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# taz.de -- Prime-Serie „The Summer I Turned Pretty“: Der Sommer der Abhän…
> Die neue Staffel der Coming-of-Age-Serie „The Summer I Turned Pretty“
> lässt wenig Platz für Selbstfindung, dafür viel für patriarchale
> Beziehungsideale.
Bild: Auf einmal interessant: Erst als Belly (links) Brille gegen Kontaktlinsen…
Belly will doch nur eins – die große Liebe. Und das um jeden Preis. Dabei
hat die Protagonistin der Amazon-Erfolgsserie „The Summer I Turned Pretty“
[1][in den ersten beiden Staffeln] schon genug toxischen Liebeswettbewerb
und Herzschmerz durchlebt. Ständig musste sie sich entscheiden zwischen dem
geheimnisvollen, unerreichbaren Conrad Fisher, in den sie seit ihrer
Kindheit unsterblich verliebt ist und seinem jüngeren Bruder Jeremiah
Fisher, der ihr Stabilität und bedingungslose Liebe verspricht.
Drei Jahre später, zu Beginn der dritten Staffel, scheint die Entscheidung
endgültig gefällt zu sein. Belly und Jeremiah sind ein Paar und die
Sommerromantik verlagert sich vom Strandhaus ans College. Wäre das nicht
die perfekte Zeit für Belly, endlich mal ihren eigenen Träumen und
Interessen zu folgen? Theoretisch schon, praktisch klebt ihr Jeremiah die
ganze Zeit an der Backe. Aber das scheint sie nicht zu stören, im
Gegenteil: „Jeremiah ist meine Zukunft, er ist der eine.“ Belly eifert dem
Ideal der einen großen Liebe nach, die alle Hindernisse überwindet und ihr
Leben komplettiert. Dafür stellt sie regelmäßig ihre Beziehung über
Freundschaften und eigene Bedürfnisse und verstrickt sich immer tiefer in
ein patriarchales Beziehungsideal, in dem die weibliche Selbstaufgabe als
Liebesbeweis verklärt wird.
Ein Beispiel: Belly erhält die Zusage für ein Auslandssemester in ihrer
Traumstadt Paris. Aber fünf Monate ohne Jeremiah? Sie zögert, lässt sich
aber zum Glück von ihren Freundinnen überreden (die trifft sie übrigens
sehr sporadisch und oft nur dann, wenn Jeremiah keine Zeit hat). Als sie
ihrem Freund die frohe Botschaft überbringen will, liegt der apathisch im
Bett, weil er eine wichtige Uni-Mail verpasst hat und deshalb ein Jahr
länger studieren muss. Und weil Belly die perfekte Freundin ist, hält sie
mit den Good News zurück und tröstet ihn. Paris ist damit erst mal vom
Tisch. Denn wenn Jeremiah bleibt, bleibt sie auch – keine Frage!
## Subtext: Mit 20 heiraten ist romantisch.
Immer wieder blitzt die Hoffnung auf, dass Belly doch endlich für sich
einsteht. Etwa als sie herausfindet, dass ihr sonst so lieber
Golden-Retriever-Freund fremdgegangen ist. Sie macht Schluss, ein für alle
Mal. Go Belly, das musst du dir nicht gefallen lassen! Sie leidet und
vermisst – besonders, als ihr Bruder Steven wegen eines Autounfalls im
Krankenhaus landet. Ach, wäre doch nur Jeremiah da und könnte sie trösten!
Dass die beste Freundin Taylor ihr die ganze Zeit beiseite steht, reicht
ihr offenbar nicht. Es kommt also zur großen Versöhnung, die mit einem
Heiratsantrag vom Eben-noch-Ex-Freund besiegelt wird. Der Subtext: Mit 20
heiraten ist vielleicht naiv, aber vor allem romantisch.
Schon der Titel „Der Sommer, als ich schön wurde“, bringt das Problem auf
den Punkt. Erst als Belly äußerlich „aufblüht“ – also eigentlich nur B…
gegen Kontaktlinsen und Pferdeschwanz gegen offene Haare eintauscht –,
schenken ihr die Fisher-Boys Aufmerksamkeit. Statt Belly Raum für mehr
Persönlichkeit zu geben, reduziert die Serie von Anfang an ihre
Selbstfindung auf die Suche nach der großen Liebe. Soll jungen
Zuschauer*innen wirklich wieder verkauft werden, dass emotionale
Abhängigkeit romantisch ist?
„Der Sommer, als ich schön wurde“, ist vielleicht unterhaltsam, erzählt im
Kern aber eine altbekannte Geschichte mit bedenklicher Botschaft: Eine
junge Frau stellt einen Mann über ihre Träume, Freundschaften und Chancen,
wird verletzt, verzeiht und dafür mit dem vermeintlich „wahren“ Glück
belohnt. Zeitgemäßer wäre eine Story, in der Belly erkennt: [2][Sie ist
auch ohne Beziehung schön und vor allem: genug.]
5 Aug 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Emilia Papadakis
## TAGS
Serien
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