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# taz.de -- Duo Dana and Alden: Westcoast-Jazz in luftiger Anmutung
> Das Duo Dana and Alden kombiniert auf seinem Album „Speedo“ souligen
> Retrovibe mit Gegenwartssounds. Verträumtes verträgt sich dabei mit
> Disco.
Bild: Hauptsache entspannt: das Brüderduo Dana and Alden
Es ist eines der bemerkenswertesten Revivals in letzter Zeit: Wie der Jazz
ein neues, junges Publikum fand – nicht nur in seinen Dancefloor-Spielarten
oder als Samples in HipHop-Tracks. Sondern, wie im Fall der Brüder McWayne,
die als Dana and Alden gerade ihr drittes Album „Speedo“ veröffentlicht
haben, mit einem vorwiegend instrumentalen Sound und souligem Retrovibe.
Den Reigen ihres Jazzalbums eröffnet ein wehmütiges Saxofon als
Klangsignatur bei „Baby, You’re Gonna Miss That Plane“.
Es waren verschlungene Pfade, die Dana und Alden, aufgewachsen im
hippiesken Städtchen Eugene, Oregon, im pazifischen Nordwesten der USA, in
diese musikalischen Gefilde führten. Etwa dass ihre Mutter die Kids, obwohl
in Jugendjahren als Sportler aktiv, nötigte, in der „Middle School Jazz
Band“, der Schulbigband, mitzuwirken. Dort, so erzählen die beiden im
Rahmen ihrer sehenswerten Live-Performance [1][mit Begleitband für den
Radiosender KEXP], trafen sie auf eindrückliche Persönlichkeiten der
lokalen Musikszene und wurden unter deren Fittiche genommen.
Später coverte Alden – mit 23 der Jüngere der beiden – mit Musikerfreunden
HipHop-Tracks, etwa von [2][Earl Sweatshirt] oder MF Doom. Dass seine
Online-Follower darauf gleich ansprangen, war der Tatsache geschuldet, dass
Alden unter dem Alias @gucci_pineapple bereits eine Internet-Berühmtheit
war. Während der Coronapandemie hatte er angefangen, unter diesem Pseudonym
hübsch pointenfreie Comedy bei TikTok hochzuladen. Als Dana und Alden dann
eigene Songs komponierten, griffen sie auf das zurück, was sie in der
Schulband gelernt hatten.
Kleine Anekdote am Rande: Vor einigen Jahren kam ich in einem Berliner Club
mit einem jungen Mann ins Gespräch; auf der Bühne stand die äthiopische
Jazzlegende Hailu Mergia. Mergias Musik, so stellte sich heraus, war dem
jungen Mann in einem Skate-Video begegnet. Nun wollte er den äthiopischen
Pionier unbedingt live erleben. Der überraschende Appeal von Jazz liegt
vielleicht daran, dass Improvisation gerade angesichts endloser Kopier- und
Reproduzierbarkeit einen neuen Reiz entwickelt.
Multiinstrumentalist Dana hat das Saxofon inzwischen als sein
Hauptinstrument adoptiert; im Brotberuf arbeitet er als Inspektor von
Biobauernhöfen. Alden, der sein Schlagzeug unaufdringlich und ohne große
Posen spielt, hat gerade sein Musikstudium am Berklee College in Boston
abgeschlossen. Auf die ersten Dana-and-Alden-Alben traf die etwas
inflationäre Beschreibung durchaus zu, dass bei diesem Duo jazzige Melodien
auf Indie-Mentalität treffen – was ja alles und nix bedeuten kann.
## Vergnügte Melancholie
„Speedo“ stellt nun einen musikalischen Qualitätssprung dar. Die
Veröffentlichung wirkt runder, das Songwriting ausgereifter als auf den
etwas beliebig geratenen Vorgängerwerken „Coyote, You’re My Star“ (2024)
und „Quiet Music for Young People“ (2023) – auf Letzterem findet sich
übrigens ihr viraler Hit „Let’s Go to Trader Joe’s“. Thematisch und
stilistisch breiter aufgestellt, transportieren die neuen Songs bei aller
Vielfalt eine stille, vergnügte Melancholie.
Diese klangliche Stringenz ist wohl dem libanesischen Komponisten und
Produzenten Charif Megarbane zu verdanken. Die Brüder hatten den Eklektiker
und Tüftler, zunächst eine lose Bekanntschaft, letzten Winter in Lissabon
besucht – eigentlich, um mit ihm zu jammen. Während einiger verregneter
Januartage entstanden dort die 18 Songs von „Speedo“.
Durch die Musik schweben trotz Retroanmutung auch Gegenwartssounds wie
Staubkörner im Gegenlicht: Flirrender Dreampop bei „Childhood Crush“;
Synthie-Pop, der bald Richtung Disco driftet, im hoffnungsvollen „Don’t Run
Away“. Der Song „Lisbon in Rain“ lässt einen in impressionistischer Mani…
durch die Stadt schlendern, wie man es bei Regen allerdings kaum tun würde
– höchstens in Gedanken.
„Speedo“ ist ein luftiges Album für laue Nächte, das seine Hörer:innen
noch sanft melancholisch einlullen wird, wenn das Licht wieder brüchiger
sein wird.
10 Jul 2025
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=_8-6m5ZusHg
[2] /Neues-Rapalbum-von-Earl-Sweatshirt/!5828185
## AUTOREN
Stephanie Grimm
## TAGS
Neues Album
Jazz
HipHop
Synthpop
USA
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Black Atlantic
Musik
HipHop
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