. Wir leben eigentlich gar nicht mehr in einer | |
Demokratie“, betonte er in dem über zwei Minuten langen Clip. Die Vorwürfe | |
stellt er als „hanebüchen“ dar. | |
## Paul soll auch für NPD-nahe Zeitschrift geschrieben haben | |
Von rechten Medien wie Compact, Junge Freiheit und „Nius“ regte sich nach | |
der Entscheidung des Wahlausschusses sofort Widerspruch. In den sozialen | |
Medien wetterten AfD-Politiker*innen gegen die Entscheidung, Paul nicht zur | |
Wahl am 21. September zuzulassen. „Schwarzer Tag für die Demokratie“, | |
postete Nicole Höchst, AfD-Bundestagsabgeordnete und stellvertretene | |
Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz. | |
[3][Schon 2019 löst Pauls mögliche Nähe zur rechtsextremen Szene im Landtag | |
Kritik aus.] Der frühere Lehrer soll unter einem Pseudonym für ein | |
NPD-nahes Theorieorgan geschrieben haben. Interne Unterlagen, die der taz | |
vorliegen, legen nahe, dass er für die inzwischen eingestellte Zeitschrift | |
„hier & jetzt – radikal rechte zeitschrift“ tätig war. In E-Mails mit ei… | |
der Redakteure nutzte ein „Paul“ die Adresse [email protected]. | |
Dieselbe Adresse taucht auf einer Teilnehmerliste eines Strategieworkshops | |
der Deutschen Burschenschaft 2010 auf. Paul bestritt die Autorenschaft, | |
drohte der taz aber rechtliche Schritte an. | |
Nun will Paul juristisch gegen die Nichtzulassung vorgehen. Er sieht darin | |
den Versuch, einen erfolgreichen Konkurrenten der „Altparteien“ | |
auszuschalten. Bei der Bundestagswahl hatte die AfD in Ludwigshafen bei den | |
Zweitstimmen die CDU überholt. Seiner Linie bei Auftritten bleibt der | |
AfD-Politiker indes treu: Am 9. August tritt er auf dem Sommerfest von | |
Compact als Redner auf. Das Magazin nennt ihn ein „Symbol des | |
demokratischen Widerstands gegen die Diktatur“. | |
6 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Hintergrund-des-Begriffs-Remigration/!5987412 | |
[2] https://x.com/JoachimPaul_AfD/status/1952726023071514827 | |
[3] /Rechtsextremer-Hintergrund-bei-der-AfD/!5597804 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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Maximilian Krah | |
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