# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Ringen um Waffenruhe | |
> Die Hamas sollen der Freilassung von zehn Geiseln zugestimmt haben. Über | |
> die Lieferung von Hilfsgütern und Israels Abzug aus Gaza wird weiter | |
> verhandelt. | |
Bild: 7. Juli: Ein Fahrzeug der israelischen Armee nahe der Grenze zu Gaza nebe… | |
## Hamas stimmt Freilassung von zehn Geiseln zu | |
Im Ringen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas [1][im | |
Gazastreifen] hat die radikalislamische Palästinenserorganisation der | |
Freilassung von zehn israelischen Geiseln zugestimmt. Dies sei bei | |
„schwierigen“ [2][Waffenruhe-Verhandlungen mit Israel] vereinbart worden, | |
hieß es. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen warf | |
Israel indes vor, bei Luftangriffen 22 Palästinenser getötet zu haben. | |
Weitere zentrale Verhandlungspunkte, etwa die Lieferung von Hilfsgütern in | |
den Gazastreifen oder ein Rückzug der israelischen Armee aus dem | |
Palästinensergebiet, seien weiter ungeklärt, hieß es von der Hamas mit | |
Blick auf die Gespräche in Doha. | |
In die seit Wochen andauernden Verhandlungen um eine Waffenruhe und eine | |
Geiselfreilassung war jüngst wieder Bewegung gekommen. US-Präsident Trump | |
empfing Israels Regierungschef Netanjahu Anfang der Woche in Washington, um | |
mit ihm über eine Beendigung der „Tragödie“ zusprechen. Gleichzeitig | |
verhandeln Israel und die Hamas seit Sonntag in Katar in indirekten | |
Gesprächen über ein neues Abkommen. Auf dem Tisch liegt ein Vorschlag der | |
internationalen Vermittler für eine 60-tägige Feuerpause. Ägypten und Katar | |
vermitteln zwischen den beiden Konfliktparteien. | |
Netanjahu hatte während des Treffens mit Trump betont, seine Regierung | |
konzentriere sich auf die Bemühungen um die Freilassung der verbliebenen | |
Geiseln im Gazastreifen. Darüber hinaus sei die Vernichtung der Hamas | |
weiterhin ein zentrales Ziel Israels. Israels Außenminister Gideon Saar | |
bekräftigte seinerseits den Willen seiner Regierung zu einer Einigung. | |
„Israel ist ernsthaft bestrebt, ein Geisel- und Waffenstillstandsabkommen | |
zu erreichen. Ich glaube, dass das machbar ist“, sagte Saar am Mittwoch. | |
Auch Trump äußerte sich mehrfach zuversichtlich und betonte, dass auch die | |
Hamas eine Waffenruhe wolle. Sein Sonderbeauftragter Steve Witkoff sagte am | |
Dienstag, er hoffe auf eine Waffenruhe „bis Ende dieser Woche“. (afp) | |
## Rakete aus dem Jemen abgefeuert | |
Das israelische Militär erklärte derweil am Donnerstagmorgen, eine aus dem | |
Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen zu haben. „Nach den Sirenen, die vor | |
kurzer Zeit in mehreren Gebieten Israels zu hören waren, wurde eine aus dem | |
Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen“, schrieb das Militär auf X. Israels | |
Armee hatte vor wenigen Tagen Ziele der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen. | |
Anfang der Woche attackierten Luftwaffe und Marine eigenen Angaben zufolge | |
„Terrorinfrastruktur“ der pro-iranischen Miliz in den Häfen von Hodeida, | |
Ras Isa und Salif. | |
Die Huthis kontrollieren einen Großteil des Jemen, darunter die Hauptstadt | |
Sanaa. Im November 2023 hatten die Huthis damit begonnen, im Roten Meer und | |
im Golf von Aden Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel | |
anzugreifen, darunter auch US-Handelsschiffe, eigenen Angaben zufolge aus | |
Solidarität mit den Palästinensern. Die USA und ihre Verbündeten reagierten | |
darauf seit Anfang 2024 mit Angriffen auf Huthi-Ziele im Jemen. (afp) | |
## Hamas sieht weiter ungelöste Fragen bei Gaza-Gesprächen | |
Die islamistische Hamas sieht bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im | |
Gaza-Krieg weiter ungelöste Streitpunkte. Dies seien die Bereitstellung von | |
Hilfsgütern, der Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen sowie | |
„echte Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand“, teilte die | |
Terrororganisation mit. Über diese drei Kernfragen werde weiterhin | |
verhandelt. | |
Die Terrororganisation widersprach damit Medienberichten, wonach die | |
meisten Streitpunkte bereits geklärt worden seien. Die weiterhin ungelöste | |
Frage sei der teilweise Rückzug der israelischen Streitkräfte während der | |
Waffenruhe, hatten die US-Nachrichtenseite Axios sowie die Times of Israel | |
gemeldet. Israel hat den Berichten zufolge inzwischen aber eine neue Karte | |
vorgelegt, die einen weitergehenden Rückzug seiner Streitkräfte darstellt, | |
als zuvor präsentiert. Dadurch sei ein bedeutender Fortschritt in den | |
Gesprächen erzielt worden, hieß es. | |
Bereits vor Beginn der Gaza-Gespräche in der katarischen Hauptstadt Doha, | |
die bereits seit einigen Tagen andauern, hatte die Hamas erklärt, sie sehe | |
noch Klärungsbedarf in den drei besagten Punkten. Die | |
Islamistenorganisation arbeite „weiter ernsthaft und positiv mit den | |
Vermittlern zusammen, um die Hindernisse zu überwinden“, teilte die Hamas | |
weiter mit. (dpa) | |
## USA verhängen Sanktionen gegen UN-Berichterstatterin | |
Die USA verhängen Sanktionen gegen die UN-Sonderberichterstatterin für | |
[3][die Palästinensergebiete], Francesca Albanese. US-Außenminister Marco | |
Rubio begründete dies damit, dass Albanese eine „Kampagne politischer und | |
wirtschaftlicher Kriegsführung“ gegen die Vereinigten Staaten und Israel | |
führe. Insbesondere habe die Italienerin das Vorgehen des Internationalen | |
Strafgerichtshofs (IStGH) gegen Verantwortliche in den USA und Israel | |
gefördert. | |
In einer Erklärung Rubios hieß es, Albanese habe sich für die | |
internationalen Haftbefehle eingesetzt, die der IStGH im November gegen | |
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und den damaligen | |
Verteidigungsminister Joav Gallant erlassen hatte. Der Strafgerichtshof | |
legt ihnen im Zusammenhang mit dem Gazakrieg Verbrechen gegen die | |
Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zur Last. Was genau die US-Sanktionen | |
umfassen, blieb unklar. | |
Darüber hinaus warf Rubio der Italienerin vor, internationale Ermittlungen | |
und Strafverfolgung gegen US-Firmen und ihre Führungskräfte angeregt zu | |
haben. Die USA reagieren damit auf einen Bericht, den Albanese vergangene | |
Woche in Genf vorgelegt hatte. Darin warf sie 48 internationalen Firmen | |
vor, zunächst von der „illegalen Besatzung und Apartheid“ Israels in den | |
Palästinensergebieten profitiert zu haben und nun vom „Genozid“ im | |
Gazastreifen. Namentlich nannte sie unter anderem Microsoft und die | |
Reiseplattform Booking.com. | |
Die US-Vertretung bei der UNO in Genf rief UN-Generalsekretär António | |
Guterres daraufhin auf, Albanese abzuberufen. Die Vertretung warf ihr | |
„virulenten Antisemitismus“ und „anti-israelische Voreingenommenheit“ v… | |
Israels Außenminister Gideon Saar nannte die US-Sanktionen gegen Albanese | |
auf X eine „klare Botschaft“ an die Vereinten Nationen. Israels | |
Regierungschef Netanjahu hält sich bis Donnerstag in Washington auf und war | |
in den vergangenen beiden Tagen zwei Mal mit US-Präsident Donald Trump | |
zusammengekommen, um über eine möglichen Waffenruhe im Gazastreifen zu | |
beraten. | |
Albanese ist Juristin und seit Mai 2022 UN-Sonderberichterstatterin für die | |
Menschenrechtslage in den Palästinensergebieten. Sie wurde vom | |
Menschenrechtsrat mit Hauptsitz in Genf ernannt. In dieser Funktion spricht | |
sie nicht für die Vereinten Nationen selbst. Sie hatte die israelische | |
Militäroffensive im Gazastreifen wiederholt scharf kritisiert und gilt | |
deshalb in Israel als unerwünschte Person. Sie nannte die Offensive etwa | |
eine „staatlich organisierte, erzwungene Vertreibung und Ersetzung der | |
Palästinenser“. (afp) | |
## Tote bei Angriffen Israels in Gaza | |
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind palästinensischen | |
Angaben zufolge wieder mehrere Menschen getötet worden. Vier Palästinenser | |
seien ums Leben gekommen und rund 20 verletzt worden, als ein Wohnhaus in | |
der Stadt Gaza getroffen worden sei, hieß es. Die palästinensische | |
Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, | |
unter den Toten sei auch ein Kleinkind. Israels Armee äußerte sich auf | |
Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht. | |
Palästinensische und soziale Medien veröffentlichten ein Video, das drei in | |
Tücher und Decken gehüllten Leichen, darunter eine kleine, in einer Klinik | |
zeigen soll. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht bestätigt | |
werden. Laut Wafa wurden in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets | |
zudem elf Menschen getötet und weitere verletzt. Auch bei diesem Angriff | |
habe Israel das Haus einer Familie getroffen. Details zu den Opfern gab es | |
zunächst nicht. Die israelische Armee sagte auf Anfrage, sie habe bei dem | |
Angriff in der Nacht Mitglieder der Hamas in der Gegend getroffen. Diese | |
hätten Terroranschläge auch gegen israelische Zivilisten geplant. Das | |
israelische Militär habe vor dem Angriff Maßnahmen getroffen, um die | |
Zivilbevölkerung zu schonen. | |
Die palästinensische Nachrichtenagentur meldete weitere tödliche Angriffe | |
im Gazastreifen. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig | |
überprüfen. | |
Israels Militär teilte weiterhin mit, sie habe mit der Umstellung der Stadt | |
Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen begonnen. „Die Truppen sind im | |
Einsatz, um Terroristen auszuschalten und die terroristische Infrastruktur | |
sowie die militärischen Kapazitäten der Hamas in dem Gebiet zu zerstören.“ | |
Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht verifizieren. In Beit Hanun | |
wurden am Montagabend fünf israelische Soldaten durch eine am Straßenrand | |
platzierte Bombe getötet. (dpa) | |
## Schiff nach Huthi-Angriff gesunken | |
Nach einem Angriff der Huthi-Miliz im Roten Meer ist das Frachtschiff | |
„Eternity C“ gesunken. Nur sechs der 25 Besatzungsmitglieder seien bisher | |
gerettet worden, teilte die EU-Militärmission Aspides mit. Damit könnte es | |
rund 20 Tote gegeben haben. Während der stundenlangen Kämpfe um die | |
„Eternity C“ am Dienstag hatte Aspides drei Tote gemeldet. Am Mittwochabend | |
wurde weiter nach Überlebenden gesucht. | |
Die mit dem Iran und der Hamas verbündete Huthi-Miliz aus dem Jemen | |
reklamierte den Angriff für sich und veröffentlichte am Mittwoch ein Video, | |
das Raketenattacken auf den unter liberianischer Flagge fahrenden Frachter | |
zeigte. Über Löcher im Rumpf drang Wasser ein und das Schiff begann zu | |
sinken, wie im Video zu sehen war. Die Angreifer skandierten dabei Parolen | |
gegen Israel und die USA. An Bord waren laut Aspides 21 Seeleute aus den | |
Philippinen sowie ein Russe und drei Sicherheitsleute. | |
Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen | |
Hamas im Gazastreifen haben die Huthi immer wieder Schiffe unter Beschuss | |
genommen. Der Untergang der „Eternity C“ und der „„Magic Seas“ wenige… | |
zuvor schürten aber die Sorge vor einer neuen Eskalation. (ap) | |
10 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Cafe-in-Gaza-Stadt/!6094665 | |
[2] /Verhandlungen-fuer-Waffenruhe/!6096044 | |
[3] /Jahrestreffen-der-OSZE/!6097961 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Gaza | |
Palästina | |
Benjamin Netanjahu | |
Israel | |
Donald Trump | |
Marco Rubio | |
Geisel | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Nahost-Debatten | |
Kolumne Gaza-Tagebuch | |
Gaza-Krieg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
+++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Hoffnung auf baldige Waffenruhe | |
Die Gespräche um die mögliche Waffenruhe halten an. Netanjahu hofft auf die | |
Freilassung von zehn Geiseln. UN-Ermittlerin Albanese wehrt sich gegen | |
Trump. | |
Utopie eines Israel-Palästina: Eine Vision in dunkler Zeit | |
Der Kulturzionist Martin Buber wird neu gelesen. Seine Utopie eines | |
binationalen Israel-Palästina eröffnet Perspektiven, die es dringend | |
braucht. | |
Gaza-Tagebuch: „Mein Herz will es glauben“ | |
Jedes Gerücht über eine bevorstehende Waffenruhe löst in den Straßen von | |
Gaza Jubel und Hoffnung aus. Genauso schnell kommt die Ernüchterung. | |
Verhandlungen für Waffenruhe: Plan mit Knackpunkten | |
Der Deal für eine Waffenruhe in Gaza soll noch in dieser Woche kommen. | |
Vieles scheint bereits ausgehandelt. Woran er noch scheitern kann. |