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# taz.de -- Russische Angriffe auf die Ukraine: Die Explosionen kamen nach Mitt…
> Der Pryvos-Markt ist für die Bewohner von Odessa Herz und Seele der
> Stadt. Dann kommen die russischen Drohnen und hinterlassen ein Bild der
> Verwüstung.
Bild: Russische Drohnen zerstören ein Wohnhaus in Odessa
Nichts war an diesem Donnerstagmorgen auf dem zentralen Pryvos-Markt in
Odessa so wie sonst. Kein aufgeregtes Schnattern der Verkäuferinnen, kein
lautes Anpreisen von Granatapfelsaft und Nüssen durch die georgischen und
armenischen Verkäufer. Schweigen war angesagt, bei Käuferinnen und
Verkäuferinnen.
Schon lange vor dem Betreten des Marktgeländes sticht dem Besucher der
Geruch von Rauch in die Nase. Dann bietet sich ein Bild der Verwüstung.
Viele Geschäfte sind ausgebrannt, ihre Wände im Inneren schwarz vor Ruß, in
einer Ecke raucht es noch. Vor den Pavillons stehen Feuerwehrautos.
Offensichtlich hat die Feuerwehr zu dieser morgendlichen Stunde noch nicht
den ganzen Brand gelöscht. Polizisten geben den Besuchern Anweisungen, wo
sie gehen dürfen und wo nicht. Manche Geschäfte sind heil geblieben, haben
nur die Schaufensterscheiben verloren.
Wieder haben in der Nacht auf Donnerstag [1][russische Drohnen die
südukrainische Millionenstadt terrorisiert]. Irgendwann nach Mitternacht
kamen sie, die Explosionen waren in der ganzen Stadt zu hören. Den diesmal
getroffenen acht Hektar großen und über 200 Meter langen Pryvos-Markt, der
auch als Fischmarkt eine gute Adresse ist, bezeichnen die Odessiten
liebevoll als [2][ihr Herz und ihre Seele].
## „Ein fürchterliches Krachen“
Wortlos packt ein Ehepaar um die 50 seine wenigen Habseligkeiten,
Spielsachen und Schreibwaren auf ein kleines Wägelchen und verlässt den
Markt, ohne sich noch einmal zu ihrem kleinen Geschäft mit den verkohlten
Wänden umzudrehen. Die beiden stehen für die vielen Kleinhändler auf dem
Pryvos, die mit ihren kleinen Geschäften um ihr Überleben kämpfen.
„Ich habe heute ein fürchterliches Krachen gehört“, sagt eine Dame in
mittleren Jahren zu ihrer Freundin an diesem heißen Sommertag. „Dann bin
ich auf den Balkon und habe den Pryvos-Markt in einem feuerroten Schein
gesehen. Und da habe ich gewusst, dass es unseren Markt getroffen hat.“
Ihre Freundin schweigt. Aber beiden ist anzusehen, dass sie diesen Angriff
auf den Pryvos-Markt empfinden, als hätte es [3][ihre eigene Wohnung
getroffen].
Doch die russischen Angriffe auf Odessa hatten nicht nur den Markt
getroffen. Auch ein neunstöckiges Haus ist so weit in Mitleidenschaft
gezogen, dass alle Wohnungen zwischen fünfter und neunter Etage zerstört
sind. Das Gebäude, so die Katastrophenschutzbehörde, ist einsturzgefährdet.
Drei Menschen wurden bei dem Angriff auf Odessa verletzt, berichtet
strana.today.
Ein Tag zuvor noch, so Präsident Selenskyj zu den jüngsten Angriffen, habe
die Ukraine in Istanbul der russischen Seite erneut einen Waffenstillstand
vorgeschlagen. „Als Antwort darauf greifen russische Drohnen Wohnhäuser und
den Pryvos-Markt in Odessa, Hochhäuser in Tscherkassy, die
Energieinfrastruktur in der Region Charkiw, die Sporthalle der Universität
in Saporischschja sowie die Regionen Donezk, Sumy und Mykolajiw an“,
zitiert die Nachrichtenagentur Ukrinform Präsident Selenskyj.
## Drohnen auch auf andere Städte
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli hatte Russland nach Angaben der
ukrainischen Luftwaffe die Ukraine mit über hundert Drohnen und vier
Marschflugkörpern angegriffen. Betroffen waren neben Odessa vor allem
Mykolajiw, Sumy, Charkiw, Tscherkassy und Saporischschja. Man habe 90
Drohnen und eine Rakete erfolgreich abwehren können, so die Luftwaffe.
Am Donnerstagmorgen traf es dann wieder Charkiw. 33 Menschen, so
Bürgermeister Ihor Terechow, seien dabei verletzt worden. Nach Angaben von
Terechow wurden mehr als zehn Mehrfamilienhäuser beschädigt. In einigen
Wohnungen seien die Bewohner noch eingeschlossen. Außerdem, so Terechow,
seien etwa 15 Autos in Brand geraten, eine Umspannstation beschädigt
worden.
Auch im russischen Gebiet Belgorod wurden Menschen mit Drohnen beschossen.
Der Gouverneur des Gebietes, Wjatscheslaw Gladkow, berichtet auf seinem
Telegram-Kanal von vier Personen, die an einem Tag von ukrainischen Drohnen
verletzt worden seien. Belgorod liegt 80 Kilometer von Charkiw entfernt auf
der russischen Seite der Grenze.
24 Jul 2025
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## AUTOREN
Bernhard Clasen
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