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# taz.de -- Prozess um „El Hotzo“: Das Dilemma des Tyrannenmörders und sei…
> Friedrich Schiller, Rolf Hochhuth und Sebastian Hotz („El Hotzo“) haben
> Gemeinsamkeiten. Nur war letzterer zu früh dran.
Bild: Comedian und Satiriker Sebastian Hotz: Sein Post wurde vom Gericht als ge…
Was haben Friedrich Schiller, Rolf Hochhuth und Sebastian Hotz gemeinsam?
Alle drei haben sich als Fan eines Tyrannenmörders hervorgetan. Der Dichter
Schiller setzte in seiner [1][Ballade „Die Bürgschaft“] dem Urtyp aller
Tyrannenmörder, dem „mit dem Dolch im Gewande“, ein Denkmal. Sie gehört b…
heute zum deutschen Kulturgut. Der Dramatiker Hochhuth warb jahrelang für
ein Georg-Elser-Denkmal. Es wurde [2][in Berlin ein Denkzeichen] errichtet
– und lobt den [3][Weitblick] des gescheiterten Hitler-Attentäters.
Der Satiriker Sebastian „El Hotzo“ postete vor einem Jahr nach den
fehlgegangenen [4][Schüssen auf den damals noch Präsidentschaftskandidaten
Donald Trump], dass er es absolut fantastisch fände, wenn Faschisten
stürben – und landete deswegen nun vor Gericht. Denn er war anders als
Schiller und Hochhuth schlichtweg zu früh dran.
Denn der zeitgenössische Anhänger eines Tyrannenmords hat das gleiche
Problem wie der Tyrannenmörder selbst. Er kann eigentlich nur verlieren. Um
das zu verstehen, muss man sich dem Kern des Problems widmen: dem
Tyrannenmörder selbst.
Nehmen wir Georg Elser, der Ende 1939 versuchte, Hitler per Bombe zu töten
und 1945 im KZ Dachau ermordet wurde. Heute wird er gefeiert, weil er mit
seiner Tat Schlimmeres verhindert hätte. Vielleicht zumindest. Aber mal
angenommen, er hätte damit wirklich den Zweiten Weltkrieg gestoppt und den
Holocaust verhindert. Niemand würde heute Elsers Leistung sehen oder gar
feiern können. Im besten Fall wäre er weitgehend unbekannt, im schlimmsten
würde er als Mörder eines umstrittenen Reichskanzlers gebrandmarkt.
## Über das Gesetz erheben
Nehmen wir Thomas Matthew Crooks, dessen Name heute niemandem mehr etwas
sagt. Dem aber, sollte Trump die USA endgültig in ein faschistisches Regime
umwandeln, nach einer Redemokratisierung in einigen Jahrzehnten Denkmäler
gebaut werden könnten. Dann würde sicher auch ein Faschistenmord-Lob wie
von El Hotzo als angemessen gewertet. Heute darf er von Glück reden, dass
er als Witzfigur durchgeht. [5][So wurde sein Post vom Gericht als
geschmacklose, aber straffreie Satire durchgewunken].
Das ist das Dilemma aller Tyrannenmörder. Sie müssen sich über das Gesetz
erheben. Dass sie und ihre Fans dafür gefeiert werden, wird nur
wahrscheinlich, wenn sie scheitern.
Dass sie aber in ihrer Zeit Ehrerbietungen von offizieller Seite bekommen,
muss zwangsläufig die Ausnahme bleiben. Und wenn, dann wird auch das
schwierig, wenn nicht gar schmierig. Das zeigt schon die Geschichte von
Dionysos, der vor zweieinhalbtausend Jahren im griechisch dominierten
Syrakus auf Sizilien dank populistischer Volksreden per demokratischer Wahl
an die Macht kam, [6][bevor er per Staatstreich von oben die Verfassung
aussetzte].
Dieser Urtyrann hat dann, man kann es bei Schiller nachlesen, seinen
Attentäter sogar um Freundschaft gebeten. Was der geantwortet hat, ließ
Schiller offen. Laut anderen Quellen aber soll er dankend abgelehnt haben.
Denn Sympathie mit einem Tyrannenmörder mag vielleicht problematisch sein,
Freundschaft mit einem Tyrannen aber ist es zweifelsohne.
26 Jul 2025
## LINKS
[1] https://www.friedrich-schiller-archiv.de/inhaltsangaben/schiller-die-buergs…
[2] /Denkmal-fuer-Hitler-Attentaeter-/!5108015
[3] https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3561913-3558930-georg-elser-denkm…
[4] /Attentat-auf-Trump/!6020822
[5] /Gerichtsentscheid-ueber-Satire/!6099091
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Dionysios_I._von_Syrakus
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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