# taz.de -- Rechtsextremer Hintergrund bei der AfD: Ein Autor für die NPD | |
> Joachim Paul sitzt für die AfD im Landtag in Rheinland-Pfalz. Früher | |
> schrieb er offenbar in einem NPD-Organ über einen rechtsextremen Musiker. | |
Bild: Nannte sich früher offenbar „[email protected]“: AfD-Politiker… | |
BERLIN taz | Im Landtag in Mainz sitzt Joachim Paul in der zweiten Reihe | |
der Fraktion. Er gehört in Rheinland-Pfalz allerdings zur ersten Riege der | |
AfD-Landtagsfraktion und dem Landesverband. „Herr Paul tritt bei seinen | |
Parlamentsreden aggressiv und rhetorisch zugespitzt auf“, sagt Pia | |
Schellhammer. Er liefere neurechte Argumentationen provokant, betont die | |
parlamentarische Geschäftsführerin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die | |
Grünen. | |
In den Reihen der AfD hat Paul wohl auch einen besonderen Hintergrund. Der | |
AfD-Landtagsfraktionsvize und -Landesvize, schrieb offenbar für ein | |
Theorieorgan der NPD – unter Pseudonym, wie Unterlagen nahelegen, die der | |
taz vorliegen. Beste Beziehungen hat Paul offensichtlich zu dem | |
mittlerweile eingestellten Magazin „hier & jetzt – radikal rechte | |
zeitschrift“ unterhalten. | |
Bis 2013 war das Magazin mit bis zu 131 Seiten vom NPD-nahen „bildungswerk | |
für heimat und nationale identität e.V.“ getragen worden. Als letzter | |
Chefredakteur koordinierte der ehemalige sächsische NPD-Landtagsabgeordnete | |
und das heutige NPD-Bundesvorstandsmitglied, Arne Schimmer, das Heft, | |
dessen Jahres-Abo 22 Euro kostete. | |
## Beitrag über Black Metal | |
Mit dem NPD-Kader tauschte sich auch Paul über einen von ihm verfassten | |
Beitrag über den Rassisten und wegen Mordes verurteilten „Black Metal“ | |
Musiker Varg Vikernes aus Norwegen und dessen Band „Burzum“ aus. Der | |
Aufsatz sei wirklich klasse geworden, lobte Schimmer. Er hatte nur ein paar | |
Fragen zu Quellenangaben und wünschte sich eine Erweiterung der | |
Literaturliste. Im Sommer 2011 erschien der Artikel mit dem Titel „Burzums | |
Rückkehr“ in Heft Nr. 17. Als Autor wird ein „Karl Ludwig Sand“ angegebe… | |
Aus einem E-Mailverkehr erschließt sich die Autorenschaft von Paul. Der | |
frühere Lehrer nutzte die Adresse [email protected]. Mit dieser | |
E-Mail taucht der AfD-Politiker aus Koblenz auf einer Teilnehmerliste zu | |
dem „2.workshop Strategieprogramm Deutsche Burschenschaft 3.9.2010 bis | |
5.10.2010“ (Fehler im Original) auf. | |
Die burschenschaftliche Verbindung überrascht wenig. Schon länger ist | |
bekannt, dass der 48-Jährige der „Alten Breslauer Burschenschaft der | |
Raczeks in Bonn“ angehört. Jene Burschenschaft wollte 2011 in dem | |
Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ durchsetzen, dass nur | |
Burschenschafter werden darf, wer vom „deutschen Stamm“ sei. | |
In dem fünfseitigen Artikel schwärmt Paul/Sand von Vikernes. Der Musiker | |
wurde nicht bloß wegen Mordes verurteilt, ihm wurde ebenso vorgehalten | |
mindestens drei historische Kirchen in Brand gesetzt zu haben. In dem | |
Beitrag führt Paul/Sand aus: „die Härte der Verfolgung und die Höhe der | |
Strafe resultierte nämlich nicht aus der Gewalttat, sondern aus der | |
politischen Haltung des Angeklagten“ und gibt den Betroffenen ausführlich | |
wieder, dass er „keinen Widerspruch“ darin sehe „Faschist und Individuali… | |
zu sein“. | |
## Rechtsextreme Koketterie | |
Die Botschaft des Beitrages ist für den Politikwissenschaftler Hajo Funke | |
ganz eindeutig. In dem Beitrag würde eine „hohe Bewunderung für diesen Mann | |
ausgedrückt, der sich wahlweise als Faschist bezeichnet und mit dem neo- | |
germanischen Heidentum und dem Nationalsozialismus kokettiert“. | |
Eine Distanzierung von den Taten des Musikers fände nicht statt, so Funke. | |
Die Wahl des Pseudonyms „Karl Ludwig Sand“ dürfte auch eine Botschaft sein. | |
Sand war ein radikaler deutscher Burschenschafter, der 1819 den liberalen | |
Dichter August von Kotzebue ermordete. | |
Eine direkte Antwort von Paul erfolgte auf Nachfragen der taz nicht. | |
Stattdessen drohte sein Rechtsbeistand an, gegen eine Berichterstattung | |
vorzugehen. Seinem Mandanten sei „weder das „Pseudonym noch die benannte | |
Email-Adresse bekannt“ wird behauptet. | |
Mit Klarnamen schreibt Paul indes für das extrem rechte Magazin „Compact“. | |
„Mich überrascht diese Nähe zum Rechtsextremismus nicht“, sagt | |
Schellhammer. Er treibe die Fraktion schließlich immer weiter nach rechts. | |
Am Sonntag möchte Paul bei der Kommunalwahl wieder in den Koblenzer | |
Stadtrat ziehen. | |
24 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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