# taz.de -- Bezirkswahl in Hamburg: Blaue Linie überschritten | |
> Um bei der Bezirkswahl gewählt zu werden, begeht Burckhardt | |
> Müller-Sönksen einen Tabubruch: Eine Fraktionsgemeinschaft mit zwei | |
> Ex-AfDlern. | |
Bild: Hat sich mal wieder ins Gespräch gebracht: Burkhardt Müller-Sönksen, h… | |
Hamburg taz | Er hat noch nicht fertig. Burckhardt Müller-Sönksen, 59, der | |
sich „als Parlamentarier durch und durch“ bezeichnet und den alle nur „BM… | |
nennen, will es noch einmal wissen. Seine FDP, deren Hamburger Vizechef er | |
einst war, hat ihn für die anstehende Bezirkswahl nur auf den allerletzten | |
Platz, Rang 16, ihrer Eimsbüttler Liste gesetzt. BMS, den man als eine | |
Kreuzung zwischen politischem Schwergewicht, Dampfplauderer und | |
Klassenclown beschreiben kann, ist wohl etwas in Ungnade gefallen. Aber was | |
für fast jeden anderen Politiker Grund genug für eine depressive | |
Verstimmung wäre, ist für BMS nicht mehr als eine sportliche | |
Herausforderung. | |
Auch vor der letzten Bezirkswahl, 2014, bekam BMS nur den allerletzten | |
Listenplatz, zog aber aufgrund des neuen Wahlrechts mit seinen | |
Personenstimmen an den anderen Kandidaten vorbei und landete doch noch in | |
der Bezirksversammlung Als ehemaliger Fraktions-Chef in der Bürgerschaft | |
und Ex-Bundestagsabgeordneter der FDP war er bekannter als all seine | |
Konkurrenten zusammen. Das will er nun erneut schaffen. | |
Doch in letzter Zeit ist es ruhig geworden um den Rechtsanwalt mit dem | |
großen Rede- und dem noch größeren Geltungsbedürfnis. Für einen erneuten | |
Wahlerfolg mussten also rechtzeitig noch mal ein paar Schlagzeilen her, die | |
ihn aus dem Tal des Vergessens holen sollten. | |
Und so hat er es mit einem Paukenschlag rechtzeitig zum Wahlkampfendspurt | |
wieder geschafft, sich ins Gespräch zu bringen. Am vergangenen Freitag hat | |
BMS im Eimsbüttler Parlament eine Fraktionsgemeinschaft mit zwei | |
Abgeordneten gegründet, die 2014 über die AfD-Liste in die | |
Bezirksversammlung gewählt wurden. Ein kalkulierter Tabubruch, der ihm | |
einen Shit-Storm, vor allem aber jede Menge Aufmerksamkeit einbringt. BMS | |
ist wieder da. | |
Und da er den Tabubruch öffentlichkeitswirksam nutzen will, ohne sich in | |
die rechte Ecke stellen zu lassen, hat BMS jede Menge guter Gründe für die | |
Fraktionsgemeinschaft parat, die es nur für wenige Tage geben wird. Die | |
beiden Ex-AfDler, die heute parteilose Abgeordnete sind, Andre Tierling und | |
Wolfgang Heinrich, stehen am 26. Mai nicht wieder zur Wahl. Laut BMS seien | |
beide „wirklich kein bisschen rechtsradikal“. Dafür würde er „die Hand … | |
Feuer legen“. | |
Tierling und Heinrich seien Euroskeptiker der EU-kritischen AfD unter Bernd | |
Lucke gewesen und hätten die Partei 2015 fluchtartig verlassen, als ein | |
stark von rechts kommender Wind aufgezogen war. Und so hätte BMS, der | |
letzte verbliebene Liberale in der Bezirksversammlung mit diesen beiden | |
netten Herren genauso punktuell zusammen gearbeitet, wie mit den Vertretern | |
der CDU oder der Linken auch. „Im Kommunalparlament zählen keine Ideologien | |
sondern nur konkrete Verbesserungen für die BürgerInnen“, begründet BMS | |
seine Offenheit nach allen Seiten. | |
Und auch für die Gründung der „Liberalen Fraktionsgemeinschaft Eimsbüttel�… | |
hat BMS gute Argumente. „Einziges Ziel der Fraktionsbildung war, die | |
Beantwortung einer Anfrage zu gewährleisten“, erklärt der Jurist. Die wurde | |
vom Bezirksamt – mit für BMS fadenscheinigen Gründen – nicht als Kleine, | |
sondern als Große Anfrage bewertet, die nur Fraktionen, nicht aber einzelne | |
Abgeordnete stellen dürfen. Und da es in der Anfrage um schwerwiegende | |
Vorwürfe des Landesrechnungshofes gegen das Bezirksamt gehe, habe er sie | |
noch unbedingt stellen wollen, betont BMS. Der Bundesrechnungshof wirft dem | |
Bezirksamt vor, Amtsmitarbeitern unerlaubt Aufträge zugeschustert zu haben. | |
Das sei eben wichtig gewesen. Ein Schelm, wer dabei an Wahlkampf denkt. | |
23 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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